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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Chionides - Chipping-Norton
schneeweißer Blüten. Der Strauch hält im Freien
aus und bietet zur Blütezeit einen prächtigen An-
blick. Er gedeiht am besten auf leichtem, tiefgrün-
digem Boden und läßt sich durch Samen vermehren,
welche jedoch erst im zweiten Jahre nach der Aus-
saat keimen. Man Pfropft ihn auch auf Eschen, be-
sonders auf die Blumenesche. Die Rinde der Wur-
zel dient in Amerika als Mittel gegen Weckselfieber.
Chionides, attischer Komödicndichter, s.
Magnes. sder Stelzvögel.
Vb.ionlaia2.s, Scheidenschnäbler (s. d.), Familie
vkioniI, s. Scheidenschnäbler.
vktonzspko vartvri I?s7-K., ein Schimmelpilz,
dem Nucor stolonilsr Z^'h. verwandt, nach Carter
die Ursache des sog. Madurabeins (s. d.). Von
andern Beobachtern wird diese Entstehung des Ma-
durabeins bestritten.
Chios, bei den Türken Sakys-Adassi, d.h.
Mastixinsel, türk. Insel an der Westküste Kleinasiens,
zwischen Lesbos und Samos, noch bis zum Erdbeben
von 1881 eine der schönsten und fruchtbarsten unter
den Inseln im Agäischen Meere, bedeckt 826,7 ^km,
wird großenteils von kahlen Kreidekalisteingebirgen
eingenommen, die im N. hoch ansteigen und im Pe-
linnäon, jetzt 0i-o8, d. i. Berg, auch Hagios Ilias
genannt (1264in), gipfeln, im ^. aber ein niedrigeres
Hügelland bilden. Die Nordwestecke nehmen alte
Schiefer, den SO. jungtertiäre Ablagerungen ein,
und dies ist der fruchtbarste Teil der Insel. Die
einzige größere Ebene in der Mitte der Ostküste
um die Hauptstadt herum erscheint wie ein großer
Wald von Orangen- und Citronenbäumen mit vie-
len Landhäusern. C. wird nur von einigen Bächen
bewässert. Das Klima ist besonders im Sommer
trocken. Im Altertum war die Insel durch außer-
ordentliche Fruchtbarkeit des Bodens, besonders
durch Wein und Feigen berühmt, daher man mit
einem chiischen Leben den Begriff der Schwelgerei
verband. Noch gegenwärtig werden Wein, Ol,
Baumwolle, Feigen und vorzüglich Mastix (im
südwestl. Teil der Insel, wo die sog. Mastixdörfer
liegen) sowie Südfrüchte gebaut. Auch wird Käse,
Wolle und Seide gewonnen. Man fertigt Seiden-
und Baumwollwaren, und der Handel mit diesen
sowie mit eingemachten Früchten, Getreide, Vieh
und Salz ist beträchtlich. Haupteinfuhrartikel sind
Häute (1890) im Werte von 5,4 Mill. M.; Haupt-
ausfuhrgegenstand istLederimWertcvon6,4Mill.M.
Die Insel gehört zum türk. Wilajet Dfchefairi-Bahri-
Sefid, hat (mit den kleinen Nebeninseln) 59600 E.,
vorwiegend Griechen. Die Hauptstadt C., auf der
der übrigen griech. Städte und Inseln Kleinasiens.
In C. wurde zuerst durch Melas eine angesehene
Schule der Marmorbildnerei gegründet, die sich vier
Generationen hindurch bis auf Bupalos und Athe-
ms erhielt. Die epische Dichtung wurde in C., wel-
ckes zu den sieben Städten zählte, die sich als den
Geburtsort Homers ausgaben, durch die Schule
der Homeriden gepflegt. In späterer Zeit hat sich
Ion von C< als Elegiker, Dithyrambiker und Tra-
giker, Theopompos als Historiker berühmt gemacht.
Als ein Teil des Pergamenischen Reichs kam C.
133 v. Chr. an die Römer, gehörte zu der Provinz
Asia, seit Diocletian zu der Inselprovinz. Seitdem
blieb es im Besitze der byzant. Kaiser, bis endlich
1346 die genuesische Handelscompagnie Maona die
Insel eroberte und kolonisierte. Unter dem Schutze
Genuas behauptete nachher seit 1362 die neue
Aktiengesellschaft der Giustiniani die Insel, bis
1566 die Türken auch C. eroberten. Unter der türk.
