Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

181

Chile (Industrie und Handel. Verkehrswesen)

sind Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Hanf, Luzerne (als Viehfutter) und Tabak; unter den Obstsorten: Walnüsse (Ausfuhr 1888: 2124485 kg, auch nach England, Frankreich und Deutschland), Äpfel, Pfirsiche, Weintrauben, Erdbeeren, weiter nördlich Mandeln und Feigen. In den südlichsten Provinzen tritt bei der übermäßigen Feuchtigkeit der Ackerbau gegen die Ausbeutung des Holzes und gegen die Viehzucht zurück; doch leidet diese unter der Unsicherheit des Besitztums. Die meisten Ebenen haben sehr gute Weiden und gestatten einen Betrieb im großen Maßstabe. Namentlich die Rindviehzucht gewinnt an Ausdehnung und liefert bedeutende Erzeugnisse für die Ausfuhr; auch die Schafzucht liefert reichen Ertrag an Wolle. Außerdem wird Pferde-, Schweine-, Ziegen- und Eselzucht getrieben. Man führt Pökelfleisch und Charqui (gedörrtes Fleisch), Wurst, Schinken, Butter und Käse, Horn, Knochen, Ochsenhäute, Ziegen-, Schaf- und Chinchillafelle aus. Auch die Bienenzucht liefert schon eine namhafte Ausfuhr von Honig und Wachs.

Industrie und Handel. Die Gewerbthätigkeit ist zwar noch untergeordnet, doch erzeugt sie schon viele Ausfuhrartikel, wie Seife, Bier, Sprit, Branntwein, Möbel und Schuhe; ferner finden sich im Süden eine Menge von Sägemühlen.

Die Gesamthandelsbewegung (Einfuhr und Ausfuhr) betrug 1885: 241105479 Pesos, 1886: 252971963, 1887: 287904687, 1888: 324655483, 1890: 343865950 Pesos. Hiervon entfallen für das letzte Jahr 207585490 Pesos auf den Verkehr an den Küsten, 136280460 Pesos auf den Außenhandel und dazu 1237655 Pesos Transit.

Die Einfuhr, ohne Transit, hat sich gehoben von 40 Mill. Pesos im J. 1885 auf 60,7 Mill. Pesos im J. 1888 und 78,0 Mill. Pesos im J. 1892. Sie besteht aus Stabeisen, Eisenblech, Talg, Bauholz, Manufakturwaren, Zucker, Steinkohlen und Luxusartikeln aller Art sowie Rindvieh aus Argentinien. An erster Stelle steht England mit (1890) 29,4 Mill. Pesos (1885: 15,5 Mill.), es folgen Deutschland mit 15,6 Mill. (7,1), Frankreich mit 6,8 Mill. (6,4), Argentinien mit 4,4 Mill. (3,2) und die Vereinigten Staaten mit 5,2 Mill. (2,7).

Die Ausfuhr ist nun 73 Mill. Pesos im J. 1888 auf 64 Mill. Pesos im J. 1892 zurückgegangen. Etwa 40 Proz. der Ausfuhr besteht aus Salpeter, weitere 40 Proz. aus Kupfer, Silber und Weizen. Die Salpeterausfuhr ist von 429 Mill. kg im Werte von 20 Mill. Pesos im J. 1885 auf 784 Mill. kg im Werte von 33,8 Mill. Pesos im J. 1888 und 1026 Mill. kg im Werte von 37 Mill. Pesos im J. 1890 gestiegen. Dagegen ist diejenige von Weizen von dem höchsten erreichten Betrage des J. 1887, 124 Mill. kg (5,6 Mill. Pesos), auf 92 und 50 Mill. kg (4,5 und 2,9 Mill. Pesos) in den folgenden Jahren zurückgegangen; ebenso die von Kupfer von 34 Mill. kg (14,8 Mill. Pesos) im J. 1888 auf 25 Mill. kg (6,7 Mill. Pesos) im J. 1889, und die von Silber von 205313 kg (8,3 Mill. Pesos) auf 152066 kg (6,1 Mill. Pesos). Trotz der Verminderung der Ausfuhr in den letztgenannten vier Artikeln würde der Wert der Gesamtausfuhr im J. 1889 den des Vorjahres um ½ Mill. Pesos überstiegen haben, wenn nicht ein bedeutender Preisfall eingetreten wäre, so bei Silber von 42,22 Doll. auf 39,66 Doll. per Kilogramm, bei Kupfer, infolge des bekannten Syndikats und seines Zusammenbruchs, von 44,29 Cents auf 28,24 Cents per Kilogramm. Als wichtiger Ausfuhrartikel ist außerdem das bekannte Valdivia-Sohlleder zu erwähnen.

