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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Chromate - Chromatische Polarisation

Lösung von 2 Teilen dichromsaurem Kalium mit 3 Teilen konzentrierter Schwefelsäure gemischt und in die heiße Lösung so lange Alkohol getropft wird, bis die Flüssigkeit rein dunkelgrün gefärbt erscheint. Der Alkohol wird dabei durch die Chromsäure zu Aldehyd und Essigsäure oxydiert, das entstandene Chromoxyd verbindet sich mit der Schwefelsäure und dem Kali zu grünem C., dessen Lösung nach kürzerer oder längerer Zeit violetten C. auskrystallisieren läßt. C. wird vielfach als Nebenprodukt bei Oxydation organischer Körper durch Chromsäure, so bei Darstellung verschiedener Farbstoffe, gewonnen und findet Verwendung in der Färberei als Beize und zum Gerben. Der Preis des C. im Großhandel beträgt 23 M. für 100 kg.

Chromate, s. Chromsäure.

Chromatik (grch.), s. Farbenlehre.

Chromatin, s. Zelle.

Chromatisch (grch., "farbig"), in der Musik der Gegensatz von diatonisch (s. d.) und bedeutet jetzt eine ausschließlich in Halbtönen (z. B. c, cis, d, dis, e, f, fis u. s. w.) fortschreitende Tonreihe, sowie jede einzelne halbtönige Fortschreitung, sofern sie nicht in der natürlichen (diatonischen) Tonleiter begründet ist. Letztere besteht aus 7, die chromatische Tonleiter aus 12 Tönen. In der griech. Musik, aus der der Begriff des Chromatischen stammt, umfaßte die Tonleiter nur eine Tonreihe von vier Stufen (Tetrachord) mit dem Umfang einer Quarte. Zwei chromatische Tetrachorde, die zusammen eine Oktave ausmachen, wären nach unserer Weise etwa zu schreiben: e, f, fis, a; h, c, cis, e. Bei dieser Fortschreitung wurde also der Ganzton (f-g, g-a u. s. w.) vollständig vermieden, dagegen das Intervall der kleinen Terz oder übermäßigen Sekunde gebraucht. (S. Enharmonisch.)

Chromatische Abweichung bei Linsen, s. Abweichung und Achromatisch.

Chromatische Anpassung, chromatische Funktion, heißt die häufige Erscheinung, daß ein Tier in seiner Färbung den umgebenden Naturobjekten, auf, an oder mit denen es lebt, gleich oder sehr ähnlich ist, sodaß es dadurch den Blicken von Feinden oder zu beschleichenden Beutetieren entzogen ist. Wüstentiere sind meist sandfarbig, Blatttiere grün, Schneetiere weiß, pelagisch lebende Wassertiere glasartig durchsichtig. Es beruht diese Erscheinung auf natürlicher Zuchtwahl (s. d.). Ahmen Tiere andere Tiere auch in der Gestalt nach, liegt Mimicry (s. d.) vor.

Chromatische Funktion, s. Chromatische Anpassung.

Chromatische Klaviatur, eine Klaviatur, bei der die Oktave in 12 gleiche Teile zerfällt, in der also die Ober- und Untertasten (mit selbständigen Bezeichnungen) gleichmäßig aufeinander folgen (Zwölfhalbtonsystem).

