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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Christadelphiāner; Christbaum; Christburg; Christchurch; Christ Church Hospital; Christen; Christentum

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Christadelphianer - Christentum

Aristoteles (1878 u. 1886). Für I.^[Iwan] Müllers "Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft" bearbeitete er die "Geschichte der griech. Litteratur" (2. Aufl., Münch. 1890); auch an der großen kritischen Ausgabe des Cicero von Halm und Baiter beteiligte er sich durch Bearbeitung der Bücher "De divinatione" und "De fato" (Zür. 1861). Ferner lieferte er zahlreiche Beiträge zu den Sitzungsberichten und Abhandlungen der Bayrischen Akademie der Wissenschaften.

Christadelphiāner, s. Adventisten.

Christbaum, s. Weihnachten.

Christburg, Stadt im Kreis Stuhm des preuß. Reg.-Bez. Marienwerder, 23 km östlich von Stuhm, an der zum Frischen Haff gehenden Sorge, hat (1890) 3113 E., darunter 898 Katholiken und 193 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph, Amtsgericht (Landgericht Elbing), evang. und kath. Kirche, ein altes Kloster (jetzt als Schule benutzt) mit Kirche der kath. Gemeinde, Privatmädchenschule, gewerbliche Fortbildungsschule, Vorschußverein. Die Stadt wurde 1267 gegründet. Die Burg, 1248 von den Deutschrittern angelegt, war Sitz des Ordenstrappiers und der Schauplatz vieler Kämpfe; sie wurde nach der Schlacht bei Tannenberg (1410) vollständig zerstört. In der Nähe die Grafschaft Prökelwitz mit bedeutenden Forsten und Wildstand.

Christchurch (spr. kreißttschörtsch), Hafenstadt in der engl. Grafschaft Hampshire, an der Spitze des Ästuariums des Avon und Stour, hat (1891) 3994 E., eine Abteikirche in normann. Stil mit einem Denkmal Shelleys, eine lat. Schule; Fabrikation von Uhrwerken und Ketten sowie Lachsfischerei. In der Nähe die Seebäder Muddiford und Bournemouth.

Christchurch (spr. kreißttschörtsch), Stadt auf der Südinsel von Neuseeland, 1850 gegründet, Hauptstadt der Grafschaft Selwyn, in einer Ebene nördlich von der Bankshalbinsel, an einem Arme des Flusses Opawaha, Knotenpunkt der neuseeländ. Eisenbahnen, Sitz eines deutschen Konsuls, hat (1891) mit den 5 Vorstädten 37336 E., eine schöne Kathedrale von Gilbert Scott, ein bedeutendes Museum, Universität, Realschule, 5 Banken, 2 Theater, blühende Manufakturen und Handel. Der Hafen der Stadt ist Lyttelton, mit dem C. durch eine Eisenbahn verbunden ist.

Christ Church Hospital (spr. kreißt tschörtsch hoßpĭtĕl) oder Blue Coat School, eine 1547 von Heinrich VIII. begründete Schule in der City von London, in der mittellose Kinder von Eltern aus den bessern Ständen kostenfreie Verpflegung und Erziehung erhalten. Die Zöglinge tragen einen langen, bis auf die Erde gehenden blauen Rock mit weißen Metallknöpfen, Kniehosen und lange, gelbe Strümpfe und gehen stets ohne Kopfbekleidung aus.

Christen, Ada, s. Breden, Christiane von.

