Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: China (Verkehrswesen); Chins (Banken und Geldwesen)

197

China (Banken und Geldwesen. Verkehrswesen)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'China (Handel)'

Das Deutsche Reich hat ein Generalkonsulat in Shang-hai und Konsulate in Amoy, Thai-wan, Kanton, Fu-tschou, Tien-tsin und Tschi-fu, Vicekonsulate in Han-kou, Scha-tou (Swatow), Khiung-tschou, Ning-po, Niu-tschwang und Tam-sui. Die Klagen werden bei den Konsulaten angebracht, und die letzte Instanz ist in der Heimat des Beklagten. Auch Chinesen pflegen diesen Weg einzuschlagen, obgleich die Beihilfe der chines. Behörden zugleich angesprochen werden kann. Chinesen werden von Fremden in ihrem Konsulat und bei dem dazu bestimmten Beamten verklagt, und ein Beamter des Konsulats wirkt als Beisitzer, in zweiter Instanz ein höherer Beamter (Tao-tai) und der Konsul. Weitere Berufungen gehen nach Peking, wo die Gesandten und das Auswärtige Amt weiter beschließen.

In den Vertragshäfen hat sich die Zahl der Fremden und der von solchen geleiteten Geschäfte sehr vermehrt; man führt 579 der letztern (Banken, Groß- und Kleinhandelshäuser u.s.w.) und 9945 der erstern an (Handelsbeflissene, Ärzte, Missionare und Geistliche u.s.w.). Hiervon kommen 363 Häuser und 3919 auf das Britische Reich, 31 und 1312 auf die Vereinigten Staaten von Amerika, 78 und 732 auf das Deutsche Reich, 29 und 862 auf Frankreich, 15 und 143 auf Rußland, 4 und 315 auf Spanien (Philippinen), 3 und 142 auf Dänemark, 1 und 286 auf Schweden-Norwegen, 4 und 212 auf Italien, 36 und 1087 auf Japan, 7 und 659 auf Portugal (Macao), 4 und 82 auf Österreich-Ungarn, 2 und 108 auf Länder ohne Vertrag mit C., 2 und 73 auf die Niederlande, 12 einzelne auf Belgien, 1 auf Brasilien.

Banken und Geldwesen. Die einheimischen Banken sind zahllos und geben Bankscheine mit Vermerk der Verfallzeit aus, deren Zahl die der Regierung weit übersteigt, hier und da auch für geringe Beträge, wozu auch Bambusbrettchen mit nur örtlichem Umlauf dienen. Ausländische Banken sind in den Vertragshäfen besonders in Shang-hai. Im Kleinhandel gebraucht man Messingmünzen von weniger als Pfennigwert (s. Cash); bei größern Zahlungen gestempelte Silberschuhe (jüan-pao) bis zu 50 Taels (s. Tael) an Wert oder Silberstücke nach Gewicht. Das Kupfergeld war bisher gegossen worden, bis der frühere Oberstatthalter von Kanton, Tschang, dort eine großartige Münze nach europ. Muster errichtete. Erst Mitte 1890 wurde auch Silbergeld geprägt, das teils dem in den Küstenorten üblichen mexik. Dollar mit 70 Proz. Silber und Teilen desselben (½ mit 86 Proz., ⅕, ⅟₁₀, ⅟₂₀ mit 82 Proz.) entspricht. Da die kaiserl. Genehmigung erfolgt ist, kann man auf eine weitere Verbreitung des neuen Geldes rechnen.