Herrschaft genossen die meist griech. Bewohner große
Vorrechte. Sie standen zwar unter einem türk. Aga,
hatten aber sonst ihre selbstgewählten Behörden und
besaßen eine im ganzen Orient berühmte Schule.
C. war das gewöhnliche Standquartier der zwischen
Konstantinopel, Syrien und Alexandria segelnden
Schiffe, und die Einkünfte der Insel bildeten ein
Privateigentum der Damen des Harems des Pa-
difchah. Die Blüte der Insel, die damals 130000 E.
zählte, fand im griech. Unabhängigkeitskriege 1822,
wo die Türken auf der von Samos aus aufgereizten
Insel mit Mord, Raub und Brand auf das furcht-
barste wüteten, ein Ende. Als sich die Insel wieder
erholt hatte, wurde sie 3. bis 11. April 1881 durch
Erdbeben heimgesucht, wobei über 3000 Menschen
getötet und die Stadt C. fast gänzlich zerstört wurde.
- Vgl. G. von Eckenbrecher, Die Insel C. (Berl.
1845); Teller, Geolog. Beobachtungen auf der Insel
C. (in den "Denkschriften der Wiener Akademie",
Bd. 40, 1877); Henriet, N^moirs Liir 168 tlEmdie-
M"llt3 (16 t6i'l6 ä6 1'iis äo Okio (Marseille 1884).
Chiozza (spr. ki-), ital. Stadt, s. Chioggia.
Chippenham (spr. tschipp'näm), Stadt in der
engl. Grafschaft Wiltshire, 48 km im NNW. von
Salisbury, am Avon, über den eine Brücke von
22Bogen führt, hat (1891) 4618 E., Getreidemühlen,
hauptsächlich Ackerbau mit großen Vieh- und Käse-
märkten. C. war schon unter Alfred d. Gr. bedeutend.
Chippewa (spr. tschippeweh), Fluß im nord-
amerik. Staate Wisconsin, entfpringt auf den Bergen
südlich des Obern Sees, fließt durch ein mit dichten
Fichtenwäldern besetztes Gebiet und mündet, von
Ostküste, ehemals auch Kastron genannt, hatte vor j links durch Manidowish und Iellow, von rechts durch
dem Erdbeben 13000 E., ist Sitz eines Aga und
eines griech. Erzbischofs, wird durch ein Kastell ge-
schützt und hat einen mit zwei Leuchttürmen versehe-
nen Hafen, in dem (1890) 828 Schiffe mit insgesamt
589782 t verkehrten.
Die alte Geschichte der Insel knüpft sich an die
Ionier, die hier nach der dor. Wanderung festen Fuß
faßten. Seit Cyrus (etwa seit 540 v. Chr.) wurde
die Insel den Persern unterthänig. Nach den Per-
serkriegen schloß sie sich dem unter Athens Hegemo-
nie gegründeten Bunde an, siel im Peloponnesischen
Kriege (412 v. Chr.) wieder von Athen ab, trat
dann wieder 378 v. Chr. dem neuen athenischen
Seebunde bei, entzog sich aber durch den sog.
Bundesgenossenkrieg (357 - 355 v. Chr.) wieder
dem Einflüsse Athens und teilte nachher unter
Alexander d. Gr. und den Diadochen die Schicksale
den Ned-Cedar verstärkt, nach 380 km südwestl. Lau-
fes beim Pepin in den Mifsifsippi.
Chippewa-Falls (spr. tschippeweh fahls),
Hauptstadt des County Chippewa im nordamerik.
Staate Wisconsin, östlich von St. Paul, am Flusse
Chippewa (s. d.), ist Kreuzungspunkt der Wisconsm-
Central-, der Chicago-, St. Paul- und der Minne-
sota- and Omahabahn, hat bedeutenden Holzhandel,
namentlich mit Baumstämmen, und (1890) 8670
(gegen 1880: 3982) E.
Chippeway (spr. tschippeweh), s. Odschibwe.
Chipping-Varnet (spr. tschipping), s. Varnet.
Chipping-Norton (spr. tschipping nohrt'n),
Stadt in der engl. Grafschaft Oxford, 29 km im
NW. von Oxford, hat (1891) 4222 E., Ackerbau, zwei
Wollfabriken (600 Arbeiter) und Fabrikation von
Lederhandschuhen.
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