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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cheduba - Cheiron

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Chediv'

S. 232a), der sich bis dahin von den absetzbaren Provinzialstatthaltern der Pforte, den Walis, in der amtlichen Würdebezeichnung nicht unterschieden hatte, vom Sultan gewährte höhere Titel.

Cheduba (engl. Schreibung von Tscheduba), Insel an der Küste von Arakan.

Cheer (engl., spr. tschihr), Freuden-, Jubel-, Hoch-, Beifallruf.

Chef (frz., spr. scheff), Haupt, Oberhaupt, Anführer, Vorsteher; in der deutschen Armee angewendet bei den Befehlshabern der Compagnien, Eskadronen, Batterien, in der französischen bei den Befehlshabern der Bataillone, mehrerer Eskadronen oder Batterien. Das franz. «Général en chef» entspricht dem deutschen «Oberbefehlshaber» einer Armee. In der preuß. und russ. Armee giebt es auch C. der Regimenter u. s. w., ungefähr gleichbedeutend mit den «Inhabern» bei den andern Armeen.

Chefarzt, in den Friedens- und Kriegslazaretten der deutschen Armee Bezeichnung desjenigen Sanitätsoffiziers, welcher den Befehl über das gesamte Lazarett führt. Derselbe ist Vorgesetzter des für den Dienst im Lazarett bestimmten militärischen, ärztlichen und Verwaltungspersonals und hat über dasselbe die Disciplinargewalt eines nicht detachierten Compagniechefs. Die Einführung von C. in die Friedenslazarette an Stelle der frühern Lazarettkommissionen (s. d.) erfolgte zuerst in der preuß. Armee durch kriegsministerielle Verordnung vom 24. Okt. 1872, nachdem die einheitliche Befehlsführung durch einen ärztlichen Leiter für Feldlazarette bereits in dem preuß. «Reglement über den Dienst der Krankenpflege im Felde» von 1863 eingeführt war und in den Kriegen 1864 und 1866 sich vorzüglich bewährt hatte. In Baden hatte schon bei der in den fünfziger Jahren daselbst organisierten Sanitätscompagnie (s. d.) ein Arzt als Chef fungiert; dieselbe wurde jedoch 1868 in ein Sanitätsdetachement nach preuß. Muster, also mit geteilter Befehlsführung durch einen Offizier und einen Arzt, umgewandelt. In neuester Zeit hat der Grundsatz einheitlicher Leitung der Lazarette durch C. nicht nur bei den Armeen fast sämtlicher größern Staaten allgemeine Durchführung, sondern auch hier und da in Civilkrankenhäusern Eingang gefunden.

Chef d’œuvre (frz., spr. sche döwr), Hauptwerk, Meisterwerk.

Chefoo, s. Tschi-fu.

Cheilangĭoskopie (grch.), die von C. Hüter angegebene Untersuchungsmethode, durch die man den Blutkreislauf in der Lippenschleimhaut des Menschen unter dem Mikroskop beobachten kann.

Cheilitis (grch.), Lippenentzündung.

Cheilon, s. Chilon.

Cheiloplástik oder Chiloplastik (grch.), Lippenbildung, chirurg. Operation, welche die Neubildung der durch Krankheiten oder Verletzungen verloren gegangenen Lippen bezweckt.

Cheimatobĭa, s. Frostschmetterling.

Cheiránthus L., Pflanzengattung aus der Familie der Kruciferen (s. d.) mit 12 sehr variabeln Arten, vornehmlich in Südeuropa und den Umgebungen des Mittelländischen Meers, zum Teil auch in den Gebirgen Nordamerikas und im Himalaja. Es sind Stauden oder Halbsträucher mit lanzettförmigen oder linealen, gezähnten oder ganzrandigen Blättern und gelben oder orangeroten, in lange Trauben gestellten Blüten. Die bekannteste Art, der Goldlack, C. Cheiri L., eine überall kultivierte, ↔ auch mit gefüllten Blumen vorkommende Zierpflanze, findet sich schon in den Rheingegenden und im südl. Deutschland wild oder verwildert an Mauern, Ruinen, Felsen. Im nördl. Deutschland müssen die Lackstöcke, im Orangeriehause oder im Zimmer überwintert werden, da sie im Freien auch unter Bedeckung leicht erfrieren.

