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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chinesische Litteratur; Chinesische Mauer

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Chinesische Litteratur – Chinesische Mauer

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Chinesische Kunst'

  • tscheng und Kien-lung 1723–1796 (s. Taf. II, Fig. 10); endlich
  • 7) die gegenwärtige Periode von 1796 bis auf die Gegenwart,

wobei jedoch zu bemerken ist, daß seit 1840 ein völliger Stillstand eingetreten ist. Den Höhepunkt bezeichnet die fünfte Periode.

Unter den verschiedenen Zweigen der Kleinkunst seien genannt Arbeiten aus Nephrit (s. Taf. II, Fig. 3, 7), Bergkrystall, Speckstein (Taf. I, Fig. 3; Taf. II, Fig. 8), Bambus (Taf. II, Fig. 11), Horn (Taf. II, Fig. 6), Elfenbein, Zinn und Bronze (Taf. II, Fig. 5 u. 9), Thon (Taf. I, Fig. 7), Federemail (Taf. I, Fig. 10) sowie das Email Cloisonné (Taf. I, Fig. 1; Taf. II, Fig. 4).

Daß die vielbewunderte japan. Malerei ans der chinesischen hervorgegangen ist und ihren Ursprung bis auf den heutigen Tag nicht verleugnen kann, ist sicher; um so mehr ist es zu bedauern, daß die chines. Malerei bisher von europ. Forschern und Sammlern in unverdienter Weise vernachlässigt worden ist. Eine genauere Kenntnis derselben wird den Nachweis liefern, daß manche ihrer ältern Meisterwerke den bedeutendsten Schöpfungen der jüngern japan. Schwester zum mindesten ebenbürtig sind. Schon im 10. Jahrh. v.Chr. sollen die Palastmauern bemalt worden sein, und unter der Thsin-Dynastie (um 250 v.Chr.) werden Malereien auf Bambusplatten und feinem Seidengewebe erwähnt. Im 2. Jahrh. v.Chr. bestand bereits die Porträtmalerei. Einen neuen Aufschwung nahm die Malerkunst mit der Erfindung des Papiers (ein Jahrh. n.Chr.) und unter den Vertretern jener ersten Periode wird der berühmte Feldherr Tschu Ko-liang genannt. Alsdann wirkte, wie auf allen übrigen Gebieten, auch hier der ind. Geist durch den Buddhismus umgestaltend und befruchtend, religiöse Stoffe traten in den Vordergrund, ohne jedoch die profane Malerei zu verdrängen. Wie im Abendlande waren damals auch in China die Klöster die Heimstätten der Kunst. Die dritte Periode der Malerei fällt mit der Herrschaft der Tang-Dynastie (620–907) zusammen und wird charakterisiert durch die Spaltung in eine nördl. und eine südl. Schule. Während diese einer freiern Entwicklung huldigte, hielt sich jene mehr an die althergebrachten Traditionen gebunden. Der bedeutendste Vertreter dieser Epoche, der südl. Schule angehörend, ist der Landschaftsmaler Wu-tao-hiwen (8. Jahrh.). Ein Original von ihm ist im Tempel Manjugi in Kioto erhalten. Das Zeitalter der Sung (960–1278), in dem die Litteratur eine neue Blüteperiode erlebte, kann auch als das goldene Zeitalter der chines. Malerei bezeichnet werden. Charakteristisch für diese Periode ist die Erscheinung, daß die meisten ihrer Vertreter nicht Maler von Profession, sondern künstlerisch geschulte Liebhaber waren, wie z.B. der berühmte Staatsmann und Geschichtsschreiber Sse-ma-kwang (1009–86), von dessen Hand das Berliner Museum für Völkerkunde eine Bildrolle, die 16 Lohans (buddhistische Patriarchen) darstellend, besitzt, die an Sicherheit und Feinheit der Pinselführung, an Zartheit und Frische der Farben in der zeitgenössischen Malerei des Abendlandes wohl ihresgleichen sucht. Die Geschichte der chines. Malerei berichtet von einer langen Reihe von Meistern dieser Epoche, die größtenteils die Landschaftsmalerei kultivierten. Auch werden bereits Gemäldesammlungen erwähnt. So besaß z. B. der Kaiser Hwei-tsung (1119–26) eine solche, die 6396 Bildrollen umfaßte, die nach den behandelten Stoffen in 10 Gruppen geteilt war. Derselbe ↔ Kaiser unterhielt in seinem Palaste eine Malschule, in der sich der Unterricht auf sechs Klassen verteilte. Unter der Mongolenherrschaft (1280–1368) tritt die minutiöse Detailmalerei, begleitet von einer Vorliebe für besonders leuchtende Farben, in den Vordergrund. Gleichzeitig gewinnt durch den Einfluß des Lamaismus das religiöse Element wieder die Oberhand. Mit der Ming-Dynastie (1368–1644) beginnt bereits der Verfall der Malerei. Die Maler der ersten Zeit dieser Periode zeichnen sich weniger durch Originalität und Reichtum der Erfindung als durch sichere Pinselführung und klare Unterscheidung der Formen aus. Allmählich entwickelt sich immer mehr der konventionelle chines. Stil und die vorschreitende Specialisierung der Stoffe und Schablonisierung ihrer Behandlung läßt endlich die Kunst in geist- und phantasielose Schulmalerei ausarten, die den Verfall der chines. Malerei in der Gegenwart zur Folge gehabt hat. Charakteristische Merkmale der chines. Malerkunst, zugleich ihre Hauptmängel sind: ihr kalligraphischer Charakter, das Fehlen des Plastischen und die gleichmäßige Behandlung des Haupt- und Nebensächlichen. – Beispiele von Stickereien zeigt Taf. I, Fig. 8 u. 9. – Vgl. Paléologue, L'art chinois (Par. 1887); Stan. Julien, Histoire et fabrication de la porcelaine chinoise (ebd. 1856); Du Sartel, La porcelaine de Chine (ebd. 1881); Hirth, Chines. Studien, Bd. I (Münch. u. Lpz. 1890).

