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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Columbia (südamerik. Staat)
wurde es als selbständiges Generalkapitanat einge-
richtet, der 1710 auch die Presidencia ^.uito, d. i.
Ecuador (s. d.), einverleibt wurde, und 1718 zu
einem Vicekönigreich Neugranada erdoben. Wie in
den übrigen span. Kolonien Südamerikas, brach
auch in (5. infolge der Ereignisse in Spanien (s. d.)
1810 ein Aufstand aus, der in seinem Verlauf zur
Losreißung von der span. Herrschaft fübrte. Seit
dem 17. Dez. 1819 bildete der nördl. Teil des Vice-
tönigreichs mit Venezuela die Eentralrepublik (5.,
deren Verfassung vom Kongreß zu Cucuta 1821
proklamiert wurde, und der sich Mai 1822 auck
Ecuador anschloß. Aber diese Scköpfung Bolivars
(s. d.) verfiel sckon vor dessen Tode, da der zur Fest-
stellung einer neueu Verfassung nach Bogota beru-
fene Kongreß, obne diese Aufgabe erledigen zu kön-
nen, 11. Mai 1830 seine Sitzungen sckloß und, wie
schon im Nov. 1829 Venezuela, so nun auch Ecua-
dor sich von dem Bunde trennte. Die drei Staaten
konstituierten sich zu selbständigen Republiken. Die
erste Verfassung der neuen Republik Neugranada
proklamierte der Kongreß zu Bogota 21. Nov. 1831.
Präsident wurde 9. März 1833 General Santande'r.
Unter seiner Verwaltung übernabm Neugranada
die Hälfte der Gesamtsckuld von (5. Sein Nachfolger
wurde 1837 nicht der von ibm begünstigte General
Iosö Maria Obando, sondern der Kandidat der
Opposition, Dr. Ioss Ignacio de Marquez. Es
entwickelte sich jetzt ein Aufstand, an dessen spitze
Obando stand, und ein Bürgerkrieg stürzte 1839 -
41 das Land in tiefes Elend. Endlick wurde der
Aufstand bewältigt, und Dr. Marquez erreichte das
gesetzliche Ende seines Mandats. Ibm folgte 2. Mai
1841 General Don Pedro Alcantara Herran, einer
der Vesieger der Empörung.
Am 19. Okt. 1840 batte sich Eartagena von der
Republik getrennt; bald darauf folgten anck andere
Provinzen. Am 18. Juni 1841 besckworen zu Pa-
nama die Provinzen Panama und Veragua eine
neue Verfassung und erklärten sich unter dem Na-
men des Staates des Istbmus von Panama für un-
abhängig, doch vereinigten sie sich bald wieder mit
Neugranada. Auf General Herran folgte 1845
General Tomas Cipriano Mosquera. Unter diesen
drei vom Geiste der Mäßigung beseelten Präsident-
schaften erbolte sich das Land allmählick wieder von
den frübern Kämpfen. Unter Herran wurde die
Verfassung verbessert, der öffentlicke Unterricht be-
fördert und mit den engl. Staatsgläubigern ein
Vertrag abgeschlossen. Unter Mosquera ward ein
großer Teil der einheimischen Schuld getilgt, der
Handel mit Gold und Tabak für frei erklärt, die
Dampfschiffahrt auf dem Magdalenenstrom ins
Leben gerufen, die Zolltarife revidiert, Schulen für
Mineralogie, Geologie und Botanik gegründet und
die Einwanderung begünstigt. Ein im Anfang
Mai 1846 mit Ecuador ausgebrockener Krieg en-
dete schon 29. Mai mit dem Frieden zu Sta. Rosa
de Carchi. Infolge der Amnestiebewilligungen,
welche die drei Präsidenten erlassen batten, konnte
aber die revolutionäre Partei sich von neuem orga-
nisieren. Sie vereinigte ihre Stimmen auf den Ge-
neral Ioft Hilaria Lopez, der auch 7. März 1849
zum Präsidenten gewäblt wurde. Man ging an
die Durchführung einer Reibe von Veränderungen,
welche die Herstellung der reinen Demokratie be-
nveckten, aber nur abermals zur Anarckie fübrten.
