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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Chylde - Chyträus

Türken und andern islamit. Völkern übergegangen. Die Verleihung des Ehrenkleides als Zeichen höchsten Wohlgefallens ist im Orient uralt und hat bestanden, bis im 19. Jahrh. in Persien und der Türkei die europ. Form der Huldbezeigung durch Verleihung von Ordensdekorationen eingeführt wurde.

Chylde, s. Childe.

Chylifikation (grch.-lat.), Chylopoiēsis (grch.), Milchsaftbereitung im Dünndarm (s. Chylus).

Chylocele (Hydrocele chylosa), eine besondere Form des Wasserbruchs, Erguß einer milchähnlichen Flüssigkeit, eine Lymphorrhagie, in den Scheidenhautsack des Hodens, besonders bei Elephantiasis scroti, bei Leuten, welche in den Tropen gelebt haben. In den erweiterten Lymphräumen hat man einen parasitischen Fadenwurm, die Filaria sanguinis hominis Lewis, gefunden. (S. Chylurie.)

Chylopoiesis (grch.), s. Chylifikation.

Chylurie (grch.), eine eigentümliche, besonders in einigen tropischen Gegenden, selten in Europa beobachtete Krankheit, bei welcher der Harn infolge eines enormen Gehalts an Fett, welches in feinster Verteilung dem Nierensekret beigemischt ist, täuschend das Aussehen von Milch erhält; dabei werden die Kranken auffallend bleich, mager und kraftlos. Von Zeit zu Zeit nimmt der Harn wieder seine normale Beschaffenheit an und die Kranken fangen an sich zu erholen. So kann der Wechsel in ihrem Befinden jahrelang fortdauern, bevor sie an Erschöpfung zu Grunde gehen. Über die Grundursache dieser merkwürdigen Krankheit ist noch nichts Sicheres ermittelt; doch muß man annehmen, daß es sich hierbei um abnorme Kommunikationen des Lymph- und Chylussystems mit den Harnwegen handelt, welche den übertritt von Chylus (s. d.) in den Urin und damit das Krankheitsbild der C. zur Folge haben. Die tropische C. wird nach Wucherer und Lewis durch kleine, im Blute schmarotzende Nematoden (Filaria sanguinis hominis Lewis) verursacht, welche als die Embryonen der Filaria Bancrofti Cobb. erkannt worden sind; dieselben bewirken eine Verstopfung der Lymphgefäße, welche ihrerseits zu Ruptur und zum Austritt von Lymphe in die Harnwege führt.

Chylus (grch.), Milchsaft oder Nahrungssaft, die während der Dünndarmverdauung aus dem Speisebrei (s. Chymus) durch endosmotische Vorgänge bereitete weißliche, milchähnliche Flüssigkeit von schwach alkalischer Reaktion, die in das Blut durch die eigens für sie bestimmten Gefäße, die Milch- oder Chylusgefäße des Dünndarms, übergeht. Unstreitig stellt dieses Chylusgefäßsystem eine der wichtigsten Quellen für die beständige Erneuerung und Ersetzung des Blutes dar, indem es diesem hauptsächlich die Fette, Eiweißkörper und eine Reihe wichtiger Salze zuführt. Von der Lymphe (s. d.), mit welcher er sehr große Ähnlichkeit hat, unterscheidet sich der C. hauptsächlich durch seinen enormen Fettgehalt während der Verdauung, der ihm seine Undurchsichtigkeit und sein milchweißes Aussehen verleiht; nach fettfreier (pflanzlicher) Nahrung ist der C. klar und durchsichtig wie die Lymphe, ebenso im nüchternen Zustande (Darmlymphe). Man unterscheidet an ihm eine klare farblose Flüssigkeit (Plasma) und in dieser suspendiert rundliche, feinkörnige, den weißen Blutkörperchen ähnliche Zellen, die sog. Chyluskörperchen, sowie zahllose, außerordentlich feine, von einer zarten Eiweißhülle umgebene Fetttröpfchen; seine chem. Hauptbestandteile sind mehrere Eiweißkörper (Faserstoff, Caseïn, Globulin), Fette, Zucker, Harnstoff und Salze.

