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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cordeliers - Cordierit
amerik. Freistaaten, in Europa und meist auch in
Amerika ohne gesetzliche Geltung. In Spanien ist
das C. -- 8^ Varas (also etwa 7m; in Castilien
--- 6,896 m); in Amerika meist ^ 24 Varas ^ etwa
22 m. In Mexiko hat das C. 50^Varas ^ 41,9 m.
Cordeliers (spr.-lieh), d.i. (^trickträger, hießen
in Frankreich die regulierten Franziskanermönche
(s. Franziskaner). In der Französischen Revolution
erhielt den Namen der polit. Klub, der sich in dem
aufgehobenen Kloster der C. zu Paris versammelte.
Er konstituierte sich 1790, äußerte bald einen außer-
ordentlichen Einfluß und überbot den Iakobinerklub
in Gewaltthätigkeiten; auch stützte er sich weit mehr
als dieser auf die untersten Volksklassen. An seiner
Spitze standen namentlich Marat, Danton, Fabre
d'Eglantine, Camille Desmoulins, Hebert und Cbau-
meNe. ZurZeit seines höchsten Einflusses 1792 bis zu
dem Sturze der Gironde gab Marat den ultrarevo-
lutionären "^uii än peuple" als Kluborgan heraus.
Infolge der Ermordung Atarats und der Erschlaffung
Dantons, vor allem aber wegen seiner Zerwürfnisse
mit dem übermächtigen Iakobinerklub schwand das
Ansehen des Klubs. Eine kurze Nachblüte bezeich-
nete das Erscheinen des volkstümlichen Blattes "1^6
vi6ux OoräLÜLi'", das Camille Desmoulins seit
Ende 1793 herausgab. Nach dem Sturze Hsberts
und Dantons geriet der Klub in Verfall und löste
sich April 1794 auf. - Vgl. A. Schmidt, Das Ende
der (5., in "Pariser Zustände während der Revolu-
tionszeit" Bd. 1 (Jena 1874).
Cordes (spr. kord), Hauptstadt des Kantons C.
(157,76 hkm, 18 Gemeinden, 8067 E.) im Arron-
dissement Gaillac des franz. Depart.Tarn, in 279 m
Höhe, auf einem sich 110 in hoch über das Thal des
zum Aveyron fliehenden Ce'rou erhebenden Berge,
von mittelalterlichem Aussehen, hat (1891) 1698,
als Gemeinde 1995 E., Post, Telegraph, Neste von
Wälleu, Häuser mit eleganten Facaden aus dem
13. Jahrh., einen Vrunnenvonungewöhnlicher Tiefe;
Fabrik vou Packtucb, Kesseln und Leder und Weinbau.
Voräia ^ , Pflanzengattung aus der Familie
der Voragineen (s. d.) mit gegen 180, sämtlich den
wärmern Gegenden angehörenden, vorzugsweise in
Südamerika und auf den westind. Inseln vor-
kommenden Arten. Es find Bäume oder Sträucher
mit abwechselnd stehenden Blättern und kleinen zu
wickelartigen Inflorescenzen vereinigten Blüten.
0. m^xa ^., Sebestenenbaum, Ostindien, Ara-
bien und Ägypten, trägt rundliche, zugespitzte,
am Grunde verschmälerte Blätter, am Ende der
Zweige stehende Doldentrauben weißer Blumen und
eiförmige, zugefpitzte, centimeterlange, frisch dunkel-
grüne Früchte und war offizinell. Die Früchte, die
als I'lnowZ N)XN6 oder 86d68t6Hk6 in den Handel
kommen, getrocknet dunkelbraun, fast schwarz aus-
^chen und ein schleimiges, weißliches, sehr süß
schmeckendes Fleisch besitzen, wurden früber bei
Vrusttrantheiten angewendet (schwarze Brust-
beeren). Die Früchte von 0. clsuktg, I)e?., eben-
falls in Ägypten und Abessinien einheimisch, ferner
die der südamerikanischen 0. ^rauäiilor^ A. ei Fc/i.
werden gegessen. Das Holz mehrerer Cordia-Arten
kommt als Rosenholz (s. d.) in den Handel, haupt-
sächlich das der 0. Z6r3.8C5mtku3 ^., 0. LkdeLtena.
DO. und 0. Lcadra. Desv., sämtlich in Westindien.
