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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Columbus (Christoph)
sehene Land zu Asien gebore, zweifelte er nickt, durck
eine vermutete Meerenge einen Weg nach Ostindien
zu sinden, von wo damals die erste reickbeladene
Flotte der Portugiesen auf dem Wege um Afrika
zurückgekehrt war.
Auf vier armseligen schiffen, die der Hof für
diese Unternehmung ausgerüstet und mit 150 Mann
besetzt hatte, begann C. endlich 9. Mai 1502 mit seinem
Bruder Bartolomeo und seinem Sobne Fernando
zu Cadiz seine vierte Reise und langte, gegen
seine ursprüngliche Absicht, 29. Juni auf der Höbe
von ^an Domingo an, wo er vergebens um die
Erlaubnis bat, in den Hafen einlaufen zu dürfen,
teils um seine Schiffe auszubessern, teils um einen
bevorstehenden Sturm abzuwarten. Dennoch fand
er Gelegenheit, sein kleines Geschwader in der
folgenden Nacht während des Orkans zu bergen,
wäbrend eine gegen seine Warnung unter ^egel ge-
gangene Flotte der Spanier von 18 Schiffen, auf
denen sich seine Gegner Bovadilla und Noldan
befanden, fast ganz zu Grunde ging.
C. setzte seine Reise hierauf westwärts fort und
segelte, eine Durchfahrt suchend, von Kap Gracias
a Dios längs der ganzen Küste von Centralamerita
hin bis Veragua und Puerto dcl Rctrete (jetzt
Puerto de Escribanos), nahe bei Punta de San
Blas am Isthmus von Panama, welchen Punkt er
26. Nov. 1502 berührte, und gelangte im nächsten
Jahre bis in den Golf von Darien. Hier verließ
er am 1. Mai die Küste Mittelamerikas etwa unter
78° westlich von Greenwich und steuerte, nachdem er
bereits zwei Schiffe verloren hatte, mit den beiden
letzten, die auch kaum noch die See hielten, ;uerst nack
Cuba, dann nach Jamaika, wo er sie 14. Juni 1503
mußte auf den Strand laufen lassen. Hier gelang
es ibm, sich von den Eingeborenen 2 Kalme zu ver-
schaffen und zwei seiner erfahrensten Seeleute zu
bewegen, auf diesen Fahrzeugen die Fahrt nach
Hispaniola zu wagen, um dem Statthalter seine
Lage zu melden. Monate vergingen, ohne daß sich
Rettung zeigte. Seine Begleiter, von Verzweiflung
ergriffen, überhäuften ihn mit Schmäbungen, be-
drohten mehr als einmal sein Leben und trennten
sick endlich von ihm, indem sie nach einem andern
Teile der Insel zogen. Hier erbitterten sie durch
ihr grausames Betragen die Einwohner so sehr, daß
diese aufhörten, ihnen Lebensmittel zu liefern. Der
Untergang aller schien gewiß; aber C. wußte auch
hier ein Rettungsmittel zu finden. Er benutzte eine
bevorstehende totale Mondfinsternis (29. Febr. 1504),
um die Insulaner mit dem Zorne der Götter zu be-
drohen, wenn sie in ihren Feindseligkeiten fortfahren
würden. Wundererscheinungen am Monde sollten
die Wahrheit seiner Worte bestätigen. Alles war
in Sckrecken; man brachte, was er verlangte, und
bat ibn kniend, den Zorn der Götter zu besänftigen.
Dagegen kam es jetzt zwischen ihm und den Auf-
rührern zu Feindseligkeiten, in denen mehrere der
letztern getötet wurden. Nachdem dieser traurige
Zustand über ein Iabr gewährt, erschien für die
Unglücklichen die Stunde der Erlösung. Jene beiden
kühnen Schiffer hatten Hispaniola erreicht, aber bei
dem feindlich gesinnten Statthalter kein Gehör ge-
funden. Doch war es ihnen gelungen, ein Sckisf zu
mieten. Auf diesem Fahrzeug verließ C. mit den
Seinen 28. Juni 1504 Jamaika. Er begab sich nack
San Tomingo, aber nur um sein Sckiff aufzu-
bessern, und eilte dann nach Spanien zurück. Krank
erreichte er 7. Nov. San Lucar. Die Königin Isa-
Artitel, die man untcr C ver
bella starb 26. Nov., ebe C. sie sehen konnte; ver-
gebene drang er bei Ferdinand auf die Erfüllung
seines Vertrags. C. verlebte noch einige Jahre in
zunebmender Kränklichkeit und starb 21. Mai 1506
zu Valladolid. Seine Gebeine wurden in dem
Franziskanerkloster zu Valladolid beigesetzt, 1509
aber nach dem Kartäuserkloster Las Cuevas zu Sc-
villa übergeführt, wo ihm Ferdinand der Katholische
angeblich ein Denkmal errichtete mit der Inschrift:
"^ <I'3,3ti1iH )' H I^60N QU6V0 INUUllo K9II0 Oolon."
