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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Con fuoco - Congreve

logischen Systems, sondern stets unter Berücksichtigung der begleitenden Nebenumstände verstanden werden. Den Kern- und Angelpunkt der confucianischen Ethik bilden die sog. fünf Kardinaltugenden: 1) Menschlichkeit, d. h. pflichtmäßiges Verhalten in den fünf Pflichtverhältnissen der Eltern und Kinder, der Fürsten und Unterthanen, der Geschwister, der Gatten und der Freunde; 2) Rechtlichkeit; 3) Schicklichkeit im Verkehr mit Menschen und im religiösen Kultus; 4) Weisheit und 5) Treue. Eine besonders hohe Rolle spielt ferner die Pietät und Kindesliebe. Schicklichkeit und Pietät sind die beiden Grundpfeiler des staatlichen und sittlichen Lebens der Chinesen, auf ihnen fußt die chines. Kultur, aus ihnen ist der patriarchalische Zuschnitt des privaten und öffentlichen Lebens wie auch jener engherzige Formalismus hervorgegangen, welcher jede Bewegung festen Normen und Regeln unterwirft. C. war als Mensch und Lehrer das verkörperte Chinesentum, und in dieser nationalen Eigenart seines Denkens liegt die sonst unerklärliche Erscheinung begründet, daß eine Lehre, die weder durch die Neuheit noch durch die Originalität ihres Inhaltes hervorragt, über zwei Jahrtausende hindurch eine fast unbedingte Herrschaft über das zahlreichste Kulturvolk der Welt bewahrt hat. C. starb hochbetagt 479 in seinem Heimatsstaate Lu. Bald nach seinem Tode wurden ihm posthume Ehrentitel verliehen, Tempel errichtet und Opfer dargebracht. Wohl in jeder Stadt Chinas sind Tempel des C. vertreten. Die Zahl seiner kanonisierten Schüler, deren Ahnentafeln neben der seinen im Tempel aufgestellt sind, beläuft sich auf 86. – Vgl. Plath, C.’ und seiner Schüler Leben und Lehren (4 Abteil., Münch. 1867‒74); von der Gabelentz, C. und seine Lehre (Lpz. 1888); Endo, Das Leben und die pädagog. Bedeutung des C. (Diss., ebd. 1893).

Con fuōco (ital.), musikalische Vortragsbezeichnung: mit Feuer.

Confusĭo (lat.), Verwirrung; über C. im juristischen Sinn s. Vereinigung.

Congaree (spr. konggärríh), Fluß im nordamerik. Staate Südcarolina, s. Catawba.

Congé (frz., spr. kongscheh), Abschied, Urlaub(szeit); Pour prendre congé (spr. pur prangdr, «Um Abschied zu nehmen»), auf Visitenkarten gebräuchliche Formel, gewöhnlich abgekürzt p. p. c.

Congelo, s. Chilesalpeter.

Conger, s. Meeraale.

Congiarĭum (lat.), eigentlich Gefäß, das einen Congius (s. d.) faßt; dann das Weingeld, welches ebenso wie das Salzgeld (salarium) bei den alten Römern der Provinzialstatthalter seinen Offizieren und Begleitern als freies Geschenk zu geben pflegte. Später wurden auch Spenden an das Volk so genannt. (S. Cuccagna.)

Congĭus, altröm. Hohlmaß, ⅛ Amphora und das sechsfache eines sextarius, etwa 3 l umfassend.

Congleton (spr. kongl’t’n), Marktstadt in der engl. Grafschaft Chester, 33 km im S. von Manchester, an dem zum Weaver gehenden Dane, hat (1891) 10744 E., Seidenwarenfabriken, Salz-, Blei-, Kupfer- und Kohlenbergwerke in der Congleton-Edge, dem südl. Ausläufer der Penninischen Kette.

Congo, s. Kongo.

Congo-Français (spr. frangßäh), seit 1891 offizieller Name der franz. Besitzungen am Kongo und Gabun (s. Französisch-Kongo).

Con grandezza (ital.), musikalische Vortragsbezeichnung: mit gemessener Würde.

