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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Chinesisches Seidenpapier – Chinin

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Chinesische Sprache, Schrift und Litteratur'

alle Unterschiede beruhen nur auf der Wahl der Stoffe. Den ersten Rang behaupten unbedingt die histor. Dramen, und unter diesen wiederum «La chute des feuilles du U-thong» und «Le mort de Tong-tcho». Nächstdem sind Komödien zu nennen, in denen Tao-sse (d.i. Lehrer oder Anhänger des Tao) oder auch Buddhisten eine meist lächerliche Rolle spielen. Einige Dichter haben sich auch im Charakterstück versucht; am zahlreichsten vertreten sind jedoch die Intriguenstücke, in denen gewöhnlich Buhlerinnen auftreten. Unter den dramat. Dichtern der Chinesen steht Tsching-te-hwei zwar in Bezug auf Plan und Erfindung dem Kwan-han-king, dem Peh-schin-fu, dem Ma-tschi-juan u.a. nach, in Bezug auf Stil aber ist er jedenfalls der vorzüglichste unter den Dramatikern aus dem Zeitalter der Juen. Von einzelnen Dramen, die durch Übersetzung zugänglich geworden, sind zu nennen: «Lao-seng-eul, or an heir in his old age», von Davis (Lond. 1817), «Han-koung-tsew, or the sorrows of Han«» von Davis (ebd. 1829), «Hoei-lan-ki, ou l'histoire du cercle de craie», von Julien (ebd. 1832), «Tchao-chi-kou-eul, ou l'orphelin de la Chine», von Julien (Par. 1834), «Le Pi-pa-ki, ou histoire du luth», von Bazin (ebd. 1841) u.s.w. – Vgl. Gottschall, Das Theater und Drama der Chinesen (Bresl. 1887).

Neben dieser massenhaften moralisch- und praktisch-philos., histor., philol. und poet. Litteratur besitzen die Chinesen auch einen unübersehbaren Schatz von Werken über Medizin, Naturgeschichte, Astronomie, Uranographie, Geometrie, Ackerbau, Kriegskunst, Musik, Malerei und alle Zweige der Technik und Mechanik. Sie besitzen vorzügliche, in Europa meist in Auszügen von Julien u.a. bekannt gewordene Arbeiten über die Kultur des Maulbeerbaums und der Seidenzucht, über Porzellanmanufaktur u.s.w. Eine Art Encyklopädie der Naturbeschreibung und Materia medica ist das «Pen-tshao-kang-mu» in 40 Bänden von Li-schi-tschin, mit Abbildungen, das öfter auf kaiserl. Kosten gedruckt worden ist. (Vgl. die Einleitung zu Schotts Skizze einer Topographie der Produkte Chinas in den «Abhandlungen der Berliner Akademie der Wissenschaften», Berl. 1844.) Die Zahl der allgemeinen Encyklopädien, zum Teil von kolossalem Umfange, ist ebenfalls sehr bedeutend. Hierher gehört besonders Ma-twan-lins (1300 n.Chr.) «Wen-hien-thung-khao» (d.i. genaue Untersuchung der alten Denkmäler) in 24 Abteilungen, eine unerschöpfliche Fundgrube des besten Materials zur gründlichen Kenntnis des Chinesischen Reichs und der benachbarten Völker von den ältesten Zeiten an nach allen Richtungen des Lebens hin. Auch über die Geschichte ihrer eigenen Litteratur besitzen die Chinesen einige mehr oder minder umfangreiche Werke mit kurzer Beurteilung der Schriftsteller. Die bedeutendsten Sammlungen chines. Bücher im Abendlande befinden sich zu London, Paris, Petersburg und Berlin. – Vgl. Schott, Entwurf einer Beschreibung der chines. Litteratur (Berl. 1854); Wylie, Notes on Chinese literature (Shang-hai u. Lond. 1867). Endlich hat Wassiljew in der von Korsch in russ. Sprache herausgegebenen «Allgemeinen Litteraturgeschichte» den Abschnitt über die chines. Litteratur behandelt (St. Petersb. 1880).

Chinesisches Seidenpapier, s. Bambusa.

