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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dachsteinbivalve - Dachstuhl
Schiffstaues erleichtert worden. Der Kaiser-Franz-
Ioseph-Reitsteig (ebenfalls ein Werk der Sektion
Austria), der 1889 eröffnet wurde, ermöglicht die
Erreichung der Simonyhütte und des Karls-Eis-
feldes (Hallstättergletscher) auch zu Pferde. - Vgl.
Simony, Das Dachsteingebiet. Ein geogr. Charakter-
bild aus den österr. Nordalpen (Wien 1889 fg.);
Geyer, Führer durch das Dachsteingebirge (ebd. 1888).
Dachsteinbivalve, f. Dachsteinkalk.
Dachsteinkalk, mächtige Kalksteinmassen der
obersten Abteilung der alpinen Trias (s. d.). Der
D. ist dicht, weiß oder grau und zeigt oft grosie
herzförmige Durchfchnitte einer Mufchel, der sog.
Dachsteinbivalve (Megalodon). Seine groß-
artigste Entwicklung besitzt der D. auf dem Dach-
stein, Watzmann, Göll- und Totengebirge sowie auf
den Dolomitplateaus in Südtirol.
Dachstuhl, der Teil des Daches (s. d.), der zur
Unterstützung der Dachdeckung dient. Er besteht
außer der zur direkten Befestigung des Deckungs-
materials dienenden Schalung refp. Lattung (s.Dach-
deckung) aus hölzernen refp. eisernen Konstruktions-
teilen mit verschiedenem Zweck und Namen. Die-
jenigen Teile, die das Gerippe der Dachfläche bilden,
heißen Sparren (f.d.). Alle andern zum D. gehö-
renden Teile haben den Zweck, diefe Sparren ent-
weder zu unterstützen oder sie untereinander zu
verbinden (s. unten). Über die auf die Verbindung
der Hölzer untereinander bezüglichen Fachausdrücke
s. den Artikel Holzverband. Bezüglich des Bau-
materials unterscheidet man hölzerne D., eiserne
D. und solche aus Holz und Eisen. Die Form der
D. richtet sich nach den äußern Dachformen (f. Dach)
sowie nach besondern Konstruktionsprincipien, wie
aus folgenden Veifpielen hervorgeht.
Die einfachste Gestalt eines Satteldachstuhls
für geringe Gebäudetiefe zeigt Tafel: Dach st ühle I,
Fig.1. Zwei sich gegenüberstehende Sparren, die zu-
sammen ein Gespärre bilden, sind auf den Dach-
balken (f. Balkenlage) aufgefetzt und am First ver-
zapft oder angeblattet; die feste Verbindung der
einzelnen Gefpärre untereinander ist durch^ diago-
nal verlaufende, an der Innenfeite der Sparren
angenagelte Latten (Windrifpen) bewirkt; durch
Auffchieblinge am Fuße der Sparren wird die
Dachstäche bis zum Dachgesims geführt. Bei grö-
ßerer Gebäudetiefe (Fig. 2) werden Haupttragegerüste
(Dachbinder) in Entfernung von 3,5 bis 5in an-
geordnet, und man unterstützt die Sparren im First
durch einen Firstrahmen, der durch Firstsäulen
getragen wird und mit diesen durch Kopfbänder (f.
Holzverband) verbunden ist; unten sind die Sparren
auf einen Fußrahmen aufgeklaut, der parallel zur
Traufkante läuft und auf die Dachbalkenlage aufge-
kämmt ist. Soll der Dachraum möglichst ausgenutzt
werden, so ordnet man eine Zwischendecke (Fig. 4) an,
die aus Kehlbalken besteht; diese dienen zugleich
zur Unterstützung der Sparren und ruhen auf einem
oder zwei (Fig. 8) von Stuhlfäulen getragenen Nah-
men. Eine sehr gute Ausnützung des Dachraums
bietet namentlich der oft verwendete verfenkte D.
(Fig. 5), bei dem der Dachbalken tiefer als der Spar-
renfuß liegt, fodaß der Dachraum zum Teil von den
Umfassungsmauern begrenzt wird. Die Dachnei-
gung ist meist geringer als bei D. ohne Versenkung;
dem dadurch entstehenden größern Seitenschub der
Sparren wird durch Streben (geneigt) und Zan-
gen (horizontal) begegnet; die Sparren ruhen am
Fuße auf einem besondern von Säulen getragenen
Versenkungsrahmen. Mit Versenkung sind
auch die in Fig. 3, 7, 9, 10,12, 13, 14, 15, 16 ge-
zeichneten D. ausgeführt. Bei großer Spannweite
der Dachbalkenlage benötigt sich eine mehrfache Un-
terstützung sowohl der letztern als auch der Sparren
(Fig.6). Beim zweifäuligen versenkten D. (Fig. 7u. 9,
letzterer mit Zwischendecke) und beim dreisäuligen D.