Con gravità (ital.), mit bedächtigem Ernst.

Con grazĭa (ital.), mit Anmut, anmutig.

Congregation (engl., spr. -gehsch’n), mit vollem Titel C. of the University of Oxford, eine an der Universität Oxford bestehende Körperschaft, die vom Hebdomadal Council vorgeschlagen wird, die Universitätsstatuten zu genehmigen hat und sie im Gegensatz zur Convocation auch abzuändern berechtigt ist. Diese C. besteht aus sämtlichen Mitgliedern der Convocation, die in Oxford wohnen. Neben ihr besteht eine etwas anders zusammengesetzte Körperschaft, die House of C., welche die akademischen Würden erteilt. Da jedem Kandidaten, der die formellen Bedingungen erfüllt und von der Prüfungskommission die nötige Bescheinigung erhalten hat, die entsprechende Würde verliehen wird, ist die Funktion der genannten Körperschaft rein ceremoniell. In Cambridge wird der Ausdruck C. für die Sitzungen des Senate (s. Konvokation) angewandt.

Congreve (spr. kónggrihw), Richard, engl. Philosoph und Schriftsteller, geb. 4. Sept. 1818 zu Leamington, studierte zu Oxford und trat dann zu Comte in persönliche Verbindung. Er lebt zu London als einer der eifrigsten und bedeutendsten Anhänger des Comteschen Positivismus. Außer einer Ausgabe der «Politik» des Aristoteles (Lond. 1855; 2. Aufl. 1874) veröffentlichte er: «The Roman empire of the West» (1855), ein tendenziöses Geschichtswerk zur Verherrlichung des wohlwollenden Despotismus, «Catechism of positive religion» (1858), «Elizabeth of England» (1862) und «Essays, political, social and religious» (1874).

Congreve (spr. kónggrihw), William, engl. Dramatiker, geb. 1669 oder 1672 zu Bardsay bei Leeds, erwarb sich durch sein erstes Drama «The old bachelor» (1693 aufgeführt) die Gunst des Lord Halifax, der ihm einträgliche Ämter verlieh. Wenig Beifall fand «The double-dealer» (1694), 1771 von Schröder als «Der Arglistige» für die deutsche Bühne eingerichtet, desto größern sein Meisterstück, das Lustspiel «Love for love» (1694; aufgeführt 1695). 1697 erschien das Trauerspiel «The mourning bride» (zum Teil von J. E. ^[Johann Elias] Schlegel 1749 übersetzt: Werke, Bd. 1, 1761). Als das Lustspiel «The way of the world» (1700; deutsch, «Der Lauf der Welt», Rost. 1757) kalt aufgenommen wurde, gab C. die dramat. Laufbahn auf. Er schrieb seitdem die Maske «The judgment of Paris» (1701), die Oper «Semele» und Gelegenheitsgedichte («Poems», Lond. 1710). Die Kunst, die Teilnahme bis zur Auflösung des Knotens zu steigern, feine Charakterzeichnung und ein witziger Dialog sind seine Vorzüge im Lustspiele, für das er Molière viel verdankt. (Vgl. Bennewitz, C. und Molière, Lpz. 1890). Er starb, erblindet, 29. Jan. 1729 in London und wurde in der Westminster-Abtei begraben. Die beste Ausgabe seiner Werke besorgte Leigh Hunt (Lond. 1849). Biographie von Gosse (ebd. 1888).

Congreve (spr. kónggrihw), Sir William, engl. Artilleriegeneral und Techniker, bekannt durch die nach ihm benannten Raketen (s. d.), geb. 20. Mai 1772 als Sohn des 1812 zum Baronet erhobenen und 1814 gestorbenen Artilleriegenerals William C., erwarb sich durch mehrere Verbesserungen im Schleusen- und Kanalbau wie durch thätige Mitwirkung bei den von dem Herzog von York geleiteten neuen Einrichtungen des engl. Heerwesens Verdienste und wurde deshalb zum Aufseher des königl. Laboratoriums ernannt. Seine hauptsächlichste Erfindung ist

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]