Cheir-eddin (Chair-eddin), der zweite türk. Herrscher in Algier, Bruder des Horuk (s. d.), mit dem abendländ. Beinamen Barbarossa (ausBaba ’Arudsch), eroberte 1515 mit seinem Bruder Algerien und teilte das Reich so, daß jener den Osten, er selbst den Westen erhielt. Nach Horuks Tod 1518 erbte er dessen Reich, stellte sich 1519 unter die Oberherrlichkeit des türk. Sultans und erweiterte bald darauf seine Herrschaft durch die Unterwerfung von Tunis. Seine Piratenzüge beunruhigten alle christl. Mittelmeerländer, sodaß endlich Kaiser Karl V. eine Expedition gegen ihn beschloß. Am 18. Juli 1535 landete Karl V. mit 500 Schiffen und 30000 Mann Landtruppen an der Küste von Tunis, erstürmte 25. Juli das hartnäckig verteidigte Goletta, wobei er die feindliche Flotte von 86 Fahrzeugen erbeutete, und brach dann gegen Tunis selbst auf. C. rückte dem Kaiser entgegen, wurde aber geschlagen und mußte sich nach Bona zurückziehen. Karl V. gab nun Tunis dem vertriebenen Fürsten zurück. C., obgleich auf Algerien beschränkt, setzte jedoch unter dem Namen eines türk. Admirals seine Kriegs- und Raubzüge fort. Er führte die Einwohner von Mahon auf Minorca hinweg, schlug im Golf von Arta selbst den Dogen von Genua, Andrea Doria (s. d.), eroberte 1539 nach harter Belagerung Castelnuovo an der dalmat. Küste, vernichtete 1540 eine christl. Flotte bei Kreta, zog 1542 mit einer starken Seemacht König Franz I. von Frankreich zu Hilfe und wirkte im Bunde mit diesem bei der Einnahme Nizzas 1543 mit. Er starb 1547 in Konstantinopel.

Cheirocrinus Hall., Handseelilie, eine der merkwürdigsten unter den zahlreichen Formen nordamerik. Paläocrinoideen (s. d.) oder Tesselaten, das einzige Genus der Crinoideenklasse, bei dem die Krone (der Kelch mit den Armen) nicht in der Richtung des Stieles nach oben gerichtet ist, sondern in spitzem Winkel von dem Kelchende des Stieles, einer Hand mit den Fingern ähnlich, herabhängt.

Cheiron (lat. Chiron), Sohn des Kronos und der Philyra, einer der Kentauren. Körperlich diesen wilden Dämonen gleichend, wird er, ähnlich wie Pholos (s. d.), seinem Wesen nach stets hoch über alle übrigen gestellt, schon in der Ilias, die ihn den gerechtesten der Kentauren nennt. Er ist ein gütiger Berggeist, ein Freund der Götter und Heroen, ausgezeichnet namentlich durch Kenntnisse in der Arzneikunde; viele Helden hat er in seiner Höhle auf dem kräuterreichen Peliongebirge erzogen, wie Asklepios, Jason und Achilleus. Ein bekanntes pompej. Wandgemälde stellt ihn dar, wie er den jungen Achilleus im Leierspiel unterrichtet. Seinen Enkel Peleus rettete er aus den Händen der Kentauren, verhalf ihm durch seinen klugen Rat zum Besitze der Thetis und schenkte ihm zur Hochzeit die wunderbare, nie fehlende Lanze, mit welcher später Achilleus den Telephos verwundete und heilte. Bei der Kentaurenverfolgung wurde er entweder durch eigene Unachtsamkeit oder durch ein Versehen des Herakles von einem der Pfeile getroffen, welche in das Blut der lernäischen Hydra getaucht waren. Da die mit dem Hydrablut vergiftete Wunde unheilbar war, verzichtete er zu Gunsten

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 136.

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