Chinesische Litteratur, s. Chinesische Sprache, Schrift und Litteratur.

Chinesische Mauer (chines. Wan-li tschang-tschöng, d. i. Mauer von 10000 Li, mongol. Jagan Kerme, d.i. Weiße Wand) heißt die berühmte, in der That nur ungefähr 5000 Li oder 2450 km lange, zum Schutze des eigentlichen China gegen die Einfälle nördl. Barbaren bestimmte Schutzwehr, das größte Bauwerk der Erde. Über ihren Ursprung schwebt selbst bei chines. Geschichtschreibern noch ein gewisses Dunkel. Nach einigen wurde sie von dem Stifter der Dynastie Thsin, dem Kaiser Thsin-schi-Hwang-ti (237–221 v. Chr.), neu erbaut, nach andern aber erweiterte und verbesserte derselbe sie nur. Marco Polo erwähnt ihrer nicht. Sie nimmt ihren Anfang südwestlich von Su-tschou in Kan-su, verläuft erst in nördl., dann meist südöstl. Richtung bis zum Hoang-ho, begleitet denselben, sich nach Norden wendend, zuerst auf dem rechten, dann aus seinem linken Ufer, bildet von der Gegend bei Ning-hia, am Flusse beginnend, die südl. Grenze des Landes der Ordos, überschreitet den Hoang-ho zum zweitenmal, um in die Provinz Schan-si einzutreten, spaltet sich hierauf in zwei sich später wieder vereinigende Arme und erstreckt sich durch die Provinz Pe-tschi-li, um am Golf von Liau-tung zu enden. Dieses östl. Ende, das stark befestigte Schan-hai-kwan, oder «Berg- und See-Schluß», ist zuerst im 6. Jahrh. angelegt, da der alte Grenzwall des Thsin-schi-Hwang-ti weiter nördlich gelegen haben müßte. Im westl. Teil ist die Mauer mit großer Sorgfalt, in der Provinz Schan-si dagegen nachlässiger und stellenweise nur aus Erde errichtet. Ihre Bauart ist bei Peking die der Mauer von Peking und anderer befestigter Städte. Mit Einschluß der 1,5 m hohen, sich von der 5 m hohen Plattform erhebenden Brustwehr beträgt die ganze Höhe der Mauer 16,5 m, während sie an ihrem untern Teile 8, an ihrem obern 5 m dick ist. Sie besteht aus zwei Lagen von Backsteinen, von denen jede ⅔ m dick und deren Zwischenraum mit Erde, Rollsteinen u.s.w. angefüllt ist.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 222.

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