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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dacier - Dadian
Karpaten, also die Osthälfte von Ungarn, Sieben-
bürgen und die Walachei. Die Dacier (vaeij
sind wahrscheinlich mit den Geten stammverwandt,
die in früherer Zeit als Anwohner der Donau nörd-
lich von Thrazien genannt werden. Nachdem sie
häufige Einfälle in das Gebiet der Nömer gemacht
hatten, denen sie unter ihrem König Decebalus
(s. d.) besonders zur Zeit des Domitian (81-96
n. Chr.) gefährlich wurden, brach endlich Trajan in
zwei Feldzügen (101-102 und 105-107 n. Chr.)
ihre Kraft; die Hauptstadt Sarmizegetusa (bei dem
jetzigen Varhely im Hatszeger Thale) wurde er-
obert, das Land großenteils zur Provinz gemacht
und mit roman. Ansiedlungen aus allen Teilen des
Reichs bedeckt. Ein Teil der Bevölkerung wanderte
ostwärts an den Vorysthenes und bildete dort den
Stamm der Tyrageten. Als röm. Provinz blübte
das Land auf und wurde besonders auch durch die
Goldbergwerke in den Gebirgen Siebenbürgens
wichtig. Seit der Mitte des 3. Jahrh, wurde D.
von Germanen überflutet. Aurelianus gab daher
271 die Provinz auf und versetzte die röm. Kolo-
nisten über die Donau nach den mittlern Teilen der
Provinz Mösien; man nannte dieses Gebiet seitdem
Iiacia i'ipsnßiL und Oacia inkäitei-ranea. - Vgl.
Jung, Römer und Romanen in den Donauländcrn
(Innsbruck 1877; 2. Aufl. 1887); ders., Die roman.
Landschaften des Römifchen Reichs (ebd. 1881);
Gooß, Studien zur Geographie und Geschichte des
Trajaniscken D. (Hermannstadt 1874).
Dacler, die Bewohner von Dacien (s. d.).
Dacier (spr. dahieh), Andrs, franz. Philolog,
geb. 6. April 1651 zu Castres in Oberlanguedoc,
studierte zu Saumur unter dem Philologen Lefebrc
und ging 1672 nach Paris. D. wurde nachmals
Bibliothekar des Königs und 1695 Mitglied der
Akademie der Inschriften und der franz. Akademie,
die ihn in der Folge zu ihrem ständigen Sekretär
wählte. Er starb 18. Sept. 1722. Außer der Aus-
gabe des Festus (Amsterd. 1681) und der "^uvro8
ä'iiorace 6ii latin 6t on t>NNM8" (10 Bde., Par.
1681-89; 3. Aufl. 1709) sind bekannt seine Aus-
gabe des Valerius Flaccus, die Übersetzung des
Marcus Antoninus, des Epiktet, der "Poetik" des
Aristoteles, eine seiner besten Arbeiten, des Plutarch,
des Sophokleischen "Adipus" und der "Elektra", der
Werke des Hippokrates und mehrerer Dialoge des
Plato. Seine Übersetzungen sind mittelmäßig und
seine Erklärungen der alten Schriftsteller seicht.
Seine Gattin Anna D., geborene Lefebre, geb.
1654 zu Saumur, erlangte durch eine Ausgabe des
Kallimachus (1674) einen solchen Ruf. daß ihr der
Herzog von Montanster die Bearbeitung mehrerer
alter Schriftstoller zum Gebrauch für den Dauphiu
übertrug. Auch nach ihrer Verheiratung (1683) setzte
sie ihre gelehrten Arbeiten fort; sie starb 17. Aug.
1720. Ihre Übersetzung des Homer (1699 u. 1708;
neue Aufl., 8 Bde., Par. 1756 u. ö.) verwickelte sie
mit La Motte in einen Streit über den Vorrang
der alten vor den modernen Dichtern. In den "l^on-
8iä6i'Ätion8 8Ul 168 CÄU868 (1k 1a corruption du
ssoüv' (Par. 1714) verteidigte sie den Homer mit
großem Scharfsinn. Ihre Schrift "Homin-o äöfenäu"
(ebd. 1716) ist aus gleichem Anlaß gegen den Icfuiten
Hardouiu gerichtet. Auch übersetzte sie den Terenz
(3Bde.,ebd. 1688u.ö.),den"Amphitruo","Epidicus>>
und "Rudcns" des Plautus (3 Bde., ebd. 1683), den
Anakreon und die Sappho (ebd. 1681) sowie den "Plu-
tus" und die "Wolken" des Aristopl-anes iebd. 1684).