Verkehrswesen. Der Schiffsverkehr (ohne Kau-lung und Lappa bei Makao) für 1892 ergiebt folgendes Bild:

Von und nach ChinaKüstenschiffahrt
Nationalitätein- u. aus-Proz. nachein- u. aus-Proz. nach
gelaufeneTonnen-gelaufeneTonnen-
SchiffegehaltSchiffegehalt
Großbritannien435570,114 61864,2
China5184,114 01427,3
Deutschland97410,31 0423,2
Japan4826,22370,8
Frankreich1433,61
Vereinigte Staa-
ten von Amerika380,4730,1
Übrige Nationen3985,31 0343,9
Zusammen6908100,031 019100,0

Die Häfen zeigen eine Zunahme des Verkehrs gegen das Vorjahr, besonders Niu-tschwang; nur Amoy, Khiung-tschou und Tschi-fu weisen einen Rückgang auf. Von den fremden Nationen ist Großbritannien am stärksten vertreten; in der Küstenschiffahrt steigt der Verkehr chines. Fahrzeuge von Jahr zu Jahr. Von den 37927 Ein- und Ausfahrten des J. 1892 waren die verschiedenen Flaggen folgendermaßen beteiligt:

Ein- undDarunterUnter deutscher
VertragshäfenausgelaufenDampferFlagge
(vonFahr-Mill.Fahr-Mill.Fahr-
Nord nach Süd)tenttenttent
Niu-tschwang8560,667540,61232166 822
Tien-tsin 12981,011 1980,975832 650
Tschi-fu2 6232,152 5402,11218164 118
I-tschang4 3590,242620,13
Han-kou2 1981,481 3871,3744 598
Kiu-kiang2 2542,372 1662,3622 218
Wu-hu3 2022,632 3882,593228 700
Tschin-kiang4 1693,162 6922,947266 554
Schang-hai6 3966,545 6716,32531425 206
Ning-po1 1610,988490,9484 236
Wen-tschou890,02720,02
Fu-tschou6860,595710,533417 574
Tam-sui2860,162680,16156 377
Thai-wan (Takao)1890,111680,111911 391
Amoy1 9391,751 7761,6811974 657
Scha-tou1 9031,831 8991,835448 064
Kanton3 4913,243 4853,24230202 786
Khiung-tschou6250,346250,34294164 364
Pak-hoi2030,092030,099445 820
Zusammen37 92729,4428 97428,4120161 466 133

Nach Tschung-king durften Dampfer noch nicht fahren. Der früher beanstandete Verkehr kleiner Dampfboote auf den schmalen Wasserläufen im Innern nimmt immer mehr zu, namentlich in Kwang-tung; seit Anfang 1889 war auch das Befahren des Si-kiang seitens chines. Dampfer gestattet. Von unmittelbarer Wichtigkeit für den Weltverkehr ist die endlich in Angriff genommene Baggerung der Wu-sung-Barre bei Shang-hai, welche lange als ein vom Himmel gesandter Küstenschutz betrachtet worden war und während des Krieges zum Entsetzen der fremden, Einsprache erhebenden Bevölkerung durch versenkte Schiffe hatte verstärkt werden sollen. Am 18. Mai 1889 wurde unter großen Festlichkeiten das Werk endlich begonnen. Auch zur Ausbaggerung des Gelben Flusses hat sich der Statthalter von Schan-tung eine Anzahl Bagger kommen lassen. Die Schiffahrt war unterhalb Tien-tsins noch Mitte 1890 durch Versandung verhindert, und man mußte nördlich der Mündung bei Pei-tang Güter löschen, bis die andere Gefahren bringenden Regen des folgenden Sommers diese Not beseitigten. Anfang 1890 mußte der Kaiserkanal (s. d.), auf dem in den beiden vorigen Jahren keine Reisflotten befördert waren, vertieft werden.

Der innere Verkehr wird im mittlern C. vorzugsweise zu Wasser bewerkstelligt; sonst bedient man sich auch der Maultiere und im Norden der Kamele.

Eisenbahnen. Ende 1890 waren im ganzen 200 km Eisenbahnen vorhanden. Die Anlage von Eisenbahnen ist bei dem Fanatismus der Bevölkerung sehr schwierig. Die erst 30. Juni 1876 eröffnete kurze Bahnlinie vom Hafen in Shang-hai nach Kiang-wan wurde bereits 1877 von der Bevölkerung wieder zerstört. Alle weitern Bemühungen, die Regierung zu thatkräftigem Vorgehen zu bewegen, blieben erfolglos. Die Regierung konnte sich nicht entschließen, den Ausbau der vier großen Linien von

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 198.

Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.