Als Mittelpunkt des ganzen Handels gilt Valparaiso (s. d.), dessen Hafen auch nach Eröffnung der Panama-Eisenbahn der wichtigste Seeplatz der ganzen Westküste Südamerikas geblieben und in sehr lebhaftem Verkehr nicht nur mit der Küste sowie mit Argentinien, Brasilien und Europa, sondern auch mit den engl. Kolonien in Australien, mit Polynesien und China steht. Es vermittelt zwei Drittel der Einfuhr (45,7 Mill. Pesos). In Bezug auf die Ausfuhr wird es aber noch übertroffen von den Salpeterplätzen Iquique und Pisagua. Sonstige bedeutende Häfen sind noch Coquimbo, Talcahuano, Coronel, Antofagasta, Taltal und Valdivia. Das früher bedeutende Caldera ist nach Erschöpfung der benachbarten Silber- und Kupferminen mehr und mehr zurückgegangen.

Verkehrswesen. Der Schiffsverkehr in allen chilen. Häfen wird, Eingang und Ausgang zusammengerechnet, 1890 auf 17856 Schiffe mit 16689014 t (1885: 13415 Schiffe mit 11320192 t) angegeben. Wie im Handel, so nimmt auch in der Schiffahrt England die erste Stelle ein mit 7,8 Mill. t (1885: 5,1), es folgt von auswärtigen Nationen Deutschland mit 1,9 Mill. t (0,6), Frankreich mit 0,88 (0,48) und die Vereinigten Staaten mit 0,14 (0,16). Die chilen. Flagge ist mit 5,8 Mill. (4,7) beteiligt. Sechs Dampfschiffahrtsgesellschaften vermitteln den Verkehr mit Europa, zwei englische, die Pacific-Steam-Navigation Company und die Golf-Company, zwei deutsche, die Kosmos-Gesellschaft und die Hamburg-Pacific-Gesellschaft, eine französische und eine italienische. Dazu kommt die Compañia sudamericana de vapores, welche jetzt auch regelmäßig Schiffe nach Europa schicken will. Außerdem ist eine erhebliche Anzahl großer deutscher Segelschiffe in der Salpeterfahrt beschäftigt. Sitz des deutsch-chilen. Geschäfts ist hauptsächlich Hamburg. Die Ausfuhr dieses Platzes nach C. betrug 1889: 35 Mill. M., 1890: 37 Mill. M., seine Einfuhr von dort 65 und 64 Mill. M., darunter Salpeter 50,8 Mill. M., Silber- und Kupfererze 3,6 Mill., Jod und Jodkalium 3,1 Mill., Sohlleder 3,7 Mill. M.

An Eisenbahnen waren (Ende 1890) 3100 km im Betriebe, sodaß auf je 100 qkm 0,4 km und auf je 10000 E. 11,2 km Bahnen entfielen. Während im Norden neben zahlreichen Privatbahnen, außer der in chilen. Verwaltung stehenden Bahn Arica-Tacna (63 km), nur eine Staatsbahn (Chañaral-Salado) von 60 km Länge vorhanden ist, sind im Süden des Landes neben etwa 1140 km Staatsbahnen nur zwei kleine Privatbahnen (40 und 89 km) im Betrieb. Die älteste Eisenbahn C.s und gleichzeitig die zweitälteste Bahn des südamerik. Festlandes ist die 2. Jan. 1852 eröffnete Linie von Caldera nach Copiapo; die erste Staatsbahn ist die durch ihre großartigen Kunstbauten bekannte Linie von Valparaiso nach Santiago (Nordbahn), welche 15. Juni 1857 bis Quillota (55 km), 1862 bis Llai-Llai (37 km) und 15. Sept. 1863 bis Santiago (94 km) eröffnet wurde. Der Weiterbau der Nordbahn nach Süden bis Curico wurde 1868 vollendet und die Fortsetzung über Talca nach Talcahuano mit Zweigbahn von San Rosendo nach Angol beim Ausbruch des Krieges mit Peru eröffnet. Die Verlängerung der Süd- oder Centralbahn zweigt nördlich von Angol, unweit Robleria, ab und endet bei Victoria in der Provinz Malleco. Nach inzwischen

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]