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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Condé (Ludwig II. von Bourbon, Prinz von)
oen, wie er denn als Gatte der Eleonore de Noye
Neffe Colignys war, war C. die Seele der Ver-
schwörung von Amboise. Nach Entdeckung derselben
und neuer Anschläge ward er 30. Okt. 1560 in Or-
leans festgenommen und sein Prozeß sofort einge-
leitet, doch rettete ihn der Tod Franz' II. vom Scha-
fott. April 1562 eröffnete C. als Anfübrer der un-
terdrückten Calvinisten den ersten Religionskrieg
mit der Wegnahme von Orleans, Nouen u. a.
Städten. (S. Hugenotten.) Am 19. Dez. in der
Schlacht bei Dreur geschlagen; verwundet und ge-
fangen, fchloß er 19. März 1563 zu Amboise Fric-
den; hierbei und in den folgenden 2 Jahren kam
er Katharina von Medici übermäßig weit ent-
gegen; leicht riß ihn, wo es nicht galt mit der
Nasse zu schlagen, seine bewegliche sinnliche Natur
zu Haltlosigkeit und Schwäche hin; erst die Bayon-
ner Zusammenkunft (s. d.) kettete ihn wieder fest
an Coligny, und im Herbst 1567 stand C. wieder
mit den Hugenotten in Waffen. Nach der Schlacht
von St. Denis, 10. Nov., belagerte er mit den
deutfchenHilfstruppen Chartres und schloß 13. März
1568 mit dem Hofe zum zweitenmale Frieden. Einem
Attentat feiner Gegner, die ihn auf seinem Landgute
festnehmen wollten, entging er glücklich und rüstete
sich abermals zum Kriege gegen den Hof und die
kath. Partei. Am 13. März 1569 kam es in der
Nähe von Iarnac zur Schlacht. C. wurde, tapfer
kämpfcnd, verwundet, gefangen und erfchossen.
Viele Akten für die Geschichte C.s und seiner Par-
tei 1559-65 enthalten die "X6m0ii68 ä6 (^." (beste
Ausg., 6 Bde., Lond. 1743-45). - Vgl. Aumale,
Hi3wil6 ä68 Pliiic68 ä6 l^!., Bd. 1 u. 2 (Par. 1869);
Delaborde, Eleonore ä6 No^6 (ebd. 1876).
Als Prinz von C. folgte ihm fein ältester Sohn
Heinrich, Herzog von Enghicn (s. Cond^, Fürstenge-
schlecht); der zweite war Franz, Prinz von Conti
(s. d.); der dritte Karl, Kardinal-Erzbifchof von
Rouen, geb. 30. März 1562, gest. 1594; und der
vierte Karl. Graf von Soissons (s. d.).
Eonde (spr. kongdeh), Ludwig II. von Bourbon,
Prinz von, seiner kriegerischen Talente wie seines
glänzenden Geistes wegen der gro ß e C. genannt, geb.
8. Sept. 1621 zu Paris, führte bis zum Tode feines
Vaters Heinrich II. (1646) den Titel Herzog von
Enghien, war schon 1640 bei der Belagerung von
Arras und 1642 bei der von Perpignan thätig. Im
folgenden Jahre befehligte er die franz. Armee gegen
die Spanier in den Niederlanden, wo er das feind-
liche Heer 19. Mai 1643 in der eine kriegsgeschichtlicbe
Epoche bezeichnenden Schlacht bei Nocroi fast aufrieb
und Diedenhofen einnahm, ^chon damals zeigte
er seine eigentümlichen Vorzüge und Schwächen als
Feldherr, denen die ganz unpolit. Schroffheit feines
menschlichen Charakters entsprach: er siegte und
sündigte durch hinreißendes Feuer; die Schwierig-
keiten mit rasckem Sturme zu nehmen war seine Art;
ergänzt und überwunden wurde sie später durch die
überlegene allseitige Besonnenheit Turennes. Im
Herbst wurde er nach dem Elsaß geschickt, um
Turenne zu unterstützen, und übernabm im folgen-
den Jahre den Oberbefehl in Süddeutfchland. Am
3. und 5. Aug. 1644 focht er unglücklich gegen den
bayr. General Mercy, besiegte denselben aber, mit
Turenne vereint, 3. Aug. 1645 in der Scblacht von
Allcrheim. Er kämpfte 1646 unter dem Herzog von
Orleans in Flandern und eroberte Dünkirchen. Der
Tod seines Vaters rnachte ihn zum Haupte seiner
Familie und neben dem Herzog von Orleans zum
! höchstgcstMen Manne im Staate, brachte ihn aber
'> in Konflikt mit Mazarin. Dennoch mußte ihm
dieser 1648 den Befehl in den Niederlanden geben.
