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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cuzzoni - Cyanin

eine sog. Universität (seit 1692), zahlreiche Kirchen, darunter die schöne Kathedrale von Santo Domingo, bischöfl. Seminar, in dem außer Theologie auch Mathematik und Jurisprudenz gelehrt werden, zwei höhere Schulen, eine höhere Töchterschule, mehrere Elementarschulen, Bibliothek, Museum sowie zwei Hospitäler. Zahlreich sind die Denkmäler altperuan. Herrlichkeit: die Mauerreste des Sonnentempels Curi-Cancha, in welchem sich einst ein Bild der Sonne aus massivem Golde befand; die Grundmauern des Tempels der Sonnenjungfrauen (Accla-Huasi, für die Erziehung der Inka-Prinzessinnen), auf denen jetzt das Kloster Sta. Catalina ruht, besonders aber die Ruinen des Inkapalastes Colcampata am Fuße des Hügels von Sacsaïhuaman und die riesigen Festungswerke auf seinem Gipfel. Auch sind in der Nähe Überreste der Heerstraßen erhalten. Haupterwerbszweig ist der Landbau in der fruchtbaren Umgegend. Außerdem werden Goldschmiedearbeiten, Woll- und Baumwollmanufaktur, Zuckersiederei und Gerberei betrieben. Der Handel bringt Leder und Korduan, Zucker- und Posamentierwaren zur Ausfuhr; die Malereien der Einwohner sind in Peru geschätzt. - C. ist der Sage nach 1021 oder 1050 von Manco-Capac begründet und war bis zur Zerstörung durch Pizarro 1533 Hauptstadt des Inkareichs. Die heutige Stadt steht auf ihren Trümmern.

Cuzzoni, Francesca, ital. Sängerin, geb. 1700 zu Parma, erwarb sich, von Lanzi ausgebildet, durch ihre herrliche bis zum dreigestrichenen C reichende Stimme den Namen der "goldenen Lyra" und sang 1722-26 unter Händel in London, wandte sich, gekränkt durch die Erfolge der Faustina Hasse, nach Wien, kehrte darauf nach Italien zurück und erschien, nachdem sie auch in Holland gesungen hatte, 1748 abermals auf dem Londoner Theater. Der einstige Erfolg blieb ihr nicht treu, sie mußte schließlich in Italien durch Handarbeit ihr Leben fristen und starb 1770 in traurigen Verhältnissen zu London. Der Komponist und Klaviervirtuose P. G. Sandoni war seit 1726 Gatte der C.

C. V. hinter der wissenschaftlichen Benennung von Fischen bedeutet George Cuvier (s. o.) und Achill Valenciennes (s. d.).

Cwt. (Mehrzahl auch Cwts.), engl. Abkürzung für Centweight (s. Avoirdupois).

Cy, chem. Zeichen für Cyan, das man jedoch meist in der Form schreibt, die seine Bestandteile, Kohlenstoff C und Stickstoff N, erkennen läßt, also CN.

Cyalith,s. Albolith.

Cyamelid, s. Cyansäure.

Cyan, eine Verbindung von Kohlenstoff und Stickstoff. Die Cyangruppe, CN, in welcher der dreiwertige Stickstoff mit drei Affinitäten an den Kohlenstoff gebunden ist, N C-, existiert nicht für sich, vermag aber eine große Zahl von Verbindungen zu bilden. In denselben verhält sich die Cyangruppe ähnlich wie ein Halogenatom, z. B. Chlor. So giebt C. mit Wasserstoff eine Säure, die Blausäure, HCN, deren Salze den Salzen der Chlorwasserstoffsäure sehr ähnlich sind in Bezug auf Krystallform, Löslichkeit u. s. w. So ähnelt das Chlorsilber sehr dem Cyansilber. Wenn die Cyangruppe als solche aus ihren Verbindungen ausgeschieden wird, so vereinigen sich zwei derselben zu dem Molekül des gasförmigen C., CN-CN, ebenso wie 2 Atome Chlor ein Molekül Chlorgas bilden.