(Fig. 10) gehen die Streben entweder in die Säule
(festere Anordnung) oder direkt in den Sparren
(raumgebende Anordnung). Fig. 15 zeigt einen sie-
bensäuligen D. mit stacher Tachneigung für Holz-
cementbedachung; die Vindersparren sind gegen
Durchbiegung mit den Säulen durch Streben ver-
bunden, die unter 45° geneigt sind (s. auch Fig. 3).
Zum Zweck guter Raumausnützung verschmilzt man
auch Strebe und Säule in eins. D. mit solchen
liegenden Säulen heißen liegende D. im Gegen-
satz zu den stehenden, d.h. mit senkrecht stehenden
Säulen angeordneten D. Die liegende Säule trägt
gewöhnlich den Stuhlrahmen (Fig. 14, linke Seite)
oder der letztere ist auf die Doppelzange aufgekämmt
(Fig. 14, rechte Seite); in Fig. 16 ist ein First-
rahmen angeordnet, dessen kurze Firstsäule durch be-
sondere Streben von den liegenden Säulen aus ge-
tragen wird (abgesprengte Firstsäule). -
Wo eine Unterstützung der Dachbalkcnlage von unten
nicht angeht, wie bei saalartigen Gebäuden, bewirkt
man unter Zuhilfenahme der Hängewerke (s. d.) eine
Aufhängung der Balkenlage; diefe Art der D. nennt
man freitragende (Fig. 11, 12, 13).
Bei den Pultdach stuhlen kommen dieselben
Systeme wie bei den Satteldächern zur Anwen-
dung; Fig. 17 zeigt einen Zangendachstuhl mit
unterstützter Balkenlage ohne Versenkung, Fig. 18
desgl. mit Versenkung, Fig. 19 ein freitragendes
Pultdach mit einsäuligem Hängewerk, Fig. 20 ein
ebensolches Pultdach mit zweisäuligem Hängewerk,
hoher Versenkung und flacher Dachneigung; Pult-
dächer ohne Balkenlage für Perronüberdachungen
zeigen Fig. 27 u. 28. - Mansardendachstühle
werden durch Fig. 21 (für einen Wohnraum eines
Seitengebäudes), Fig. 22 (für einen solchen eines
Hauptgebäudes), Fig. 25 (für einen Bodenraum)
veranfchaulicht. - Satteldächer ohne Dachbalken-
lage, bei denen eine große Spannweite durch ver-
einigte Hänge- und Sprengwerke erzielt wird, nennt
man Hallendächer; Fig. 26 zeigt ein solches für
einen Güterschuppen, Fig. 29 für einen Lokomotiv-
fchuppen, Fig. 32 für eine Gießerei (Laternen-
dach) ; bei letzterm ist zur Unterstützung der Sparren
ein zweifäuliges vereinigtes Hänge- und Spreng-
werk in der Nichtung der Dachneigung angeordnet.
- Ein Zeltdach für eine fog. Polygonalscheune
erläutert Fig. 30; dasselbe ist über achteckigem
Grundriß errichtet und besteht aus acht Bindern
(Graten) von der ersichtlichen Form. - Bei den
Bohlendächern sind die Dachbalken durch Boh-
len trag er, krumme aus Bohlen zusammengesetzte
Balken, ersetzt. Fig. 23 zeigt die ältere von Phili-
vert de l'Orme (gest. 1570) erdachte Konstruktion,
bei welcher der Träger aus mehrern nebeneinander
angeordneten Lagen von segmentsörmig ausge-
schnittenen Bohlen besteht, wobei die Fugen der ein-
zelnen Lagen versetzt sind. Nach der neuern von Emy
(1825) erfundenen Konstruktion sind die vorgebo-
genen Bohlen in mehrern Lagen flach übereinander
gelegt (Fig. 24). - Ein hölzernes Sheddach mit
einfachem Hängewerk, als Fettend ach stuhl kon-
struiert, bei welchem die Sparren von Fetten (das