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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Claudius (röm. Kaiser) - Claudius (Matthias)
thag. Flotte bei Dreganum angreifen wollte, die
heiligen Hühner, da sie bei den Auspicien nicht fressen
wollten, ins Meer werfen, damit sie saufen sollten,
wurde geschlagen und verlor säst seine ganze Flotte.
Vom Senat beauftragt, einen Diktator zu ernennen,
ernannte er dazu seinen Freigelassenen Claudius
Glycias, der aber sogleich wieder abgesetzt wurde.
Als Religionsspötter und Hochverräter angeklagt,
wurde er zu einer Geldstrafe verurteilt. Er endete
angeblich durch Selbstmord. Von ihm leitete sich
ein Zweig der Claudischen Familie ab, in welchem
der Beiname Pulcher gewöhnlich war (s. Clodius
Pulcher), während der von einem zweiten Sohne
des Appius Claudius Cäcus sich herleitende Zweig
den Beinamen Nero führte. Zu diesem gehörten
unter andern die Drusus und die Kaiser Tiberius
und Claudius. Unter dem plebejischen Geschlecht der
C. ragt die Familie der Marceller (s. d.) hervor. -
Vgl. Mommsen, Die patricischen C. (in den "Nöm.
Forschungen", Bd. 1, 2. Aufl., Verl. 1865).
Claudius, Tiberius C. Drusus Nero Germa-
nicus, als röm. Kaiser Tiberius C. Cäsar Augustus
Germaniens genannt, der jüngste Sohn des Nero
C. Drusus, des Stiefsohns des Augustus, war zu
Lyon 10 v. Chr. geboren und wurde von Augustus
und Tiberius fast von jeder polit. Thätigkeit fern
gehalten. Daß er für halb schwachsinnig und daher
für unschädlich galt, rettete ihm beim Regierungs-
antritt Caligulas das Leben. Der neue Kaiser er-
nannte ihn sogar zweimal zum Konsul. C. beschäf-
tigte sich indes eifrig mit den Wissenschaften, be-
sonders mit der Geschichte; er schrieb mehrere
(verloren gegangene) umfängliche lat. und griech.
Werke, unteranderm eine Geschichte der augusteischen
Zeit und seiner eigenen Regierung. Nack Caligulas
Ermordung 41 n. Chr. riefen ihn die Prätoriancr
zum Kaiser aus', der Senat, der einige Tage an die
Herstellung der Republik gedacht hatte, war ge-
nötigt, ihn anzuerkennen. Durch reichliche Be-
schenkung der Gardetruppen, denen er seine Er-
hebung verdankte, gab C. das erste Beispiel einer
verderblichen Sitte. Als 42 eine Verschwörung
gegen sein Leben entdeckt worden, überließ sich C.
gänzlich der Leitung seiner Gemahlin, der berüch-
tigten Messalina (s. d.), und seiner Günstlinge unter
den Freigelassenen, insbesondere des Callistus,
Pallas und Narcisjus, die nun nach Willkür ihrer
Grausamkeit und Habgier frönten. Doch wurden
unter C. eine Reihe trefflicher Maßregeln getroffen,
so die humane Bestimmung, daß der kranke Sklave,
den der Herr verstoße, frei sein solle; die Beschrän-
kung der maßlosen Wiederholungen der Festspicle
auf je einen Tag; die Rückgabe der Verwaltung des
Staatsschatzes an die Quästoren; die Festsetzung
eines Marinrums für die Honorare der Sachwalter
und insbesondere die Ausdehnung des Bürger-
rechts (mit der Berechtigung zum Eintritt in den
Senat) an Gemeinden außerhalb Italiens, speciell
an die Aduer, worüber, außer Tacitus, der Rest einer
Bronzetafel in Lyon Auskunft giebt, die einen Teil
der von C. 48 im Senat aus diesem Anlaß gehal-
tenen Rede aufbewahrt hat. Ungeheure Summen
verwandte er auf Bauten. Berühmt sind ein großer
Aquädukt (^hua ^lauäia), den schon Caligula be-
gonnen; der Kanal zur Ableitung des Fucinersees
(Lago di Celano), an welchem 11 Jahre hindurch
30000 Menschen arbeiteten, und die Anlage des
Hafens von Ostia. Die röm. Heere waren unter
seiner Negierung siegreich. Mauretanien ward zur
Artikel, die man unter C verm
röm. Provinz gemacht; die Eroberung Britanniens,
wohin C. selbst sich begab, wurde unter ihm ins
Werk gesetzt (43 n.Chr.); in Deutschland machte
Gajus Domitius Corbulo Fortschritte, auch im
Orient wurden Erfolge errungen, die jedoch wieder
an die Perser verloren gingen. Seine Nichte Agrip-
pina (s. d.), die sich ihm nach Messalinas Hinrichtung
49 als Gemahlin aufdrang, war ebenso lasterhaft,
aber noch grausamer als jene. Durch sie ward C.