Freies C. oder Dicyan ist ein farbloses Gas von eigentümlichem Geruch, das sich bei 25° unter Null zu einer klaren Flüssigkeit verdichtet. Es entsteht beim Glühen von Quecksilbercyanid

Hg(CN)2 = Hg + (CN)2.

Bei 34° unter Null erstarrt es zu einer festen Masse. Es brennt mit blauer, rot gesäumter (pfirsichblütenroter) Flamme. Wasser absorbiert das 4fache, Alkohol das 23fache Volum an Cyangas. Die Lösungen zersetzen sich beim Stehen unter Dunkelfärbung und Ausscheidung eines braunen Körpers, der Azulmsäure. Bei Gegenwart von Mineralsäuren entsteht unter Aufnahme von Wasser Oxalsäure und Ammoniak C2N2 + 4 H2O = C2O4H2 + 2 NH3. Es ist daher als das Nitrit der Oxalsäure zu betrachten. In den organischen Cyanverbindungen findet durch Einwirkung von Alkalien oder Säuren die gleiche Veränderung der Cyangruppe statt, die dabei unter Abspaltung von Ammoniak in die Carboxylgruppe, -COOH, übergeht. Die entstehenden Verbindungen sind Carbonsäuren. Als Ausgangsmaterial zur Darstellung aller Cyanverbindungen dient das gelbe Blutlaugensalz und das Cyankalium. Von den Cyanverbindungen sind folgende die wichtigsten:

1) Cyanwasserstoff HCN (s. Blausäure).

2) Chlorcyan oder Cyanchlorid, CNCl, entsteht bei der Einwirkung von Chlor auf wässerige Blausäure. Es ist eine bei 15° bereits siedende, in Wasser wenig lösliche schwere Flüssigkeit, deren Dämpfe einen stechenden zu Thränen reizenden Geruch besitzen und höchst giftig wirken. Beim Aufbewahren polymerisiert es sich zu festem Chlorcyan, Cyanurylchlorid oder Tricyanchlorid, C3N3Cl3. Bromcyan und Jodcyan sind feste, aber ebenfalls sehr leicht flüchtige Verbindungen. Durch Ammoniak werden dieselben in

3) Cyanamid, CN.NH2 übergeführt, eine farblose krystallinische Verbindung, welche bei 40° schmilzt.

4) Cyansäure (s. d.), CN.OH

5) Cyanmetalle (s. d.).

6) Cyanide organischer Radikale, wie z.B. Methylcyanid oder Acetonitril (s. d.), faßt man als Nitrile (s. d.) zusammen. (S. auch Ferridcyan, Ferrocyan, Rhodanwasserstoffsäure.)

Cyanamid, s. Cyan.

Cyanate sind Salze der Cyansäure (s. d.).

Cyanätholine, s. Cyansäure.

Cyanbenzol, s. Benzonitril.

Cyanchlorid, s. Cyan.

Cyane, s. Centaurea.

Cyaneae insulae, s. Symplegaden.

Cyanecula., s. Blaukehlchen.

Cyaneisen, s. Eisen.

Cyaneisenkalium, gelbes, oder Kaliumeisencyanür, s. Blutlaugensalz (gelbes).

Cyaneisenkalium, rotes, oder Kaliumeisencyanid, s. Blutlaugensalz (rotes).

Cyanide, s. Cyanmetalle und Blausäure.

Cyanin (Chinolinblau, Lepidinblau), ein blauer, aber sehr vergänglicher künstlicher Farbstoff von der Zusammensetzung C20H35N2J. Es wird dargestellt, indem man ein Gemenge von Chinolin und Lepidin (γ-Methylchinolin) mit Amyljodid behandelt und das Produkt mit Natronlauge zersetzt. Das C. bildet grünglänzende Krystalle, die sich in Alkohol leicht mit blauer Farbe lösen. Durch Säuren wird die Lösung farblos. C. besitzt Wichtigkeit dadurch, daß es, wie das Chinolinrot, die Eigenschaft besitzt, photogr. Platten orthochromatisch, d. i. farbenempfindlich zu machen, indem die Farben auf dem Bild in der richtigen Helligkeitsabstufung erscheinen

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]