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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Chorton - Chotusitz
Ruinen eines Palastes Potemkins, dem Katharina II.
die Insel schenkte. Bis 1775 war C. (^itz der be-
rühmten saporogischen Sitsch. (S. Saporoger.)
Chorton oder Orgelton, die früher für die
Orgeln gebräuchliche Stimmung; sie war um einen
ganzen Ton höher als der Orchester- oder Kammer-
ton (s. d.). Ganz alte Orgeln waren sogar in dem
sog. Kornett ton gestimmt, der eine kleine Terz
höher stand als der Kammerton. Seit dem 18. Jahrh,
siel der Unterschied weg, und jetzt baut man nur
Oraeln im Kammerton, dessen Stimmung in der
Hö!)e etwa die Mitte hält zwischen dem alten Chor-
und Kammerton. Der Grund dieser verschiedenen
Art lag besonders darin, daß man für die Kirche
einen hellen, starktönenden Ton erzielen wollte,
während für die Kammermusik im Hause der durch
die tiefere Stimmung weichere Ton beliebt war.
Chorturm, die besonders an deutschen roman.
Kirchen, häusig an der Nord-und Südseite des Chors,
errichteten Türme; so z. B. die runden am Dom zu
Mainz und Worms, die viereckigen an den Domen
zu Speier, Bamberg, Naumburg. .
Chorvikar, s. Domkapitel.
Chorwaten, s. Kroaten.
Chorzelle, poln. <^1i0i26i6, Flecken im russ.-
poln. Gouvernement Plozk, unweit der preuh.
Grenze, an dem Flüßchen Orzec, 124 kui nordöstlich
von Plozk, hat (1885) 3086 E., über die Hälfte
Israeliten, Post, Ackerbau, regen Vieh- und Getreide-
handel mit Preußen. In C. befindet sich der erste
Kordon der russ. Grenzwache.
Chorzow, Dorf im Kreis Kattowitz des preuh.
Reg.-Vez. Oppeln, 4 km im SO. von Beuthen, 6 Km
von der poln. Grenze, an den Linien Vrcslau-Ols-
Sosnowice und Schwientochlowitz - Bcuthen der
Preuh. Staatsbahnen, dicht neben Königshütte, hat
(1890) als Gemeinde4978 (2494münnl., 2484 weibl.)
meist kath. E., Postagentur, Telegraph und in der
Umgebung Eisenbergwerke und Steinkohlengruben.
Nahebei der Redernberg mit einem Denkmal (seit
1781) des Grafen Redern, des Begründers des
oberschles. Steinkohlenbergbaues.
Chofchen, der Brustschmuck (Orakelsteintasche),
welchen der Hohepriester nach dem Priestcrtodex
tragm soll (s. Hoherpriester).
Choschot, ein Stamm der Kalmücken (s. d.).
Okoso (frz., spr. schohs'), das Ding, die Sache;
(!. ^uF66 (spr. schüscheh; lat. r68 ^uäiea.tk), rechts-
kräftig entschiedene Sache (s. Rechtskraft).
Chosroes I., Name des 25. Arsaciden (s. d.);
auch griech. Schreibuna, für Khosrev I. (s. d.).
Chotan, Stadt in Turkestan, s. Khotan.
Chotba (Chutba), s. Chatib.
Chotöbor (czech., spr. chotjeborsch). 1) Bezirks-
hauptmannfchaft in Böhmen, hat 539,28 ykm,
(1890) 45 898 (22387 männl., 23511 weibl.) E.,
darunter 1722 Evangelische, 43 657 Katholiken
und 519 Israeliten; 6225 bewohnte Gebäude und
9217 Wohnparteien in 77 Gemeinden mit 140 Ort-
schaften und umfaßt die Gerichtsbezirke C. und Pri-
bislau. - 2) Stadt und Sitz der Bezirkshaupt-
mannschaft C., in 519 in Höhe, an der Linie Dcutsch-
brod-Königgrätz dcrOsterr. Nordwestbahn, hat (1890)
3621 czech. E., Post, Telegraph. Bezirksgericht (328
ykm, 51 Gemeinden, 29531 czech. E.), ein grohes
Schloß (in 794 in Höhe) mit Herrschaft (17,34 qkin)
und großem Park, eine Brauerei und Landwirtschaft.
Die früher bedeutende Industrie (in Glas, Wollzeug
und Leder) ist zurückgegangen.
Chotek, böhm.Adelsgeschlecht, 1556 in den Frei-.
