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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cyrus (der Jüngere) - Cystin
rung. Aus der Keilschriftlitteratur kommen für die
Geschichte des C. drei Urkunden in Betracht: der
sog. Cyrus-Cylinder (1879 in einem Ruinenbügel
zu Babylon gefunden, von Rawlinson entziffert);
eine zu Sippar gefundene Cylinderinschrift und die
sog. Annalen Nabonids (s. d.). Astyages von Me-
dien heißt hier Ischtumegu, König der Umman-
Manda, C. in den Annalen einmal König von
Parsu (Persien), sonst stets König von Anzan oder
Anschan. Dieses Land, das nach dem Cylinder des
C. bereits drei seiner Vorfahren beberrscht hatten,
war vermutlich das Grenzgebiet zwischen Elam und
Persien. Nabonid berichtet mit Genugthuung, daß
Ischtumegu, der Assyrien erobert, Harran zerstört
und ihn selbst bedroht hatte, von "seinem geringen
Knechte" C. überwunden und gefangen worden sei,
ohne zu ahnen, wie gefährlich dieser ihm selbst bald
genug werden sollte. Nachdem er nämlich die Grenzen
des neucn Reichs im Norden und Osten durch Kriege
mit Hyrkanien, Parthien, Baktrien, Indien und Ar-
menien sichergestellt, bekriegte er Krösus, den König
von Lydien, den er 549 bei Pteria schlug, worauf
er durch die rasche Einnahme von Sardes dem Ly-
dischen Reich ein Ende machte. Seine Feldherren
unterwarfen die griech. Städte in Kleinasien; doch
blieb derIusammenhang zwischen den östl. und westl.
Provinzen des neuen Reichs wegen der Fortdauer
von Vabylonien als eines selbständigen Staates
gefährdet. C. wandte sich daher gegen dieses Reich,
dessen König Nabonid den Lydern verbündet ge-
wesen war. Die Unterwerfung dieses Reichs wurde
nach der inschriftlichen Litteratur begünstigt durch
eine Mißstimmung der Priesterschaft gegen Nabonid.
So leistete zwar Nabonids Feldherr Bel-schar-usur
zweimal in offener Feldschlacht Widerstand, die Stadt
Babylon selbst aber fiel ohne Schwertstreich (538).
Um seine Herrschaft in Phönizien und Syrien zu
sichern, verpflichtete er sich 537 die in babylon. Ge-
fangenschaft weggeführten Juden durch die Erlaub-
nis zur Rückkehr in ihr Vaterland. Im Kampfe mit
den scyth. Massageten jenseit des Arares, die damals
von der Königin Tomyris beherrscht wurden, soll er
seinen Tod gefunden haben (529 v.Chr.). Nach der
vonHerodot erzählten Sage schnitt Tomyris seinem
Leichnam den Kopf ab und warf ihn in einen Schlauch
voll Blut, damit er seinen Blutdurst stillen könne.
Sein Leichnam wurde in Pasargadä beigesetzt.
Alexander besuchte die Grabstätte, die gewöhnlich,
aber mit Unrecht, in Murghab vermutet wird. C.
hinterließ zwei Söhne, Kambyses (s. d.) und Smer-
dis, auch mehrere Töchter, darunter Atossa, erst
Gattin des Kambyses, dann des Pseudo-Smerdis,
und Tarius' I. - Vgl. Evers, Das Emporkommen
der pers. Macht unter Kyros (Berl. 1884); Bauer, Die
Kyrossagc und Verwandtes (Wien 1882); Vüdinger,
Die neuentdccktcn Inschriften über C. (ebd. 1881);
Keiper, Die ncuentdeckten Inschriften über Kyros
(Zweibrückcn 1882); Schubert, Herodots Darstellung
der Cyrussage (Vresl. 1890); Hagen, Keilschrift-
urkunden zur Geschichte des Königs C. (Lpz. 1891).
Eyrus (Kyros) der Jüngere, der jüngste
Sohn des Darius II. Nothus oder Ochus und der
Parysatis, war kurz nach der Thronbesteigung sei-
nes Vaters (424 v. Chr.) geboren. Er erhielt schon
in seinem 17. Jahre mit der Statthalterschaft über
einige Provinzen den Oberbefehl in Kleinasien.
