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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chaudron; Chauffeurs; Chauken; Chauliac; Chaulieu; Chaumette; Chaumont; Chaŭna; Chauny

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Chaudron - Chauny

Chaudron, engl. Steinkohlenmaß, s. Chaldron.

Chauffeurs (frz., spr. schoföhr), s. Claque.

Chauken, niederdeutsches Volk, welches die Römer 12 v. Chr. in den Marschländern zu beiden Seiten der Weser fanden, westwärts bis zur Jade, ostwärts bis gegen die Elbe hin ausgedehnt. Ihr Name schwand in dem allgemeinen der Sachsen, einige Teile sind aber wohl in den Friesen, einige in den salischen Franken aufgegangen.

Chauliac (spr. scholĭáck), Guy de, latinisiert Guido de Cauliaco, Chirurg, geb. kurz vor 1300 in Cauliaco in der Auvergne, studierte in Montpellier und Bologna Medizin, war Arzt bei den in Avignon residierenden Päpsten Clemens Ⅵ., Innocenz Ⅵ. und Urban Ⅴ. Von seinen zahlreichen Schriften sind uns nur zwei erhalten, die «Chirurgia parva» und das «Collectorium artis chirurgicalis medicinae». Letzteres Buch bringt die berühmte Beschreibung des schwarzen Todes vom J. 1348; es erschien in zahlreichen Übersetzungen und galt Jahrhunderte lang als das beste chirurg. Lehrbuch.

Chaulieu (spr. scholĭöh), Guillaume Amfrye de, franz. Dichter, geb. 1639 zu Fontenay, gelangte durch die Gunst des Herzogs von Vendôme in den Besitz der Abtei von Aumale und anderer Pfründen, von denen er jährlich 30000 Livres Einkünfte hatte, lebte zu Paris im «Temple», der Residenz seines Gönners, und gehörte zu dem Kreise von Epikureern und Schöngeistern, die sich dort versammelten. Er starb 27. Juni 1720. Sein Beiname «Anacréon du Temple» charakterisiert seine poet. Richtung. C.s Werke wurden am besten von Fouquet (2 Bde., Par. 1774) und Lémontey (ebd. 1825) herausgegeben.

Chaumette (spr. schométt), Pierre Gaspard, Fanatiker der Französischen Revolution, geb. 24. Mai 1763 zu Nevers als Sohn eines Schuhmachers, machte wissenschaftliche Studien, trat dann in Seedienste und war beim Ausbruch der Revolution Schreiber bei einem Advokaten zu Paris. Hier wurde er Mitarbeiter an Prudhommes Zeitung «Les Révolutions de Paris» und trat in Verbindung mit Camille Desmoulins. Bei den Greuelthaten vom Aug. und Sept. 1792 wirkte er in erster Linie mit. Seinen Vornamen vertauschte er mit Anaxagoras, weil dieser, wie er erklärte, ein Heiliger gewesen wäre, der für seinen Republikanismus gehängt worden sei. Die Errichtung des Revolutionstribunals, die Bildung einer Revolutionsarmee, das Gesetz gegen die Verdächtigen, die Hinrichtung der Königin u. a. waren mit sein Werk. C. gehörte zur Partei der Hébertisten (s. d.) und betrieb vor andern die Einführung des Kultus der Vernunft. Er schlug dem Konvent vor, Notre-Dame in einen Tempel der Vernunft zu verwandeln, was dann Chabot durchsetzte (Nov. 1793). Der Sturz Héberts durch Robespierre ward auch C. verderblich; er wurde der Verschwörung gegen den Konvent beschuldigt und 13. April 1794 hingerichtet.

Chaumont (spr. schomóng), Bergrücken des Schweizer Juras, nordöstlich von Neuchâtel im schweiz. Kanton Neuenburg, 1173 m hoch, verlängert sich zwischen Val de Ruz und dem Neuenburgersee bis zur Berner Grenze, wo er sich an den Chasseral (s. d.) anschließt. An den Flanken ist der Berg dicht bewaldet, auf der Hochfläche von etwa 1000 m Höhe mit prächtigen Alpweiden bedeckt. Die Aussicht, eine der schönsten der Schweiz, ist der vom Chasseral ähnlich. Von Neuchâtel wird der Berg, der auf der Höhe mehrere Landsitze und ein großes Kurhotel trägt, häufig auf Fußwegen oder auf gutem Fahrwege in 2‒2½ Stunden bestiegen. Auf der Höhe die «Pierre à Bot», ein großer aus der Montblanc-Gruppe stammender Findling, der vom alten Rhônegletscher hierher verschleppt wurde.