Herrenstand, 1723 in den böhm. Grafenstand und
1745 in den Reichsgrafenstand erhoben. - Graf
I o hann Karl, ein Sohn des ersten Grafen C., geb.
28. Okt. 1705, widmete sich dem Kriegsdienste, wurde
aber meist zu diplomat. Sendungen und Regierungs-
geschäften verwendet. Er ward 1744 Feldmarschall-
lieuienant, Geheimrat und Landesadministrator von
Bayern, 1762 Feldzeugmeister und erhielt für seine
Familie das Erbland-Thürhüteramt in Nieder-
österreich 1765. Er starb 8. Nov. 1787. - Sein Neffe,
Johann Rudolf, Graf C. von Chotkowa und
Wognin, geb. 17. Mai 1748, ward 1770 nieder-
österr. Regierungsrat, 1776 Hofrat bei der vereinig-
ten Hofkanzlei, kurze Zeit nachher deren Kanzler.
Nach Leopolds II. Regierungsantritt wurde ihm die
Leitung der neuerrichteten Finanzhofstelle über-
tragen. Er nahm 1793 seine Entlassung, ward
aber 1802 Staatsminister und Oberburggraf von
Böhmen, in welcher Stellung er für Hebung der
Industrie des Landes segensreich wirkte. 1805-9
war er Mitglied des Konferenzministeriums und
nach dem Frieden Präses der normalen Hofkom-
mission. Er starb 26. Aug. 1824 zu Wien. - Des
letztern Sohn, Graf Karl von C., geb. 23. Juli
1783, trat 1803 in den Staatsdienst, wurde 180!)
Gubernialrat in Brunn, 1812 Kreishauptmann
zu Prerau in Mähren und dann zur Organi-
sierung des nachmaligen Triester Kreisamtes nach
Trieft berufen. Nach der Vesiegung Murats wurde
er 1815 Generalgouverneur des Königreichs Neapel,
1816 Hofrat bei der Triester Regierung, die er dann.
bis zum Juli 1818 leitete. In diesem Jahre wurde
er Vicepräsident in Tirol, ein Jahr später Gouver-
neur von Tirol und Vorarlberg. 1825 berief ihn der
Kaiser als Hofkanzler und Präsident der Studien-
Hofkommission nach Wien, und im Herbst 1826 er-
hielt er die oberste Verwaltung des Königreichs
Böhmen, um das er sich die glänzendsten Verdienste
erwarb. Ende Juli 1843 legte er seine Stelle als
Oberburggraf nieder. Er starb 28. Dez. 1868.
Vgl. Wolf, Graf Karl C. Ein Lebensbild (Prag
1869). - Jetziges Haupt der Familie ist Graf Ru-
dolf, aeb. 23. Juni 1832, erbliches Mitglied des
Herrenhauses des österr. Reichsrates.
Chotin. 1) Kreis im nordwestl. Winkel des Gou-
vernements Bessarabien, mit fruchtbarer Schwarz-
erde, hat 3985,3 hkm, 233 985 E., Acker- und
Obstbau. - 2) C., poln. 01iooiui, Kreisstadt im
Kreis C., 5 km von der österr.-ungar. und 38 km
von der rumän. Grenze, an den Abhängen zweier
Berge, rechts des Dnjepr, hat (1888) 20070 E.,
darunter die Hälfte Israeliten; 5 russ., 1 armenisch-
gregorianische, 2 kath. Kirchen, 16 Synagogen und
Bethäuser; Acker-, Obstbau, wenig Handel und
Grenzschmuggel. Hier siegten 1621 und 1673 die
Polen über die Türken; 1711 setzten sich die Türken
in C. fest. Im Kriege Rußlands mit der Türkei ward
es dreimal von den Russen genommen: 1739, 1769
und 1788, aber immer wieder zurückgegeben; 1806
aufs neue vom russ. General Essen eingenommen,
kam es 1812 mit Bessarabien an Rußland. Die
Festungswerke wurden 1856 geschleift.
Chotusitz, czech. (HowLice, Marktflecken in der
österr. Bezirtshauptmannschaft und dem Gerichts-
bezirk Caslau in Böhmen, in 220in Höhe, hat (1890)
1388, als Gemeinde 1423 czech. E. und Ackerbau. -
Vor den Hussitenkriegen gehörte C. der benachbarten
Cistercienscrabtei Sedletz, die von Zizka bis auf dcn
Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.