Parysatis hatte ihm, ihrem thatkräftigsten, begabte-
sten Sohne, mit Rücksicht darauf, daß er ihr erster
nach der Thronbesteigung geborener Sohn sei, die
Nachfolge verschaffen wollen. Als nun nach seines
Vaters Tode sein älterer Bruder, Artaxerxes Mne-
mon, den Thron bestieg, beschuldigte der Satrap
Tissaphernes den C., nach dem Leben des Bruders ge-
trachtet zu haben. Artaxerxes begnadigte ihn indes
und sandte ihn aufs neue mit den gleichen Voll-
machten nach Kleinasien. Hier sammelte C. ein zahl-
reiches Heer, zu dem noch 13000 Mann griech. Hilfs-
Völker stießen, und brach 401 gegen Artaxerxes auf.
Diefer zog in Ekbatana ein an Zahl weit überlege-
nes Heer zusammen. In der Ebene von Kunaxa,
unweit von Babylon, trafen 400 v. Chr. beide Heere
aufeinander. Nach tapferer Gegenwehr, besonders
von feiten der Griechen, die auf ihrer Seite siegreich
waren, wurden die Truppen des C. geschlagen und
dieser selbst getötet, über das Leben und die Schick-
sale des C. berichtet Lenophon in der "Anabasis".
Eystalgie (grch.), Blasenschmerz, Blasenkrampf.
Cyste, Cystoid, Cystom oderKystom (grch.),
eine mit Flüssigkeit oder breiartigem Inhalt erfüllte
Geschwulst, besonders der Haut, der Eierstöcke und
sonstiger Organe (s. auch Balggeschwulst, Eierstock,
Ovariotomie). Ebenso heißen die Hüllen ein-
gekapselter Tiere C. und können von denselben
selbst gebildet sein (wie bei den Rädertieren, Infu-
sorien u. s. w.) oder bei parasitischen Formen (der
Muskcltrichine u. s. w.) in den Geweben des Wirtes
ihren Ursprung haben.
In der Botanik nennt man C. manche Ruhe-
zustände niederer Algen, die in bestimmten Perio-
den gewöhnlich im Winter auftreten und darin be-
stehen, daß sich die Algenzellen mit einer dickern
Membran umgeben, wodurch sie gegen Temperatur-
wechsel und andere ähnliche Einwirkungen wider-
standsfähiger werden. Auch bei den niedern Pilzen,
den Myxomyceten (s. d.), treten derartige Cyften-
bildungen auf.
Eystew, s. Cystin.
Gystektäsie (grch.), Blasenerweiterung.
vzfstioa., Eysticercoiden, v^stiovrons,
s. Bandwürmer; über 0^8tic6reu8 c6ilu1o8g.6, Zell-
gewebsblascnschwanz, s. auch Finnenkrankheit.
Eysiideen ((^8tiä63. non A^c/z), eine Familie
der Seelilien, Haarsterne oder Crinoiden aus der
Klasse der Stachelhäuter oder Echmodermen, welche
nur in paläozoischen Ablagerungen, ganz vor-
zugsweise in den untern Übergangsschichten des
silurischen Systems vorkommt und die Urform
jener vorstellt. Die Mitglieder dieser Familie
hatten einen blasenförmigen, von Kalktafeln ge-
bildeten Kelch, einen nur selten aus Kalkscheiben
zusammengesetzten, meist wohl nur lederartigen
kurzen Stiel zum Anheften und auf der dem Stiel
entgegengestellten obern Fläche mehr oder minder
verkümmerte Arme, zwischen welchen sich stets Mund
und Afteröffnung, seltener eine dritte, mit Klappen
versehene Geschlechtsöffnung zeigen. Durch die
Gattung ^0ä0QÄ8t6i-ist diese Familie mit derjenigen
der Blastoideen (s. d.) verbunden, durch den scheiben-
förmigen auf Fremdkörper aufgewachsenen ^Feia,-
eriiiu8 mit den Seesternen, und durch N68it68 mit
den See-Igeln, unter welchen die silurische Notkrio-
eiäari8 am nächsten steht. Typische C. sind der cri-
noideenartige (^rx0ci'iiiu8, der kugelige Nckiiio
8plm6i'it68, der oft fchlauchförmige 0iii'^0o^8tit68,
Oi'^ptoei-iiiii3 und H6inioo8init63.
Cyftttt, organische stickstosf- und schwefelhaltige
Vase, ein Bestandteil der Nieren, der zuweilen auch
im Harn und in Harnsteinen vorkommt, krystallisiert
Artikel, die man unter E vermißt, sind unter K aufzusuchen.