Chromatische Polarisation, die von Arago (1811) entdeckten Farbenerscheinungen beim Einbringen von dünnen Platten doppelt brechender Körper zwischen den Polariseur und Analyseur eines Polarisationsapparats (s. Polarisation und Polarisationsapparate). Ein einfach brechender Körper, zwischen Polariseur und Analyseur gebracht, bringt keine optische Wirkung hervor, das Gesichtsfeld bleibt bei gekreuztem Polariseur und Analyseur dunkel. Bringt man hingegen eine achsenparallel geschnittene Quarzplatte ein und legt dieselbe mit der Achsenrichtung parallel oder senkrecht zur Polarisationsebene des Polariseurs, so wirkt diese zwar ebenfalls nicht, erscheint aber sofort hell auf dunklem Grund, sobald die Achse einen andern Winkel mit der Polarisationsebene des einfallenden Lichts einschließt, am hellsten, wenn derselbe 45° beträgt. Hieraus geht hervor, daß das Licht in den beiden ersten Fällen beim Durchgang durch den Quarz nicht modifiziert wird, wohl aber in jedem andern Fall. In der That läßt sich durch Versuche mit Prismen aus Quarz nachweisen, daß durch dieselben das Licht in zwei Strahlen gespalten wird, von denen der eine weniger abgelenkte sich rascher fortpflanzende so polarisiert ist, daß seine Polarisationsebene die Quarzachse enthält, während die Polarisationsebene des zweiten, mehr abgelenkten, sich langsamer im Quarz fortpflanzenden immer auf ersterer Ebene senkrecht steht. Diese beiden Strahlen, die aus dem einfallenden entstehen, können nun in dem obigen Falle durch den gekreuzten Analyseur nicht gelöscht werden. Wird die Quarzplatte sehr dünn zugeschliffen, so erscheint sie farbig. An einem sehr dünnen Keil aus Quarz erscheinen Streifen in den Newtonschen Interferenzfarben parallel der Schärfe des Keils (s. Interferenz des Lichts und Newtons Farbenglas). Betrachtet man den Keil durch ein rotes Glas, so sind die Streifen abwechselnd rot und schwarz. Das rote Licht wird also bei allmählich zunehmender Quarzdicke abwechselnd gelöscht und kommt wieder zum Vorschein. Dies wird verständlich, wenn man bedenkt, daß von den beiden den Quarz durchdringenden Strahlen nur jene Anteile hindurchgehen, die auf die Polarisationsebene des Analyseurs entfallen. Da dieselben aber im Quarz eine ungleiche Geschwindigkeit hatten, sind sie gegeneinander verschoben, haben einen Gangunterschied und müssen sich je nach der Größe desselben verstärken oder löschen. Für eine andere Farbe (Wellenlänge) tritt diese Löschung und Verstärkung bei einer andern Quarzdicke ein. Ähnliche Erscheinungen zeigen in großer Mannigfaltigkeit der Farben dünne Blättchen aus Glimmer oder Gips, aus denen man zum Zwecke populärer Schaustellungen durch projizierende Polarisationsapparate Schmetterlinge, Blumen u. s. w. hergestellt hat. Von wissenschaftlichem Werte sind die sog. Achsenbilder der Krystalle, die man erhält, wenn das Licht nicht parallel, wie in den vorigen Fällen, sondern in Form eines Kegels die Krystallplatte durchdringt. Am einfachsten werden die Achsenbilder dargestellt, indem man das senkrecht zur Achse geschnittene Krystallblättchen zwischen zwei Turmaline faßt (s. Turmalinzange), ganz nahe ans Auge bringt und gegen den hellen Himmel hindurchsieht. Ein einachsiger Krystall, z. B. ein Doppelspat, zeigt dann bei gekreuzten Turmalinen ein farbiges Ringsystem, das von einem schwarzen Kreuz durchsetzt ist, dessen Arme parallel der Polarisationsebene des Polariseurs und Analyseurs sind. Für den nach der Achse ins Auge gelangenden Strahl ist der Krystall wirkungslos. Für die schief durchgehenden Strahlen tritt aber eine Spaltung in eine Komponente, deren Polarisationsebene die Achse enthält, und eine dagegen senkrecht polarisierte ein. Der Weg der Strahlen durch den Krystall ist desto größer, je größer die Schiefe, und da der Geschwindigkeitsunterschied auch mit der Schiefe wächst, so nimmt um so mehr der Gangunterschied beider Strahlen mit der Schiefe zu. Gleich schiefe Strahlen werden gleichen Gangunterschied und gleiche Interferenzfarben aufweisen. Daher die kreisförmigen farbigen Ringe. In der Ebene des Polariseurs und in der zu ihr

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]