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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Condrieu - Confessor

daß sich in Italien allmählich ein geschlossener Stand von solchen bildete, die den Krieg als ihr Handwerk betrieben. Zuerst zogen einzelne Stadtherren, wie die Scala und Visconti, ausländische, namentlich deutsche Söldner nach Italien, an deren republikanisch organisierte Gesellschaften (Compagnie) sich die unruhigen ital. Elemente anschlossen. Diese Banden bildeten sich zu monarchischer Verfassung, als ausländische Ritter, wie der Herzog Werner von Urslingen, Graf Lutz von Landau, der Johanniterritter Montréal und namentlich John Hawkwood mit Soldtruppen ins Land kamen und dann auch einheimische Feudalherren, Lodovico Visconti, Ubaldini und Alberigo da Barbiano, den Kern ihrer eigenen Hintersassen durch Söldner vergrößerten. Endlich schwangen sich besonders tüchtige Krieger aus den Reihen der Mannschaft zu deren Führern auf, unter denen die berühmtesten sind: Attendolo (s. Sforza) und Braccio da Montone, die Häupter zweier Condottierenschulen, Colleoni (s. d.), Carmagnola (s. d.), Piccinino (s. d.) und Francesco Sforza (s. d.). Das Kriegshandwerk wurde nunmehr wieder zur Kunst; insbesondere wurde die Manövrierkunst und das Verwaltungs- und Verpflegungswesen ausgebildet. Da es aber den C. nicht um Vernichtung der Gegner zu thun war, die sie brotlos gemacht hätte, und sie andererseits den Krieg nur im Dienst der jedesmaligen besten Zahler führten, so wurden ihre Schlachten immer mehr zu unblutigen Scheingefechten, die C. gingen nur darauf aus, zu brandschatzen und möglichst viel Lösegeld zu erpressen. Bei ihrer Unzuverlässigkeit wurden die C. von ihren Regierungen beargwöhnt, wenigen gelang es, eigene Herrschaften oder große Reichtümer zu erwerben, wie Sforza und Colleoni. Gegen Ende des 15. Jahrh. wurden die Soldheere immer kleiner, bis sie nach Karls VIII. Einfall völlig verschwanden; an ihre Stelle traten die großen span.-franz. Heere, die schweiz. Reisläufer und deutschen Landsknechte. - Vgl. Ricotti, Storia delle compagnie di ventura (4 Bde., Turin 1845); F. Steger, Franz Sforza u. s. w. (Lpz. 1853; neue Ausg. 1865).

Condrieu (spr. kongdrĭöh), Hauptstadt des Kantons C. (119,78 qkm, 10 Gemeinden, 9135 E.) im Arrondissement Lyon des franz. Depart. Rhône, 44 km südlich von Lyon, nahe dem rechten Rhôneufer, fast am Fuße des Mont-Pilat (1434 m) und an der Linie Givors-La Voulte-Remoulins-Nimes-Cette der Franz. Mittelmeerbahn, hat (1891) 1805, als Gemeinde 2104 E., Post, Telegraph, Ruinen eines Schlosses; Hutfabriken, Gerbereien, Stickerei, Salzraffinerien, Seidenfabriken und Schiffbau.

Condroz (spr. kongdroh), die zu Cäsars Zeiten von den german. Condrusi bewohnte Landschaft in Belgien zwischen Maas, Ourthe und Lesse. Hauptorte sind im obern Teil Ciney, im untern Huy.

Condurangīn, Condurangorinde, s. Condurango.