Das Holz von 0. m^xa, das ebenfalls als Rosen-
bolz in den Handel kommt, soll den Ägyptern zur
Anfertigung der Mumiensärge gedient haben. Von
der in Ostindien heimischen und dort wegen der eß-
baren Früchte vielfach kultivierten 0. latilolia. 2?o^b.
werden dieBastfasern alsNarawali zurHerftellung
von groben Geweben, Tauen, Matten, Netzenu.s. w.
verwendet, ebenso wie die Bastfasern der <^. an^uM-
tolia. Ao^b. und 0. Rotliii 2i. et >3c/t. (beide in
Ostindien); die Fasern letzterer Art heißen Gundui.
voräioolas (lat.), Herzverehrer, eine im
18. Jahrh, aufgekommene spöttische Bezeichnung der
Förderer der Verehrung des Herzens Jesu (s. d.).
Cordier (spr. -dieh), Henri Ios. Charles, franz.
Bildhauer, geb. 19. Okt. 1827 in Cambrai, erhielt
seinen Unterricht in der Kunst von Fouginet und
Rüde zu Paris. Gleich seine ersten Werke zeigten
seine Begabung in der naturalistischen Wiedergabe
fremdartiger Menschentypen. Von der Regierung
nach Afrika geschickt, studierte er dort in dieser Rich-
tung weiter. Es entstanden seine Büsten von Negern,
Mongolen und Algeriern, die Statue der afrik.
Venus, die Büste der Jüdin aus Algier in Bronze
(1862). Im Salon 1863 war die Büste der Kaise-
rin Eugenie in verschiedenfarbigem Marmor und
1866 eine lebensgroße Araberin, aus buntem Mar-
mor und Metallen gefertigt, ausgestellt. 1874 fer-
tigte er eine die Harfe spielende Isispriesterin, 1883
eine Ariadne, 1887 eine Badende. Außerdem schuf
er: Standbild des Marschalls Gerard (1856, in
Verdun), Reiterstandbild Ibrahim Paschas für Kairo
(1872), Denkmal des Columbus für Mexiko (1874),-
ferner die Statuen der Harmonie und Poesie für
die Neue Pariser Oper.
Eordierit, ein von Haüy nach dem Minera-
logen Cordier benanntes Mineral, das dem rhom-
bischen System angehört, aber meist nur in undeut-
lich ausgebildeten, kurzsäulenförmigen Krystallen,
die wie sechsseitige oder zwölfseitige Prismen er-
scheinen und bisweilen nach dem Grundprisma
verzwillingt sind, sowie als unregelmäßige einge-
sprengte Körner und als Geschiebe auftritt; Härte
7 bis 7,5, spec. Gewicht 2,6 bis 2,66, glasglänzend,
farblos, abermeist hellblau, graublau, indigoblau bis
schwärzlichblau, auch gelblich und bräunlich gefärbt,
dabei ausgezeichnet durch seinen Trichroismus, in-
dem die dunklern Varietäten, in einer Richtung
durchblickt, gclblichgrau, in einer darauf senkrechten
bläulickgrau und in einer dritten, auf beiden senk-
rechten 'Richtung dunkelblau aussehen; der frühere
Name Dichroit ist daher ganz unstatthaft. Säu-
ren greifen den C. nur wenig an; bei der Ana-
lyse liefert er durchschnittlich 49-50 Proz. Kiesel-
säure, 32-33 Thonerde, 5-9 Eisenoxyd, 10-12
Magnesia, bisweilen auch einen kleinen Wasser-
gehalt als Folge einer beginnenden Zersetzung;
aus dieser Zusammensetzung kann man die Formel
2^0, 2k.^, 5 3i02 ableiten. Der C. findet sich
einesteils auf Erzlagern, andernteils als Gemeng-
teil von Granit- und Gneisgesteinen, mit Magnet-
kies gut krystallisiert zu Bodenmais in Bayern, mit
Kupferkies zu Orijärfvi in Fiuland und zu Falun;
vielorts in skandinav. Ilrgebirgen, reichlich im Gneis
von Rochsburg und Lunzenau in Sachsen; ferner
in Trachyten und Andesiten am Cabo de Gata in
Spanien (violblau, sog. Iolith), auch in Ungarn;
als kontaktmetamorphisches Produkt in den durch
Graniteruptionen zu sog. Hornfels umgewandelten
Thonschiefern; als sehr glatte, schön gefärbte und
durchsichtige Geschiebe in den Fluhsanden von Cey-
lon (sog. Luchs- oder Wassersaphir, als Ring-
und Nadelsteine benutzt). Aus dem C. geht eine
ganze Reihe von Mineralien, die nichts anderes als
Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.