Dactt, Sammelname für die jüngern Eruptiv-
gesteine, die als vorwiegenden Feldspat den Plagio-
tlas enthalten (wodurch sie sich von den Rhyolithen
unterscheiden) und dabei entweder Quarz in ihrer
Grundmasse ausgeschieden zeigen oder sich sonst durch
einen höhern Kieselsäuregehalt, der bis zu 76 Proz.
geht, auszeichnen. Solche Gesteine sind in Ungarn
und Siebenbürgen (dem alten Dacien, daher der
Name D.), in der Balkanhalbinsel, im nordwestl.
Amerika, im westl. Südamerika weit verbreitet, meist
von Rhyolithen, Trachyten und Andesiten begleitet.
Dacke, Nils, s. Dake.
Däcker, Zählmaß, s. Decher. ssaurier.
va.oo8a.ui"U8, fossile Reptilgattung, s. Dino-
Da Costa, Isaac, niederländ. Dichter, s. Costa.
Dacryocystis (grch.), der Tbränensack (s.Auge,
Bd. 2, S. 106d und Thränen); Dacryocystltis,
die Entzündung desselben.
Dactyl..., s. Daktyl....
Da.otzsiVtlii-iaI.o, eine Familie der zungen-
losen Froschlurche (s. d.) mit einer Gattung (Xeno
pu8 oder I^ct^iotiii-H) mit 4, bloß das südl. und
westl. Afrika bewohnenden Arten. Die 5 Vorder-
zehen sind frei, die 5 Hinterzehen, von denen die drei
innern kuppenförmige Nägel haben, durch Schwimm-
häute verbunden.
vNotMs ^., Pflanzengattung aus der Fa-
milie der Gramineen (s. d.). Die wenigen Arten
sind meist mittelhohe Gräser, vorzugsweise im mitt-
lern und südl. Europa, aber auch in Amerika und
Asien einheimisch. Sie haben gekielte Blätter, und
ihre Blüten stehen in dichten knäuelartigen Blüten-
ständen. Die in Deutschland sehr häusige D. 3I0-
moiata ^. ist ein gutes Futtergras. Das auf den
Falklandsinseln wachsende und für die dorüge Rind-
viehzucht sehr wichtige Tussokgras, D. cÄ68M083.
I^m-5t., hat Stengel von 1^ bis 2 in Höhe. Die
ganze Pflanze erscheint aber noch höher, da die
zahlreichen Wurzeln ein dicht verschlungenes Polster
auf der Erde bilden, das ganz bedeutende Größe
annehmen kann, oft dieselbe Höhe wie die Stengel
selbst und einen Durchmesser von etwa 1 bis I//2 m
erreicht. Sowohl Wurzeln wie Stengel und Blätter
dienen als Viehfutter; die süßen Wurzeln werden
auch von den dortigen Kolonisten gegessen. Es ist
neuerdings in England eingeführt zum Anbau für
Torfgründe am Meer und als Scbutz der Dünen.
Dädaleum, ein nach ältern griech. Sagen von
Dädalus auf Kreta erfundener Apparat, der nach
Lucretius (Buch 4, Vers 772) auf der Thaumatropie
(s. d.) beruht haben mochte und ähnliche optische
Täuschungen bewirkte wie die stroboskopischen Schei-
ben (s. Stroboskop).
Dädalus, s. Daidalos.
Dadapbaum, s. ^i-vtln-Wa.
Dadian (Mehrzahl Dadianen), raingrelisches
Fürstcngeschlccht. Georg D. nahm 1803 die rW.
Untcrthanenschaft an, blieb aber noch regierender
Fürst seines Landes. Auf das letztere Recht ver-
zichtete erst Fürst Nikolaus D., als er mündig
wurde. Als Entschädigung empfing er von Nuß-
land 1 Mill. Rubel und das Recht, den Titel "Fürst
von Mingrelien" fortführen zu dürfen, der immer
auf das älteste Mitglied des Geschlechts überzugehen
bat. Fürst Nikolaus, geb. 4. Jan. 1847 (23. Dez.
1846), ist Oberst und Flügeladjutant des Kaisers
von Rußland. Er wurde von russ. Seite nach der
Abdankung des Fürsten Alexander von Bulgarien
1886 als dessen Nachfolger ins Auge gefaßt.