Condurango, Name mehrerer südamerik. Pflanzen, die gegen Krebs, Syphilis und Schlangenbiß empfohlen werden. Die C. aus Ecuador, Gonolŏbus C. Triana, ist ein Schlingstrauch aus der Familie der Asklepiadeen (s. d.), welcher an den Westabhängen der Cordilleren wächst und deren Rinde als Condurangorinde (Cortex C.) in hellgrau-braunen, bis 10 cm langen, bis 4 mm dicken bitter schmeckenden Röhren oder Halbröhren in den Handel kommt. Dieselbe enthält mehrere Glykoside (Condurangin), die eine giftige Wirkung besitzen, aber noch nicht eingehend studiert sind. Das Arzneibuch für das Deutsche Reich (1890) hat Cortex C. aufgenommen. Die C. aus Guancabamba in Peru stammt von Marsdenia C. Reichbch. aus der Familie der Asklepiadeen, die C. aus Neugranada von Macroscepis Trianae Dec. aus derselben Familie. Beide kommen nicht mehr im Handel vor; dagegen werden mitunter noch die Blätter und Stengel von Mikania Guaco Humb., einer in Centralamerika einheimischen Pflanze aus der Familie der Kompositen, als C. bezeichnet und als Stipites Guaco arzneilich verwendet.

Condylōma (grch.), krankhafte Wucherungen der obern Hautschichten, s. Feigwarzen.

Condylūra, Sternmaulwurf, s. Maulwurf.

Condýlus (grch.), Gelenkknorren, die dicken und abgerundeten Enden der Röhrenknochen, die mit Knorpel überzogen die Gelenke bilden.

Conegliano (spr. -eljahno), Hauptstadt des Distrikts C. (48082 E.) der ital. Provinz Treviso, am Monticano und an den Linien Cormons-Venedig des Adriatischen Netzes und C.-Vittorio (14 km) der Venetianischen Baugesellschaft, hat (1881) 5191, als Gemeinde 8938 E., ein großes Schloß mit Weingärten, im Dom ein Altarbild (1492) des hier geborenen Malers Cima, eine Villa des Grafen Jeri mit umfassender Aussicht, zahlreiche neuere Denkmäler und Wohlthätigkeitsanstalten sowie Tuchfabrikation und Seidenindustrie. Marschall Moncey (s. d.) wurde 1808 von Napoleon I. zum Herzog von C. ernannt.

Conegliano (spr. -eljahno), Cima da, Maler, s. Cima.

Conejera (spr. -echehra), kleine zu den span. Balearen zwischen Mallorca und Cabrera gehörige, jetzt unbewohnte Insel von 1,7 qkm, ist angeblich Geburtsort Hannibals.

Cönenchȳm (grch.), s. Cönosark.

Con espressiōne (ital.), musikalische Vortragsbezeichnung: mit Ausdruck, ausdrucksvoll.

Confarreatĭo (lat.), altröm. Form der Eheschließung, wobei ein aus Dinkel (far) gebackenes Brot geopfert wurde. Dadurch wurde die Gewalt (manus) des Ehemanns über die Ehefrau begründet, ebenso wie durch coëmtio in manum (s. d.).

Cónfer (lat.), abgekürzt cf. oder cfr., vergleiche; conferātur, "es werde verglichen", bei Hinweisungen auf zu vergleichende Stellen in Schriften.

Confessĭo (lat.), Bekenntnis, Geständnis (s. d.), Beichte; C. fidĕi oder einfach C., Glaubens-, Religionsbekenntnis, auch Bekenntnisschrift, z. B. C. Augustāna = Augsburgische Konfession (s. d.). - C. ist auch Bezeichnung für die Ruhestätte eines Bekenners (confessor) oder Märtyrers der altchristl. Kirche, über welchem meist Altäre aufgebaut wurden. Später wurde die C. vielfach zur Krypta (s. d.) oder zu einem Behältnis im Altare selbst. Berühmt ist die C. des heil. Petrus in St. Peter zu Rom.

Confessĭo Basilĭensis Prior, Confessĭo Muelhusāna, s. Baseler Konfession.

Confessionāle (neulat.), Beichtstuhl; auch Beichtbrief (s. d.).

Confessionarĭus (neulat.), Beichtvater.

Confessĭo oris, s. Buße (Bd. 3, S. 791 b).

Confessĭo variāta., s. Augsburgische Konfession (Bd. 2, S. 121 b).

Confessor (lat.), Bekenner, nach Matth. 10, 32 Ehrenbenennung für diejenigen Christen, welche während der Christenverfolgungen ihren Glauben standhaft bekannt, aber, im Gegensatz zu den Mär-^[folgende Seite]

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