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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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China (Geschichte)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'China (Geschichte)'

ganzen Reiche, in erster Stelle aber der von Confucius befahl. Hierdurch ging auch ein großer Teil des Schu-king verloren. An den Namen dieses Fürsten heftet sich deshalb bis auf den heutigen Tag in C. ein Fluch. Unter seinem ihm unähnlichen Sohne, Ör-schi-Hwang-ti, der 207 v.Chr. ermordet wurde, und dessen Nachfolger, der schon im folgenden Jahre entthront ward, zerfiel das Reich wieder in Einzelstaaten, die indessen von Liu-pang, einem der besten Fürsten und zugleich einem der berühmtesten Helden der Chinesen (gest. 195), dem Stifter der Dynastie Han (206 v.Chr. bis 221 n.Chr.), wieder vereinigt wurden. Letztere teilte man später in die Si-han oder westliche und die Tung-han oder östl. Dynastie. Die erstere herrschte bis 25, die letztere nach Verlegung der Hauptstadt von Tschang-an nach Lo-jang bis 221 n.Chr. Die Dynastie Han zählt eine Reihe ausgezeichneter Herrscher, die dem Reiche eine große Ausbreitung nach Westen gaben, wie z.B. unter dem Kaiser Ho-ti der Tung-han, von 89 bis 106 n.Ohr., Pan-tschao, der berühmteste aller chines. Feldherren, der bis zu dem östl. Ufer des Kaspischen Meers vordrang (97 n.Chr.). Unter ihr wurden auch die Schriften von Confucius soviel wie möglich wieder ergänzt. Unter Ming-ti (58–76 n.Chr.) drang der Buddhismus in C. ein. 166 n.Chr. fanden, nachdem schon längere Zeit Verkehr mit den Parthern stattgefunden hatte, angebliche Gesandte des röm. Kaisers An-tun (d.h. Marcus Aurelius Antoninus) in C. günstige Aufnahme und eröffneten einen unmittelbaren Verkehr zwischen beiden Reichen. Unter Hien-ti (220 n.Chr.) war C. in die drei Reiche Wu, Wei und Schu-han zerfallen, die aber 280 n.Chr. durch Wu-ti, den Stifter der Dynastie Tsin (265–420), wieder vereinigt wurden. Hierauf folgte mit Wu-ti, früher Liu-jü genannt, die Dynastie Sung (420–479).