Chaumont (spr. schomóng). 1) Arrondissement im franz. Depart. Haute-Marne (Champagne), hat 2448,74 qkm, (1891) 79782 E., 195 Gemeinden und zerfällt in die 10 Kantone Andelot (247,72 qkm, 6061 E.), Arc-en-Barrois (244,50 qkm, 4394 E.), Bourmont (232,97 qkm, 8115 E.), Châteauvillain (334,93 qkm, 7981 E.), C. (278,09 qkm, 18892 E.), Clefmont (186,55 qkm, 5872 E.), Juzennecourt (247,12 qkm, 5292 E.), Nogent-en-Bassigny (257,84 qkm, 11810 E.), St. Blin (224,05 qkm, 5144 E.), Vignory (194,97 qkm, 6221 E.). – 2) Chaumont-en-Bassigny (spr. ang bassinnjih), Hauptstadt des Depart. Haute-Marne und des Arrondissements C., auf einer Anhöhe am Zusammenflusse der Suize und Marne, an den Linien St. Dizier-C.-Gray, Troyes-C.-Langres und C.-Châtillon-sur-Seine (44 km) der Franz. Ostbahn, ist Sitz der Departementsbehörden, eines Gerichtshofs erster Instanz, eines Assisenhofs, Handels- und Friedensgerichts, eines Oberbergamts, einer Filiale der Bank von Frankreich und der Kommandos der 13. Infanteriedivision und 26. Infanteriebrigade. C. hat (1891) 10626, als Gemeinde 13280 E., in Garnison das 109. Infanterieregiment; eine schöne Kirche St. Jean-Baptiste (13. Jahrh.), ein Stadthaus, Justizpalast, Krankenhaus, ein Lyceum, Lehrerseminar, Bibliothek, Museum (mit einem Christuskopf von Dürer), Theater und vier Zeitungen. Großartig ist der Eisenbahnviadukt von 600 m Länge, der auf 50 Bogen über das Thal der Suize führt. Von dem Schlosse der Grafen von Champagne ist nur noch der Turm Hautefeuille (10. Jahrh.) erhalten. Die Bevölkerung fabriziert Wollzeuge, berühmte lederne Handschuhe, Zucker, Messerschmiedewaren und unterhält Wachsbleichen und Lohgerbereien, treibt auch Handel mit Korn, Eisenwaren und Kohlen. – Die Stadt ist bekannt durch den Vertrag von C., den am 9. März 1814 Rußland, Preußen, Österreich und Großbritannien zur Herstellung des Weltfriedens und, wie später offenbar wurde, zur weitern Gestaltung der europ. Verhältnisse schlossen. Die allgemeine Allianzakte spricht die Notwendigkeit eines Kampfes gegen Napoleon aus, im Falle er sich nicht zum Frieden auf der vorgeschlagenen Grundlage der Grenzen von 1792 und der Unabhängigkeit von Holland, Italien, Spanien, der Schweiz und Deutschland bequemen sollte, und stellt die neue Ordnung der Dinge unter die Garantie der vier Mächte. Ein Offensiv- und Defensivbündnis gegen Napoleon Ⅰ. wurde auf 10 Jahre geschlossen. Das Dokument wurde auf den 1. März zurückdatiert.

Chaŭna, s. Wehrvögel.

Chauny (spr. schonih), Hauptort des Kantons C. (158,50 qkm, 20 Gemeinden, 21269 E.) im Arrondissement Laon des franz. Depart. Aisne, in 56 m Höhe, am rechten Ufer der Oise, wo dieselbe schiffbar wird, und an einem Seitenkanal sowie an den Linien Paris-C.-St. Quentin, Anizy-C. (25 km), C.-St. Gobain (15 km) der Franz. Nordbahn, hat (1891) 9033, als Gemeinde 9315 E., Post, Telegraph, ein Handelsgericht, bedeutende Glasindustrie, Schiffbau, Fabrikation von Zucker und Chemikalien, Eisengießerei und Handel. – Die

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