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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Chiromys - Chirurgie

dieselbe praktisch in der Art angewendet, daß von Verbrechern nicht allein das Gesicht, sondern auch die Hand photographiert wird, da deren Erscheinung viel weniger verändert werden kann, als die des erstern.

Aus der umfangreichen Litteratur über C. sind hervorzuheben: Joh. von Hagen (Joh. ab Indagine), Introductíones apotelesmaticae in Chiromantiam, Physiognomiam, Astrologiam naturalem (mit Abbildungen, Straßb. 1522; deutsch: Kunst der C., ebd. 1523); C. Nun volget hernach von der kunst Ciromantia (mit Holzschnitten, ebd. 1637); La Chiromantie ou science curieuse (Par. 1664); Chromantie universelle, représentée en plusieurs centaines de figures (ebd. 1682); Anleitung zu denen curiösen Wissenschaften, nemlich der Physiognomia, Chiromantia, Astrologia, Geomantia (mit vielen Kupfern, Frankf. 1717); Desbarolles, Les mystères de la main révélés (Par. 1859 u. ö.); Czýnski, Das Deuten aus den Linien der Hand (Dresd. 1893). - Verschieden von der C. ist die Chirognomie oder die Kunst, die Richtungen des Geistes aus den Formen der Hand zu erkennen. - Vgl. S. d'Arpentigny, Chirognomie (Par. 1843 u. ö.; deutsch Stuttg. 1846).

Chiromys, s. Fingertier.

Chiron, s. Cheiron.

Chironomie (grch.), Lehre von der mimischen Bewegung (den Gesten) der Hände; sie bildet einen Teil der Orchestik (Tanzkunst).

Chiroplast (grch.) oder Handbildner, von Logier (s. d.) erfundene Vorrichtung, um beim Klavierspielen das Handgelenk nicht sinken zu lassen, von Stöpel, Kalkbrenner, Bohrer, Seeber u. a. verbessert.

Chiroplastik (grch., d. i. bildnerische Arbeit mit der Hand), die Kunst, aus knetbarer Masse, wie Thon, Wachs u. dgl., Bildwerke zu formen.

Chiropteren (Chiroptera, Handflügler), s. Fledermäuse.

Chirotheken (grch.), eine Art Handschuhe; sie finden sich schon im Altertum bei den westasiat. Völkern, von kostbarem Pelzwerk bei Persern, Griechen und Römern (digitalia). Im Mittelalter waren sie bei den meisten Kulturvölkern im Gebrauch. Die zu den noch erhaltenen Krönungsinsignien der deutschen Kaiser gehörenden C. sind aus purpurfarbenem Seidenzendel zusammengenäht, außerhalb reich mit Laubzieraten in Gold-und Perlstickerei nebst kleinen emaillierten Goldblechen, innerhalb mit Goldzieraten in roman. Stile bedeckt. In neuerer Zeit ist ihnen nur ein gesticktes Kreuz als unterscheidendes Merkmal verblieben. Als Teile des geistlichen Ornats geboren die C. ausschließlich der abendländischen Kirche an und erscheinen als bischöfl. Würdenzeichen hier bereits im 6. Jahrh. (S. vorstehende Abbildungen.)

^[Abb.]

Chiroterium, s. Chirotheriumfährten.

Chirotheriumfährten, die fünfzehigen fossilen Fußstapfen eines großen, sonst unbekannten, wahrscheinlich zu den Reptilien gehörigen Tieres (Chiroterium, Handtier), die zuerst bei Heßberg in der Nähe von Hildburghausen auf den Schichtflächen des obersten Horizonts des mittlern Buntsandsteins aufgefunden wurden. Später fand man auch in der obern Trias und untern Kreide sowie in Steinkohle und Rotliegendem fossile Fußfährten, die teils Amphibien, teils Reptilien zugeschrieben werden, wie die Saurichniten und Ornithichniten. S. die Abbildung auf der Tafel: Petrefakten der Mesozoischen Formationsgruppe 1, Fig. 15, beim Artikel Mesozoische Formationsgruppe.

Chirothesie (grch.), Heilung durch Handauflegen.

Chirrheuma (grch.), Rheumatismus der Hand.

Chirurg (grch.), Wundarzt, s. Chirurgie.

Chirurg, eine Fischart, s. Lederfische.

Chirurgenkongreß, s. Chirurgie (S. 238a).

Chirurgie (grch., eigentlich "Handwirkung"), ein Teil der Medizin, deren Gebiet früher vorwiegend das der sog. äußern Krankheiten war (da als äußere Schäden namentlich die Wunden hervortreten, früher auch Wundarzneikunst genannt). Eine scharfe Abgrenzung der C. gegen die sog. innere Medizin ist gegenwärtig nicht mehr möglich, da die heutige C. solche Fortschritte gemacht hat, daß sie mit ihrer vorzüglichen Technik alle Organe in ihr Bereich gezogen hat. Die C. charakterisiert sich hauptsächlich dadurch, daß sie durch mechanisch wirkende Mittel Heilung herbeizuführen sucht. Diese Mittel sind teils Manipulationen, teils Apparate und Verbände, teils operative Eingriffe. Manipulationen (Manualoperationen) werden z. B. bei der Einrichtung von Brüchen und Verrenkungen, bei der Beseitigung von Gelenksteifigkeiten angewandt. Von Apparaten und Verbänden macht die C. häufig Gebrauch, und zwar um die Teile gehörig zu lagern, zu schützen, zu bedecken, zu vereinigen, sie unbeweglich festzustellen, sie einem dauernden Zug auszusetzen u. s. w. Vor allem sucht die C. durch operative Eingriffe zu heilen. Bei den meisten dieser Eingriffe fließt Blut, weshalb man sie auch als blutige Operationen bezeichnet. Von diesen Operationen handelt die Operationslehre (Akiurgie), zu der auch die Instrumentenlehre (Akologie) gehört. Der Mangel an ausreichenden anatom. Kenntnissen gestattete den Ärzten des Altertums keine bedeutenden äußern Eingriffe in den Organismus. Erst als mit Aristoteles das anatom. Studium aufzuleben begann, wurde die C. kühner. Man suchte nun immer häufiger durch absichtlich mit kunstgerecht geführtem Messer gemachte Schnitte, welche selbst tief in das Innere drangen, sowie durch Maschinen und Verbände aller Art den Kranken von den verschiedensten Leiden zu befreien. Nicht alle Ärzte hatten aber dazu Geschick, und so zerfiel das Heilpersonal in Therapeuten (Ärzte) und Chirurgen, ohne daß jedoch eine strenge Absonderung dieser Heilgebiete erfolgte. Die C., deren Name sich mit jener Trennung fand, wurde, wie die Anatomie, auf die sie sich vorzugsweise stützt, namentlich in der zu Alexandria blühenden Gelehrtenschule gepflegt. Indes blieb keine der Schriften, worin die Alexandriner ihre Erfahrungen niederlegten, erhalten, sondern nur Bruchstücke und Auszüge, wie sie Celsus, Galenus, Aëtius, Paul von Agina und Oribasius mitgeteilt haben. Von der größten Bedeutung für die Geschichte der gesamten Heilkunde ist das berühmte Werk des Celsus "De medicina." Das 7. und 8. Buch dieses Werkes ist der C. gewidmet. Bei den Arabern widerstrebten

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]