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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Chiningrün - Chinolinrot

und Ernährungszustandes stattfindet, weshalb es bei Schwächezuständen der verschiedensten Art, bei Verdauungsstörungen, Blutarmut und Nervenleiden, zumeist in Verbindung mit Eisenpräparaten, mit größtem Vorteil benutzt wird. Der jährliche Chininbedarf ist infolgedessen ein ganz außerordentlich großer; in Deutschland ist er neuerdings seit der Anwendung des Antipyrins erheblich geringer geworden, der Weltkonsum ist jedoch noch zunehmend (s. oben). - Vgl. Binz, Das C. nach den neuern pharmakologischen Arbeiten dargestellt (Berl. 1875); ders., Zur Theorie der Salicylsäure- und Chininwirkung (Lpz. 1877).

Chiningrün, Thalleiochin, Dalleochin, ein grüner Farbstoff, dessen alkoholische, mit Wasser verdünnte Lösung zum Färben von Seide und Wolle direkt benutzt werden kann, während Baumwolle durch Tränken mit oder Aufdrucken von Eiweiß vorher zu animalisieren ist. Der Farbstoff wird dargestellt, indem 10 g Chininsulfat in 1 l Wasser gelöst und mit 128 ccm Chlorkalklösung versetzt, worauf 32 ccm Salzsäure und dann sofort 192 ccm Ammoniak zugefügt werden. Die Mischung wird auf 25°C. erwärmt, wobei sich das Produkt als harzige, grün schimmernde Masse abscheidet. Es ist unlöslich in Wasser, Benzin, Terpentinöl, Schwefelkohlenstoff und Äther, aber löslich in Alkohol, Holzgeist und Glycerin.

Chininrausch, s. Chinin.

Chinioidin, s. Chinoidin.

Chinizarin, wie das Alizarin (s. d.) ein Dioxyanthrachinon, ^[img] das künstlich durch Erhitzen von Phthalsäureanhydrid mit Hydrochinon und konzentrierter Schwefelsäure in schön roten nadelförmigen Krystallen erhalten wird.

Chin-kiang, s. Tschinkiang.

Chino (span., spr. tschihno), eigentlich Chinese, in Peru Bezeichnung eines Abkömmlings von einem Neger und einer Indianerin, in La-Plata von einem Weißen und einer Indianerin (Cholo), in Mexiko eingeborener Abkömmling reiner Neger u. s. w.

Chinoidin, auch Chinioidin, ein pharmaceutisches Präparat, das als Nebenprodukt bei der Bereitung des Chinins gewonnen wird, indem man die Mutterlauge, aus der das rohe Chininsulfat krystallisiert ist, heiß mit Natronlauge versetzt, um alle darin enthaltenen Chinabasen abzuscheiden. C. ist demnach ein Gemenge der verschiedensten Körper in wechselndem Verhältnis. In der Wärme schmelzen die Basen zu einer harzigen Masse zusammen, die zu Stangen gerollt das Chinoidinum crudum des Handels liefert. Wird dies in verdünnter Säure gelöst, filtriert und von neuem gefällt, so erhält man das Chinoidinum depuratum, eine braune oder schwarzbraune, spröde, harzartige Masse von muscheligem, glänzendem Bruch und sehr bitterm Geschmack, in Wasser wenig, in Alkohol und in verdünnten Säuren leicht löslich. In dem Deutschen Arzneibuch ist C. nicht mehr enthalten. Eine Lösung von C. in der zehnfachen Menge Alkohol nebst einem kleinen Zusatz von Salzsäure ist ein als Fiebertropfen beliebtes Volksmittel.

Chinolin, eine tertiäre organische Base von der Zusammensetzung C9H7N ^[C<sub>9</sub>H<sub>7</sub>N], findet sich in geringer Menge im Knochenöl und Steinkohlenteer und entsteht bei der Destillation verschiedener Alkaloide, wie des Chinins und Cinchonins, mit Kaliumhydroxyd. Am leichtesten erhält man es auf synthetischem Wege aus Anilin und Glycerin durch die Einwirkung konzentrierter Schwefelsäure und Nitro-Benzol (Skraupsche Synthese). Das C. ist eine farblose, beim Aufbewahren leicht dunkel werdende Flüssigkeit von eigentümlichem unangenehmem Geruch, die bei 239° siedet und das spec. Gewicht 1,095 besitzt. Es ist in Wasser unlöslich, in Alkohol löslich und giebt mit Säuren krystallisierende Salze. Die chem. Konstitution des C. wird durch beistehende Formel aus- ^[img] gedrückt, welche als eine Vereinigung eines Benzolkerns mit einem Pyridinkern (s. Aromatische Verbindungen und Pyridin) erscheint.

Die Wasserstoffatome des C. können durch andere Atome oder Atomgruppen ersetzt sein, wodurch eine große Zahl von Chinolinabkömmlingen entsteht, unter denen wieder zahlreiche Isomerien möglich sind. Die meisten der bekannten Chinolinderivate sind nach synthetischen Methoden gewonnen. Man bezeichnet die Verbindungen, in denen Wasserstoff des Benzolkerns ersetzt ist, durch den Buchstaben "B", diejenigen, in denen Wasserstoff des Pyridinkerns substituiert ist, mit "Py" und unterscheidet die Kohlenstoffatome, an denen die Substitution stattgefunden hat, mit Zahlen oder auch mit griech. Buchstaben (vgl. die Formel). So ist das Chinaldin z. B. Py-1-Methylchinolin oder alpha-Methylchinolin, die Cinchoninsäure Py-3-Chinolincarbonsäure u. s. w. Eine große Zahl von Alkaloiden sind kompliziertere Abkömmlinge des C. Durch Oxydation mit Kaliumpermanganat wird beim C. und seinen Derivaten der Benzolkern zerstört, indem Carbonsäuren des erhalten bleibenden Pyridins entstehen. Das C. findet in der Anilinfarbenfabrikation Verwendung und wird neuerdings in der Medizin als energisches Antiseptikum sowie an Stelle des Chinins gegen Wechselfieber, intermittierende Neuralgien, Abdominaltyphus und Keuchhusten mit Vorteil angewendet. Besonders wirksam erweist es sich gegen die Diphtherie. Werden die diphtheritischen Membranen mit einer fünfprozentigen alkoholischen Chinolinlösung bepinselt, so lösen sie sich gewöhnlich in 12-24 Stunden ab, die Temperatur fällt in einigen Stunden zur Norm ab und die Drüsenanschwellungen gehen meist bald zurück. Das der Vepinselung folgende unangenehme Gefühl des Brennens wird durch einmaliges Gurgeln mit kaltem Wasser in der Regel sofort gemildert. Der Preis des C. im Großhandel beträgt (1893) 15 M. für 1 kg.

Chinolinblau, s. Cyanin.

Chinolingelb, Chinophtalon, ein Farbstoff, der durch Erhitzen von Chinaldin mit Phthalsäureanhydrid und Chlorzink gewonnen wird. Er hat die Zusammensetzung C18H11NO2 und dient zur Herstellung von Spirituslacken, zum Wachsfärben und wird durch konzentrierte Schwefelsäure in das wasserlösliche C., das Wolle grünlichgelb färbt, verwandelt.

Chinolinrot, ein Farbstoff von der Zusammensetzung C26H19N2Cl ^[C<sub>26</sub>H<sub>19</sub>N<sub>2</sub>Cl], der durch Einwirkung von Benzotrichlorid und Chlorzink auf ein Gemisch von Chinolin und Isochinolin gewonnen wird und wie

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]