54 vergiftet, weil sie fürchtete, C. werde ihrem Sohne
Nero (s. d.) die Nachfolge in der Herrschaft zu Gunsten
seines eigenen Sohnes Britanniens entziehen, und
ihr drohe das Schicksal Messalinas. C.' Vergötterung
gab dem Philosophen Seneca Anlaß zu der Schmäh-
schrift "^pocolocMtosiL". - Vgl. Lehmann, Clau-
dius (Gotha 1858); Schiller, Geschichte der röm.
Kaiserzeit, Bd. 1 (ebd. 1883).
Claudius, Marcus Aurelius C. Goticus, röm.
Kaiser, hatte sich als Feldherr ausgezeichnet und
ward, nachdem Gallienus 268 ermordet worden
war, zum Kaiser erwählt. Die Alamannen, die von
Rhätien her nach Italien eindrangen, schlug er am
Lacus Benacus (Gardasee) zurück und erwarb sich
den Beinamen Germaniens; die Goten vernichtete
er 269 in einer großen Schlacht bei Naissos in
Obermösien, die ihm den Beinamen Goticus ein-
trug. Gleichzeitig machte er der got. Raubflotte durch
Zerstörung von 2000 Fahrzeugen ein Ende. Er starb
kurz darauf zu Sirmium an einer Seuche 270.
Claudius von Savoyen, s. Antitrinitarier.
Claudius von Turin, aufgeklärter Theolog,
von Geburt Spanier, Schüler des Felir von Hr-
gellis, zuerst Lehrer an der Hofschule Ludwigs des
Frommen, ward um 820 Bischof von Turin mit
dem Auftrag, den dort eingerissenen Aberglauben,
vor allem den Bilderdienst auszurotten. Er unter-
zog sich dieser Aufgabe mit großem Eiser und be-
stritt die röm. Lehre von der Verdienstlichkeit der
guten Werke, der Fürbitte der Heiligen, der beson-
dern Heiligkeit des Mönchslebens und der Auto-
rität des Papstes. Er starb 839. Von seinem
Freunde, dem Abt Theodemir, vor Ketzereien ge-
warnt, schrieb er zu seiner Verteidigung "^o-
1OF6ticNM HtHI16 1'68CliptUM Äl1v61'8N8 ^1i6Iitmi-
1-uin ÄddatLin" (828). Außerdem verfaßte C. Kom-
mentare zu fast allen biblischen Büchern. Von den
Schriften des C. sind nur unbedeutende Bruchstücke
erhalten. - Vgl. Reuter, Geschichte der religiösen
Aufklärung im Mittelalter, Bd. 1 (Berl. 1875);
Förster, Drei Erzbischöfe vor 1000 Jahren (Güters-
loh 1873).
Claudius, Matthias,AsmusoderderW and s-
becker Bote genannt, Dichter und Schriftsteller,
geb. 15. Aug. 1740 zu Reinfeld im Holftemychen,
studierte 1759 - 63 in Jena erst Theologie, dann
die Rechte und lebte dann mit kurzer Unterbrechung
jahrelang beruflos im Elternhause. 1768 trat er
in die Redaktion der "Hamburgischen Adreßcomp-
toirnachrichten" ein und leitete, nach Wandsbeck
übergesiedelt, 1771-75 unter dem Namen Asmus
das von I. I. Bode (s. d.) gegründete Blatt "Der
Wandsbecker Bote". 1776 ging er als Oberland-
kommissar nach Darmstadt, kehrte aber, voll Scheu
vor aller Amtsthätigkeit, schon 1777 nach Wands-
beck zurück. Hier blieb er auch wohnen, als er 1788
zum ersten Revisor der Schleswig-Holsteinischen
Bank in Altona ernannt wurde. Er starb 21. Jan.
1815 im Hause seines Schwiegersohns F. Perthes
in Hamburg. C. ist einer der originellsten deut-
ißt, sind unter K aufzusuchen.