Chinesisches Wachs ist die auf der chines. Esche (Fraxinus chinensis Roxb.) durch eine Schildlaus ↔ (Coccus ceriferus Fabr.) produzierte rein weiße bis gelblichweiße wachsartige Masse. Sie ist spröde und krystallinisch, entfernt an Walrat erinnernd, schmilzt bei 81–82°C., hat ein spec. Gewicht von 0,970 und besteht im wesentlichen aus Cerotinsäure und Cerylalkohol. (S. auch Chinesischer Talg.)

Chinesische Tusche, s. Tusche.

Chinesische Winde, s. Differentialwinde.

Chinesischrot, soviel wie Zinnober (s. d.).

Chinētum, ein namentlich aus der Rinde von Cinchona succirubra Pav. gewonnenes Arzneimittel, das aus Ostindien in den Handel kommt und aus den noch unvollkommen gereinigten und noch nicht voneinander getrennten Chinaalkaloiden besteht. Man erhält es als gelblichweißes, in Wasser unlösliches, in verdünnter Salpetersäure lösliches Pulver. Der Chiningehalt soll mindestens 20 Proz. betragen.

Chinga (spr. tschindscha), s. Stinktier.

Chingan, kleiner, s. Burejagebirge.

Chinicīn, s. Chinabasen.

Chinidīn, C20H24N2O2 , eine Chinabase (s. d.), kommt neben Chinin in den Chinarinden vor und hat mit dem Chinin gleiche Zusammensetzung. Es krystallisiert aus Weingeist in farblosen klinorhombischen Prismen mit 2½ Molekülen Krystallwasser und schmilzt wasserfrei bei 168°. Es besitzt bittern Geschmack, bildet mit Säuren neutrale und saure Salze. Seine Heilwirkung ist dieselbe wie beim Chinin (s. d.). Im Handel kommt namentlich das schwefelsaure C. oder Chinidinsulfat vor und zwar oft unter dem Namen Conchinin.

Chinidinsulfat, s. Chinidin.

Chinierte Stoffe (spr. schi-), aus verschiedenem Material leinwandartig gewebte Stoffe, deren Flammierung (Chiné) auf mehrerlei Art hergestellt sein kann. Bei den eigentlichen C. S. sind größere isolierte Flammen, langgezogene Farbenmuster mit schwach abgegrenzten, gleichsam verwaschenen Enden, dadurch erzeugt, daß die gescherte Kette vor dem Aufbäumen (s. d.) stellenweise gefärbt, oder, wenn es sich um die Erzeugung regelmäßiger Figuren (Blumen, Rosetten u.s.w.) handelt, nach dem Aufbäumen mittels hölzerner Formen, ähnlich denjenigen für den Kattundruck, mit den entsprechenden Farben bedruckt, auch wohl mittels Schablonen bemalt wird. Bei den C. S. im weitern Sinne werden feingeflammte (melierte) Muster gewöhnlich in der Art hergestellt, daß entweder jeder Kettenfaden aus zwei verschiedenfarbigen Fäden mit schwacher Drehung gezwirnt, als Einschlag dagegen ein einfacher Faden von einer dritten Farbe verwendet, oder umgekehrt ein einfarbiger Kettenfaden mit zwei lose gezwirnten, verschiedenfarbigen Einschlagfäden verarbeitet wird.

Chinīn, Alkaloid von der Zusammensetzung C20H24N2O2, die wirksamste der Chinabasen, der wertbestimmende Bestandteil der Chinarinden. Das C. wurde 1820 von Pelletier und Caventou entdeckt, seine Zusammensetzung wurde von Liebig festgestellt. In der Rinde findet sich das C. von einer Menge von andern Körpern begleitet (s. Chinabasen), von diesen ist es bei seiner Gewinnung zu trennen. Eine der Darstellungsmethoden ist in kurzem die folgende: Es wird aus den Rinden mit salzsäurehaltigem Wasser ausgezogen. Aus der Lösung, die noch Chinasäure, Chinagerbsäure und Chinarot enthält, werden die basischen Substanzen durch kohlensaures Natrium oder durch Ätznatron ausgefällt. Der getrocknete Niederschlag wird, wenn die verarbeitete Rinde viel C. neben wenig Cin-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 230.

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