Unter den letzten Tsin eroberten die Toba (Türken?) Nordchina und gründeten dort 386 ein eigenes Reich, sodaß es nunmehr in C. zwei Reiche gab. Im südlichen regierten hintereinander, außer den schon erwähnten Dynastien Tsin und Sung, die südl. Thsi bis 502, die Liang (Ljang) bis 557 und die Tschön bis 589. Im nördl. Reiche herrschte die türk. Dynastie Weï von 386 bis 550 in drei Linien; später, zum Teil nebeneinander, die Dynastien der Pei-thsi, d.h. nördl. Thsi, von 550 bis 577 und der Pei-tschou, d.h. nördl. Tschou, von 557 bis 581. In diesem nördl. Reiche trat Jang-kien, Fürst von Sui auf, entthronte die Dynastie Pei-tschou und stiftete die Dynastie Sui. Dann eroberte er auch das südl. Reich, entthronte die Dynastie Tschön und vereinigte hierdurch wieder die beiden getrennten Teile C.s. Aber schon sein zweiter Nachfolger Kung-ti wurde 617 von Li-jüan, dem Stifter der Dynastie Thang (618–907), vertrieben. Von den Herrschern dieser Dynastie geschah viel, sowohl für die Volksbildung und alle innern Verhältnisse, als auch für die Vergrößerung des Reichs und die Sicherstellung seiner Grenzen, sodaß C. sich unter ihnen, namentlich unter Tai-tsung, einem der größten Fürsten, welche dieses Land jemals beherrscht haben (62–650), einer großen Macht und Blüte erfreute. Unter seinem Nachfolger Kao-tsung erschienen Gesandte von Persien, Byzanz und dem Chalifen Othman, und das seit den Zeiten der Han verloren gegangene Turkestan wurde wieder erobert. Die spätern Kaiser dieses Hauses waren weniger glücklich. Hi-tsung wurde 880 durch den fast das ganze C. ↔ in Mitleidenschaft ziehenden Aufstand des Hwang-tschao aus Tschang-an vertrieben und mußte sich auf türk. Bundesgenossen stützen. Tschao-süan-ti, der letzte Fürst dieser Dynastie, wurde von Tschu-tsüan-tschung, dem Stifter der Dynastie Hou-liang, 907 abgesetzt. Sowohl diese als die folgenden Dynastien Hou-thang (923), Hou-tsin (936), Hou-han (947), Hou-tschou (951) waren von sehr kurzer Dauer. C. war in dieser Zeit der «fünf Geschlechter» (Wu-tai) Schauplatz innerer, stets zunehmender Verwirrungen, und die nördlichen tatar. Grenzvölker gewannen eine wachsende, immer verderblicher werdende Einwirkung auf die innern Verhältnisse. Fast jede Provinz hatte ihre eigenen, unabhängigen Regenten. Da erwählte das unzufriedene Heer 960 seinen Feldherrn Tschao-kwang-jin zum Kaiser. Dieser ward Stifter der zweiten Dynastie Sung, welche bis 1280 regierte. Auch seine ersten Nachfolger waren nicht ohne Verdienste, aber das Reich litt immer mehr durch Einfälle der nördl. Grenznachbarn. Schon 937 hatten die Khitan-Tungusen sich unabhängig gemacht, den Namen ihrer Sitze am Liau-ho angenommen und das nachmalige Peking zu ihrer südl. Hauptstadt gemacht. Unter Tschin-tsung (998–1023) waren die Chinesen gezwungen ihnen Tribut zu zahlen. Hwei-tsung stürzte zwar 1122 ihr Reich mit Hilfe der Shutschi-Tungusen, aber nun gründeten diese die Dynastie Kin (1125–1234) und drangen über den Hoang-ho vor. Kao-tsung (1127–63) regierte nur über die südl. Provinzen. Um sich dieses Jochs zu entledigen, schloß der Kaiser Ning-tsung (1195–1225) ein Bündnis mit Dschingis-Chan, dem die Shutschi unterlagen. Nun aber kehrten die Mongolen selbst ihre Waffen gegen C. und bemächtigten sich 1215 Pekings.

Nach dem Tode des Kaisers Ti-ping (1279) machte sich der Mongole Chubilai-Chan, in der chines. Regentenliste Schi-tsu, d.h. Dynastie-Stifter genannt, ein Enkel von Dschingis, zum Beherrscher von C. und stiftete die mongolische, Jüan genannte Dynastie, die bis 1368 regierte. Chubilai, gest. 1294, zeichnete sich durch religiöse Duldung aus; die Pracht seines Hofhalts zu Cambalu hat Marco Polo (s. d.) geschildert. Er führte Kriege mit Cochinchina und Pegu; jedoch blieb Birma nur vorübergehend unter mongol. Herrschaft, während Jün-nan dauernd bei C. blieb. Seine Unternehmungen zur Unterwerfung Javas sowie die beiden 1274 und 1281 gegen Japan scheiterten vollkommen. Nach ihm regierte bis 1308 sein Enkel Timur-Chan, chines. Tsching-tsung. Der letzte Kaiser aus dieser Dynastie Toghon-Timur-Chan, von den Chinesen Schun-ti genannt (1333–68), wurde von dem Chinesen Tschu-jüan-tschang gestürzt und entfloh nach der Mongolei, wo er zwei Jahre später starb, sein Sohn Bisurdas wurde Stifter des Reichs der Chalkas-Mongolen. Hierauf wurde Tschu-jüan-tschang, zum Kaiser gewählt, Gründer der Dynastie Ming (1368–1644) und regierte mit großer Auszeichnung unter dem Namen Hung-wu bis 1398. Ihm folgten 16 meistens einsichtsvolle und wohlgesinnte, sowohl für die gedeihliche Entwicklung der innern Zustände wie für die Sicherheit der Grenzen besorgte Fürsten. Unter dieser Dynastie gründeten die Portugiesen, welche schon 1516 nach C. gekommen waren, ihre noch jetzt bestehende Niederlassung zu Macao. Ihnen folgten später die Spanier und 1604 die Holländer, ohne aber damals schon Zulassung zu finden. Auch

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 207.

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