C. eroberte Upern und gewann 20. Aug. die Schlacht
bei Leus, als ihn der ausbrechende Kampf der
Fronde (s. d.) zurückrief. Zunächst erklärte er sich
für den Hof, obgleich fein Bruder, der Prinz Conti,
und feine Schwester, die Herzogin von Longue-
ville, zur Gegenpartei standen. Nachdem sich der
Hof 6. Jan. 1649 heimlich aus Paris entfernt hatte,
! schloß C. die Stadt ein und führte durch feine Ope-
! rationen einen Vertrag herbei, dem zufolge der Hof
i Mitte August nach Paris zurückkehrte. Doch
überwarf sich C. im September mit Mazarin,
der ihn 18. Jan. 1650 nebst seinem Bruder und
seinem Schwager, dem Herzog von Longueville, ver-
haften lieh. Mazarin schlug in den Provinzen den
von Turenne unterstützten Anhang C.s, mußte trotz-
dem vor der Übermacht seiner Pariser Gegner, An-
fang 1651, weicken und nun blieb C. als Haupt der
Negierung in Paris; sie zu führen verstand der
hochfahrende unpolit. Soldat nicht; Anna von Öster-
reich löste, von Mazarin beraten, geschickt die übrigen
Frondeurs von ihm los und konnte Ende 1651 den
Krieg gegen C. beginnen; dieser warb in Bordeaux
Truppen, warf, durch ein von den Herzögen von
Organs, Veaufort und Nemours aus den Nieder-
landen zugeführtes Hilfskorps verstärkt, 6. April
1652 bei Blencau die Streitmacht des Hofs und zog
gegen Paris. Allein Turenne rückte zum Schutze
des Hofs beran, schlug C. 2. Juli in der Pariser
Vorstadt St. Antoine, wo nur die Aufnabme in die
Stadt Paris den Prinzen rettete. Anarchie in der
Hauptstadt, Zersetzung der Aufruhrpartei vertrieb
ihn indes schon im August nach der Cbampagne,
wo ihn ein span. Korps unter Fuensaldagna er-
wartete. Nach den: förmlichen Ausbrucke des Krieges
zwischen Frankreich und Spanien übernahm C. den
Oberbefehl der span. Armee, konnte jedock gegen
Turenne nichts ausrichten. Mazarin machte ihm
1653 einen Friedensantrag, den er aus Mißtrauen
ausschlug, worauf er (März 1654) vom Parlament
zu Paris als Vaterlandsverräter zum Tode ver-
urteilt und seiner Güter und Würden beraubt wurde.
! Als indessen 1659 der Pyrenäische Friede (s. d.) zwi-
schen Spanien und Frankreich zu stände kam, erfolgte
auch C.s Rehabilitierung, fodaß er fogar 1660 nach
Paris zurückkehren konnte und 1668 von Ludwig XI V.
den Auftrag erhielt, die Franche-Comte' zu befetzen.
Er befehligte 1672 und 1673 in den Niederlanden,
griff 11. Äug. 1674 die Verbündeten bei dem Dorfe
^enef an und lieferte drei mörderische Gefechte, nach
welchen sich beide Parteien den Sieg zuschrieben. Im
Fcldzuge von 1675 erhielt C. nach Turennes Tode
den Oberbefehl der franz. Armee in Deutschland.
l Obsch on er Montecuccoli zwang, die Belagerung von
Hagenau aufzugeben, und Zabern entfetzte, mußte
er doch bald, durch heftige Gichtanfälle gezwungen,
das Kommando für immer niederlegen. Auf seinem
Landsitze Chantilly verbrachte er, vom König zurück-
gesetzt, den Nest seines Lebens im Umgänge mit
den ausgezeichnetsten Geistern Frankreichs und starb
11. Dez. 1686 zu Fontainebleau. - Sein Leben
haben bescbrieben: Desormeaur (4 Bde., Par. 1766
-68); Prinz Ludwig Joseph von Conds, ^533.1 sur
lg. vi6 äu Zi-ariä 0. (ebd. 1798; 2. Aufl. 1806); der
Herzog von Aumale, Hi^toirs 668 pi'iue68 äs 0.,
Bd. 3-6 (ebd. 1886-92); vgl. ferner Fitzpatrick,
^1)6 Areat (D. anä tke psrioä of tli6 blonde
Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.