Die Chylus- oder Milchsaftgefäße, die von Aselli 1622 entdeckt wurden, nehmen ihren Anfang in den Darmzotten, bilden innerhalb des Dünndarms ein vielfach verzweigtes Röhrensystem, durchsetzen die zahlreichen Lymphdrüsen des Gekröses, welche dem C. seine geformten Elemente beimengen, und münden sodann wie alle Lymphgefäße in den federkielstarken Milchbrustgang (Ductus thoracicus), welcher im Innern der Brusthöhle längs der Wirbelsäule verläuft und seinen Inhalt in die linke Schlüsselbeinblutader, somit kurz vor dem Eintritt des Blutes in das Herz, ergießt. Die Bewegung des C. zum Blute hin geschieht wegen des bedeutenden Widerstandes in den Lymphdrüsen nur langsam und unter geringem Druck; als bewegende Kräfte dienen in erster Linie die Kontraktionen der Darmzotten, weiterhin alle jene Momente, welche für die Bewegung der Lymphe überhaupt in Betracht kommen. (S. Lymphe, Verdauung.)

Chyluskörperchen, s. Chylus.

Chymifikation (grch.-lat.) oder Chymōsis (grch.), Bildung des Speisebreies, s. Chymus.

Chymorin, s. Lab.

Chymus (grch.), Speisebrei, die breiähnliche, sauer reagierende, in den verschiedenen Stadien der Lösung, Quellung und Maceration befindliche Speisemasse, welche während der Verdauung den Inhalt des Magens bildet. Bei der Untersuchung ergiebt sich der C. als ein Gemisch von gelösten und ungelösten, chemisch veränderten und unveränderten Nahrungsstoffen; die anorganischen Salze und Zucker sind aufgelöst, das Stärkemehl zum größten Teil in Zucker verwandelt; das genossene Fett ist durch die im Magen herrschende Temperatur (38-40° C.) verflüssigt und dem C. in einzelnen großen Tropfen beigemengt. Dagegen sind die Cellulosemembranen und Pflanzenfasern, das Chlorophyll, die elastischen Fasern und Epithelien unverändert, das Bindegewebe zum Teil gelöst, zum Teil nur aufgequollen. Die Muskelbündel des Fleisches sind in ihre Formelemente, in Fasern und Querscheiben zerfallen, geronnenes Eiweiß und Fibrin meist vollkommen gelöst und teils in die in verdünnten Säuren lösliche Modifikation (Syntonin und Paralbumin), teils in Peptone (s. d.) übergeführt. Die Milch gerinnt, sowie sie in den Magen gelangt, und der gebildete Käseklumpen wird dann langsam vom Magensaft aufgelöst. Neben den so veränderten Nahrungsstoffen enthält der C. stets einige Gase, besonders Kohlensäure, Stickstoff und Sauerstoff, welche zum großen Teil aus der mit dem Speichel verschluckten atmosphärischen Luft stammen.

Ist der C. durch den Pförtner des Magens in den Zwölffingerdarm übergetreten, so erfährt er durch die Einwirkung der alkalischen Galle, des Bauchspeichels und des in den Drüsen der Darmschleimhaut abgesonderten Darmsaftes eine Reihe weiterer chem. Veränderungen, infolge deren ein großer Teil seiner Bestandteile, namentlich Eiweiß, Faserstoff, Käsestoff und Fette von den Zotten der Darmschleimhaut aufgesaugt und in den Chylus (s. d.) übergeführt werden. Der Rest des Speisebreies nimmt, je näher er dem Dickdarm kommt, immer mehr die konsistente Beschaffenheit und den eigentümlichen Geruch des Kotes an. (S. Verdauung.)

Chyträus (eigentlich Kochhafe), David, luth. Theolog, geb. 26. Febr. 1530 zu Ingelfingen, bezog

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