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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cobden-Klub - Cobet
langjährigen Anstrengungen zu erholen, eine Reise
durch Europa. Er besuchte Frankreich, Spanien und
Italien, dann Deutschland, Rußland, Schweden.
M Madrid erhielt er die Nachricht, daß das West'
Niding von Uorkshire ihn zu seinem Vertreter ini
Parlament ernannt habe. Unter seiner Mitwirkuno
erfolgte dann 1849 die Aufhebung der Navigations'
alte (s. d.). An die Stelle der League war die Finan-
cial-Nesorm-Association getreten, welche sich später
mit der Wahlreform-Association vereinigte, und die
Bestrebungen C.s waren von nun an besonders aus
die Einführung zweckmäßiger Ersparungen in der
Staatsverwaltung und auf die Ausdehnung despar^
lamentarischen Stimmrechts gerichtet. Zugleich zeigte
sich C. als ein eifriger Beförderer der Friedensge-
sellschasten, an deren Versammlungen (unter andern
in Frankfurt 1850) er sich steißig beteiligte und deren
Lehren er mit aller Macht seiner Nede unterstützte.
In diesem Geiste widersetzte er sich auch beharrlich
der Einmischungspolitik Lord Palmerstons und
suchte 1353 den Bruch mit Rußland zu verhüten.
Ein von ihm bei Gelegenheit der Zerwürfnisse mit
China beantragtes Mißtrauensvotum gegen das
Ministerium ging 3. März 1857 mit einer Majori-
tät von 16 Stimmen durch; als aber infolgedessen
das Parlament aufgelöst wurde, unterlag C. bei
der Neuwahl dem Kandidaten der Kriegspartei. C.
unternahm hierauf eine neue Reise nach Amerika.
Noch während seiner Abwesenheit wählte ihn die
Stadt Nochdale im April 1859 zu ihrem Abgeord-
neten, und als bald uachher Palmerston abermals
ans Nuder trat, wurde C. zum Handelsminister mit
einem Sitz im Kabinett ernannt. Beides lehnte er
ab, da er sich nicht an eine Partei binden wollte;
dagegen übernahm er den Auftrag, einen Handels-
vertrag mit Frankreich abzuschließen, der 23. Jan.
1860 wirklich zu stände kam und für die engl. In-
dustrie die ersprießlichsten Folgen hatte. Seitdem
nahm er wieder im Parlament dieselbe unabhängige
Stellung ein, die er sein ganzes Leben hindurch be-
wahrt hat. In seiner Flugschrift "^Ks tlires pa-
uio8" (Lond. 1862) verspottete er die Furcht der
Engländer vor Angriffen und die dadurch hervor-
gerufenen großen Kriegsrüstungen. Seit Abschluß
des Handelsvertrags mit Frankreich nahm C. keinen
hervorragenden Anteil an den polit. Ereignissen.
IurZeit des zweiten Ministeriums Lord Palmerstons
benutzte C. seinen Einfluß dazu, der durch Nright
betriebenen Agitation für eine neue Parlaments'
reform zu steuern. Am bemerkenswertesten war
während jener Jahre C.Z entschiedene Parteinahme
für die amerik. Nordstaaten in ihrem Kampfe gegen
die Südstaaten, eine Haltung, die ihn und seine
Anhänger vor der großen Menge der engl. Politiker
rühmlich auszeichnete. Er starb 2. April 1865 in
London. Zu C.s Andenken ward, unter Beteiligung
der hervorragendsten Mitglieder der liberalen Partei,
der Cobdeu-Klub gegründet, welcher bei einem
jährlich im Juli zu Greenwich stattfindenden Fest-
essen C.s Andenken feiert und mehrere volkswirt-
schaftliche Schriften veröffentlicht hat. C.s Witwe
veranlaßte die Herausgabe einer Sammlung seiner
polit. Schriften: "^k6 politicai^i-itiu^ ofliieiiarä
N."(2Vde., Lond. 1867); seine Freunde JohnBright
und Thorold Rogers veröffentlichten "O.'s 8zi66c1i68
0Q HU68tj(in8 ok pudlic poliern (2 Bde., ebd. 1870).
^ Vgl. F. Bastiat, 6. 6t 1a I^i^ue ou Imitation
außi3.i86 pour 1k 1i1)6i-t6 äu cominsrce (Par. 1848);
von Holtzendorff, Richard C. (3. Aufl., Verl. 1874);
Richard C. Sem Leben und Wirken (Nrem. 1876);
Mme. Salis-Schwabe, kickarä 0., Notes 8ur 8"3
V07NF68, o0rl68p0nä3,iic68 6tc. (Par. 1879); John
Morley, Ike lifs ok Riciiarä 0. (2 Bde., Lond.