Bei der Präsidentenwahl, des I. 1853 wurde der
von der Regierung und den demokratischen Gesell-
schaften unterstützte bisberige Generalkommandant,
General Jose Maria Obando, gewäblt. Von tief-
greifenden Folgen war die decentralisierende Ver-
fassung von 185)3. Eine Zusatzakte derselben bebielt
jeder Provinz das Recht vor, sich mit Zustimmung
des Kongresses zu einem eigenen, souveränen Staate
zu erklären und mit dem Mutterstaate Neugranada
in Föderationsverband zu treten. Davon mackte
11. Juni 1856 Antioquia und 27. Febr. 1857 Pa-
nama Gebrauch.
Auf Obando folgte 1857-61 Mariano Ospina,
unter dessen Regierung es 1859 zu neuen Kämpfen
kam. Die Haupweranlafsung zu diesen, durch Mos-
quera bervorgcrufenen Wirreu gab die Umgestaltung
der Verfassung durch ein neues Staatsgrundgesetz
vom 15. Juni 1858. Dieses führte das nordamerit.
Föderativsystem ein und vereinigte die bisherigen
36 Provinzen in 8 große Staatsgebiete, die als un-
abbängige Republiken nur durch das lose Band der
Eentralregierung zu Bogota zusammengebalten
wurden. Die Föderativverfassung war aber kaum
proklamiert, als sich schon ihre Unzweckmäßigkeit
zeigte; es kam zu Streitigkeiten und zum Kriege
zwischen den einzelnen Staaten, woraus dann als-
bald ein allgemeiner, jahrelang währender Bürger-
krieg entstand. Es standen sich zwei Hauptparteien
gegenüber, die konservative, gewissermaßen legitime
und konstitutionelle, die bis zum 13. März 1861
unter dem Präsidenten Ospina, dann unter dessen
Nachfolger, dem General Iulio Arboleda stand, und
eine liberale oder eigentlich revolutionäre, demo-
kratische unter Mosquera. Seit dem Erlasse des
neuen Wahlgesetzes erklärte dieser der Regierung
den Krieg und verband sich, bevollmächtigt durch
eine außerordentliche Legislatur des Staates Cauca,
mit einigen andern oppositionellen Staaten. Am
18. Juli 1861 nahm Mosquera die Hauptstadt Bo-
gota ein. Die Gegenpartei hielt sich jedock an an-
dern Punkten des Landes. Arboleda, der im Aug.
1862 ein Bündnis mit dem Präsidenten von Ecua-
dor, Don Garcia Morena, geschlossen hatte, wurde
Ende 1862 ermordet.
Inzwischen batten die liberalen Staaten auf
einem Kongreß zu Bogota sich zuerst unter dem
Namen der Konföderation von Neugranada ver-
einigt, dann durch den 20. Sept. 1861 abgeschlosse-
nen Unionsvertrag den Namen Vereinigte
Staaten von E. samt einer neuen Verfassung
angenommen. Nack dem Tode Arboledas übernahm
General Canal die Leitung der Konservativen.
Zwischen diesem und Mosquera kam zu Cali im
Staate Eauca 29. Dez. 1862 eine Konvention zu
stände, die dem Bürgerkriege ein Ende mackte.
Eanal unterwarf sich der Regierung von C., die sich
verpflichtete, ibm und seinen Parteigenossen die
vollen Bürgerrechte zuzuerkennen und eine Amnestie
zu erlassen. Der Staat Panama, der sich gegen
Mosquera erboben, hatte sich bereits im September
unterworfen. Am 4. Febr. 1863 traten die Depu-
tierten der einzelnen Staaten zu Rio Negro in An-
tioquia zu einer konstituierenden Versammlung zu-
sammen. Mosquera legte die ihm seit dem 20. Sept.
1861 übertragene diktatorische Gewalt in die Hände
der Versammlung zurück, und diese ernannte für
die Tauer der Ausarbeitung der Verfassung eine
aus fünf Ministern bestehende provisorische Regie-
rung. Eine neue liberale Verfassung wurde 8. Mai
1863 bescklossen. ^ie verbürgte die religiöse Frei-
beit und konfiscierte das kirchliche Eigentum, wo-
Artikrl, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.