Christentum, die Religion, die in Jesus von Nazareth den Christus (s. d.), d. h. den Gesalbten Gottes erkennt. Da auch die Juden einen "Christus" (Messias) erwarteten, so beruht der ursprüngliche Unterschied des C. vom Judentume zunächst in der Anerkennung oder Nichtanerkennung Jesu als des den Vätern verheißenen Messias. Dagegen ist der Name Christen (Christianer) zunächst in heidn. Kreisen aufgekommen, nach der Angabe der Apostelgeschichte bei den Griechen in Antiochia, und wurde später von den Bekennern Jesu als Ehrenname ausgenommen. Von den Juden wurden die stammverwandten Christen lange Zeit nur als "Nazaräer" oder "Minäer" (d. h. Ketzer) bezeichnet, die Heidenchristen galten ihnen einfach als "Heiden". Die röm. Obrigkeit behandelte die Christen bis ins 2. Jahrh. hinein nur als jüd. Sekte. Indessen trug das C. von Anfang an eine die Schranken des Judentums durchbrechende geistige Macht in sich, und es sammelten sich schon ein Menschenalter nach Jesu Tod seine Bekenner fast ausschließlich aus der Masse der Heiden. Während das Judenchristentum (s. d.) sich nach wie vor an das Gesetz Israels gebunden erachtete, lehrte Paulus (s. d.) zuerst, daß durch den Sühntod des Messias das Gesetz aufgehoben und die Scheidewand zwischen Juden und Heiden niedergerissen sei. Ungeachtet der Anerkennung der alttestamentlichen Offenbarung als der Vorbereitung der mit Christus gekommenen Erfüllung trat das C. immer bestimmter als eine selbständige Religion auf. Zum Heidentum stand es von vornherein vermöge des Glaubens an den Einen Gott im Gegensatze. Aber schon um die Mitte des 2. Jahrh. erkannten philosophisch gebildete Christen an, daß auch im Heidentum auf Christus vorbereitende Elemente vorhanden waren. Die neuere Philosophie der Geschichte hat diesen Sachverhalt geradezu dahin bestimmen wollen, daß das C. das Gesamterzeugnis sowohl des jüd. als des heidn. Geistes sei.

Das eigentümliche Wesen des C. ist aber nur aus der geschichtlichen Persönlichkeit des Stifters und aus seiner Bedeutung für das Glaubensleben zu erklären. Das C. hat die Frage nach der Bedeutung dieser Person von Anfang an entschieden hervorgehoben, zu der eigentlich religiösen Kardinalfrage gemacht. Gegenüber dieser Thatsache kann die moderne Anschauungsweise, die zwischen Idee und Geschichte sorgfältig zu scheiden und das bleibende Wesen des C. auch abgesehen von der Person seines Stifters zu ermitteln sucht, nicht in Betracht kommen. Denn unzweifelhaft hat die christl. Religion von dieser Beziehung des religiösen Glaubens auf die Geschichte und die geschichtliche Persönlichkeit Jesu ihren eigentümlichen Charakter erhalten. Alles, was die christl. Frömmigkeit von der Offenbarung des göttlichen Willens, von der Vollendung alles religiösen Lebens im C. aussagen wollte, hat sie von vornherein in ihrer Vorstellung von der Person Christi niedergelegt. Die im C. einfach die "Vollendung des Gesetzes und der Propheten" sahen, betrachteten Christum als den "Sohn Gottes" im Sinne der jüd. Messiasidee, also als eine wesentlich menschliche, aber mit dem Geiste Gottes gesalbte Persönlichkeit, als den vollkommenen Gerechten, den "Knecht Gottes" und den Propheten der Wahrheit; die es mit Paulus als einen neuen Gottesbund mit den Menschen, als eine Botschaft von der sündenvergebenden Gnade und der Befreiung vom Gesetzesfluche betrachteten, erkannten in ihm das persönliche Abbild des himmlischen Vaters, den "Sohn Gottes" vom Himmel her, der die Menschen durch seinen Kreuzestod von den Sünden befreit, mit dem Vater versöhnt und aus dem Stande der Knechtschaft zur Freiheit der Kinder Gottes erhoben habe. Je tiefer man sich des C. als der schlechthin vollkommenen Offenbarung Gottes bewußt wurde, desto unabweisbarer suchte die Frömmigkeit ihren höchsten Ausdruck in der Lehre von der wesentlichen Gottheit Christi zu gewinnen.

Als Voraussetzung für die Vorstellungen sämtlicher christl. Parteien von der Person Jesu Christi galt der Glaube an die schlechthin übernatürliche Entstehung des C. So bildete sich schon in den

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