1881); Walcker, Richard C.s volkswirtschaftliche und
polit. Ansichten (Hamb. 1885).
Cobden-Klub,s. Cobden.
Cobenzl, Ludw., Graf von, österr. Staats-
mann, geb. 21. Nov. 1753 zu Brüssel, trat 1772 in
den östcrr. Staatsdienst, wurde 1774 Gesandter in
Kopenhagen, 1777 in Berlin und 1779 in Peters-
burg, wo er bis 1797 blieb und zu dem vertrauten
Kreise der Kaiserin Katharina II. gehörte. Im Sept.
1795 schloß er für Österreich das Bündnis gegen
Frankreich mit England und Ruhland, unterhan-
delte 1797 mit Bonaparte zu Udine und unterzeich-
nete 17. Okt. den Frieden von Campo-Formio.
Darauf wohnte er dem Konareh in Rastatt bei,
schloß 1801 den Frieden zu Lunsville und wurde
zum Staatsvicekanzler und Minister der auswärti-
gen Angelegenheiten ernannt. Im Nov. 1805 be-
gleitete er den Hof nach Olmütz. Nach dem Frieden
zu Preßburg (26. Dez. 1805) legte er feine Stelle
nieder und starb 22. Febr. 1809 zu Wien. Er war
ein entschiedener Vertreter der absolutistischen Ne-
aierungsweise und ein unermüdlicher Bekämpfer der
Französischen Revolution.
Sein Vetter Johann Philipp, Graf von C.,
der letzte dieses Geschlechts, geb. 28. Mai 1741 zu
Laibach, studierte in Wien und Salzburg, wurde
1767 als Staatsrat nach Wien berufen, wo er für
die Umgestaltung des Mautwesens thätig war, be-
gleitete 1777 den Kaiser Joseph II. nach Frankreich
und war bei den Hriedensunterhandlungen zu
Teschen 1779 bevollmächtigter Minister. Hierauf
wurde er zum Vice-Hof- und Staatskanzler ernannt,
was er bis zum März 1793 blieb, wo die Nachricht
vom Abfchlusse eines Vertrags zwischen Rußland
und Preußen über die zweite Teilung Polens seine
Enthebung bewirkte. Er wurde nun zum Kanzler
der ital. Provinzen ernannt, ging nach dem Frieden
von Lunsville (9. Febr. 1801) als außerordentlicher
Botschafter nach Paris und hielt sich feit 1805 in
Wien auf, wo er 30. Aug. 1810 starb. - Vgl. A. von
Arneth, Graf Philipp C. und seine Memoiren (Wien
1885); A. von Vivenot, Die Politik des österr. Vicc-
Staatskanzlers Graf Philipp von C. unter Kaiser
Franz II. (2. Bd. der "Quellen zur Geschichte der
deutschen Kaiserpolitik Österreichs", ebd. 1874).
Cobequid-HMs,Höhenzug in derProvinz Neu-
schottland des Dominion of Canada, zieht vom
Kap Chiegnecto im Innern der Fundybai westöst-
lich parallel der Prinz-Edward-Insel und trennt so
die Chicgnectobai von der Minenbai. Der Höhell-
zug ist 250-330 m hoch, besteht aus Granit und
Porphyr, die auf Rotliegendem lagern, hat an der
Minenbai und der Nordseite reiche Steinkohlenlager
und Eisenerze und ist mit Nrwald bedeckt.
Cobet, Carl Gabriel, niederländ. Philolog, geb.
28. Nov. 1813 in Paris, studierte 1831-40 in Leiden,
machte dann auf Staatskosten eine wissenschaftliche
Reise nach Italien und wurde 1847 Professor in
Leiden, wo er 26. Okt. 1889 starb. C. beschäftigte
sich hauptsächlich mit dem Studium der griech.
Schriftsteller, besonders der Attiker. Große Ver-
dienste erwarb er sich um die griech. Metrik. Seine
hauptsächlichsten Schriften sind: "I'i'^opoFrapKig.
XenopkoiitsI." (Leid. 1836), "Od^rvationsg ori-
tica.6 in ^latonig Oomioi reiiyuig.8" (Amsterd. 1840),
Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.