Man brachte nach 1540 die Reste des Vaters mit
denen des Sohnes Diego nach der Kathedrale von
^an Domingo aufHa'üi, von dort 1795 nach Habana
auf Cuba, wo die Asche des Entdeckers in der Kathe-
drale 19. Jan. 1798 feierlich beigesetzt wurde. Unter
den ihm in Amerika und Europa errichteten Denk-
mälern ist das 1862 in Genua enthüllte Monument
(Standbild von Canzio) hervorzuheben. Bei der
400jährigen Feier der Entdeckung Amerikas 1892
fanden in Genua (9. bis 13. Sept.), Huelva (12. Okt.
Enthüllung eines Denkmals vor dem Kloster La
Rabida) und in mehrern Orten Amerikas (Denkmal
in Neuyort) große Feierlichkeiten zu Ehren des C. statt.
(5. verband mit feiner Beobachtungsgabe seltene
Thattraft und Festigkeit des Willens; aber daneben
besaß er einen so starren Autoritätsglauben und
eine so höbe Meinung von seiner unmittelbaren
göttlichen Berufung, daß er einerseits nicht an die
Existenz eines neuen Festlandes zu glauben wagte,
weil die Alten nichts davon gewußt, andererseits
die Wissenschaften, selbst die Nautik und Astronomie
schmähte und nur den göttlichen Eingebungen seine
Erfolge verdanken wollte. Sein gläubiges Gemüt
ließ ihm als das Schätzenswerteste an seinen Ent-
deckungen die Verbreitung des Christentums unter
den heidn. Völkern erscheinen. Mit den Schätzen
der Neuen Welt, meinte er, würde sich auch sein
Lieblingsplan, die Eroberung des Heiligen Grabes,
verwirtlichen lassen. In den 18 Monate vor seinem
Tode verfaßten "?i ot'6cia8" legte er seine kosmo-
graphischen und mystisch-theol. Ansichten nieder.
Christoph C. hatte zwei Söhne und zwei Brüder,
die alle vier nach der Entdeckung Amerikas, wie er
selbst, in Spanien geadelt wurden, sowie eine Schwe-
ster. Der ältere Bruder, Don Bartolomeo Co-
lon, ebenfalls Seemann, folgte seinem Bruder
Christoph nach Lissabon, wo er sich als Seekarten-
zeichner Ruf erwarb, ging dann nach England und
letwa 149?)) nach Spanien. 1494 wurde er mit drei
Schiffen nach Haiti geschickt, erhielt 1497 die Würde
eines Adelantado (Vicegouverneurs) von Hispaniola
und nahm an der letzten Expedition seines Bruders
1502 teil. Dann ging er 1509 mit seinem Neffen
Diego wieder nach Amerika, war 1511 wieder in
Spanien, kehrte aber bald wieder nach Hispaniola
zurück und starb dort Ende 1514. - Der zweite
Bruder, Giacomo Colombo, in Spanien Don
Diego Colon genannt, ging wahrscheinlich schon
im Sept. 1493 nach der Neuen Welt und kehrte im
April 1495 zurück. Tann ging er 1498 wieder hin-
über und wurde samt seinen Brüdern 1500 gefesselt
nack Europa gebracht. Von nun an blieb er meist
in Spanien und starb 21. Febr. 1515 zu Sevilla.
- Der jüngere Sohn von Christoph C., Don Fer-
nando Colon, ein uneheliches Kind von Dona
Beatriz Henriquez, einer edcln Dame von Cordoba,
geb. 15. Aug. 1488, begleitete im Alter von 13 I.
den Vater auf dessen vierter Reise. Nachdem cr
sich mit seinem Bruder Diego 1509 in Haiti auf-
mißt, sind unter K aufzusuchen.