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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dahna - Dahome
von Bechelaren" (Trauerspiel; Lpz. 1875), "Deutsche
Treue" (Schauspiel; ebd. 1875), "Staatskunst der
Frauen" (Lustspiel; ebd. 1877), "Sühne" (Schau-
.piel; ebd. 1880), "Der Kurier nach Paris" (Lust'
spiel; ebd. 1884), "Skaldenkunst" (ebd. 1882), vier
Operntexte: "Armin", "Der Schmied von Gretna-
Green", "Der Fremdling", "Harald und Theano"
und das Festspicl "Moltkc" (ebd. 1890). 1890-92
erschienen auch Bd. 1-3 seiner "Erinnerungen",
und endlich "Betrachtungen über den Entwurf eines
Volksschulgesetzes in Preußen" (Vresl. 1892) und
"Moltke als Erzieher" (ebd. 1892).
Sein Vater Friedrich D., geb. 18. April 1811
zu Berlin, war seit 1829 Mitglied des Königstä'dn-
schen Theaters daselbst, ging 1831 nach .Hamburg
und gehörte seit 1834 dem Hoftheater zu München
auch als Regisseur an; seit 1878 war er nicht mehr
aktiv, aber Ehrenmitglied der Hosbühne. Er starb
9. Dez. 1889 in München.
Konstanze D., geborene LeGaye, geb. 12. Juni
1814 zu Cassel, seit 1833 Gattin des vorigen, zeich-
nete sich im Fache der Liebhaberinnen aus, wurde
1850 geschieden und trat 1869 von der Bühne zurück.
Sie starb 26. März 1894 in München.
Marie Dahn-Hausmann, zweite Gattin
Friedr. D.s, geb. 17. Juni 1830 zu Wien, debütierte
bereits 1846 auf dem Hostheater zu Mannheim, ging
dann nach Frankfurt a. M. und 1849 nach Mün-
chen, wo sie sich 1852 mit Friedr. D. verheiratete.
Therese D., geborene Freiin von Droste-Hüls-
hoff, geb. 28. Mai 1845 zu Münster, Nichte der
Dichterin Annette von Droste-Hülshosf, seit 3. Aug.
1873 mit Felix D. verheiratet, gab mit diesem "Ge-
dichte" (Lpz. 1873) heraus und verfaßte mit ihm
"Walhall. German. Götter- und Heldensagen" (ebd.
1883 u.ö.) und (allein) "Kaiser Karl und^eine Pa-
ladine" (ebd. 1887).
Dahna, Sandwüste in Südarabien, s. Dehna.
Dahome (Dahomey), seit Ende 1892 von
Frankreich unterworfener Negerstaat in Nordwest-
afrika an der Sklavenküste, wird begrenzt im W.
von Togo, im N. von der Landschaft Mähe, im O.
von dem Reich Ioruba und der engl. Kolonie Lagos,
im S. durch die Bai von Venin, an welcher das Ge-
biet von Porto Novo und die Hafenplätze Kotonu,
Whydah und Groß-Popo und Agwe liegen, hat
über 10400 ^m und (1891) gegen 600000 E. Nahe
der sandigen Küstenstrecke ziehen sich Lagunen, unter
denen die Denhamlagune die bedeutendste ist, binter
schmalen Nehrungen hin, welche nur zur Zeit der
Überschwemmung mit dem Meer in Verbindung
stehen. Unmittelbar darüber erhebt sich bis zu den
10-12 km breiten Lamasümpfen (Ko) ein niedriges
Plateau, mit dichten Waldungen bestanden. Im
Norden, in der Umgebung der Hauptstadt Abome,
beginnt welliges Hügelland und auf dem roten,
eisenhaltigen Boden teils tropische Vegetation, teils
ausgedehnte Savannen mit Waldpartien von Pal-
men und Wollbäumen. Den Abschluß bildet unter
8° nördl. Br. das Gebirgsland Mähe, dem die
einzige größere Wasserstraße D.s, der bei Pono
Novo mündende und bis nach Dogba schiffbare
700 in breite Weme (Okpara) entspringt. Das
Klima, an der Küste sehr ungesund, nimmt nach
dem Innern an Erträglichkeit zu. Die Regenzeit
dauert von Mitte April bis Ende August; Septem-
ber und Oktober sind die günstigsten Monate. Die
Fauna und Flora sind die typisch tropisch-afrika-
nifchen. Das hauptfächlichste Produtt ist Palmöl;
BroShaus' KonversaNons-Lexilon. i l. Aufl.. IV.
außerdem gedeihen aus den besonders sorgfältig
bearbeiteten Ackern: Mais, Hirse, Maniok,' Ba-
taten und Erdnüsse und in dem anmutigen Garten-
land zwischen Abome und Kanna alle Arten von Ge-
müse. Als Haustiere hält man Schafe, Schweine
und verschiedene Arten von Hühnern. Wild giebt
es fast gar nicht. Die Bevölkerung gehört lnach
einigen Reifenden) zum Stamme der Ewe, wenigstens
wird ihre Sprache, das Fon, das auch zur Bezeich-
nung ihrer Nationalität dient, als ein Dialekt des
Ewe betrachtet. Die Ejo, die ursprünglichen Be-
wohner, sind fast vollständig ausgerottet. Die Be-
wohner sind sehr intelligent und gelehrig; sie zeich-
nen sich durch die ceremoniellste Höflichkeit aus, die
vor dem König und jeder Art von Würdenträgern
in sklavische Unterwürfigkeit ausartet. Ihre Religion
besteht trotz des Glaubens an ein höchstes, aber un-
nahbares Wesen, das in der Sonne verkörpert ist, in
einem alles umfassenden Fetischdienst. Als Schutz-
patrone werden nicht nur Schlangen (diese vornehm-
lich), Leoparden und Affen, sondern auch europ.
Waffen verehrt und angebetet. Da sie von dem
Fortleben und der Seligkeit nach dem Tode über-
zeugt sind, so erscheint ihnen das Sterben nicht als
ein Ende aller Freuden und das Töten ihrer Neben-
menschen nicht als Verbrechen. Ihre berüchtigten
Menschenopfer, besonders bei Begräbnissen, tragen
deshalb mehr einen religiös-fanatischen Charakter
als den blutiger Graufamkeit. Frauen werden ge-
kauft und als verfügbares Eigentum der Männer
betrachtet. Die Dahomeer sind ein Volk von Krie-
gern, jeder Mann und Jüngling ist wehrpflichtig;
gegen 800 Frauen, die auf Liebe und Ehe verzichten,
icharen sich als Amazonenkorps um die Person des
Königs; sie trachten durch Verwegenheit und Todes-
mut die neben ihnen streitenden Männer zu über-
flügeln. Im Frieden zeigen sich die Dahomeer als
sehr fleißige Ackerbauer und geschickte Gärtner; etwas
Industrie besitzen sie in Weberei und Töpferei und
in mangelhafter Verfertigung von Säbeln.
Der König gilt als Gottheit, er ist der abso-
lute Herrscher über Leben und Eigentum seines
Volks, die höchsten Würdenträger sind nur seine
Sklaven. Außer einer Unzahl von Weibern und
Sklavinnen besitzt er eine Lieblingsgemahlin, deren
Söhne allein zur Thronfolge berechtigt sind. An
die Kinder der andern Frauen werden einträgliche
Amter vergeben. Es gab Minister des königl.
Hauses, der Finanzen, der Justiz und des Krieges.
Die eigentlichen Verwaltungsbeamten im Lande,
Kabesseren genannt, ernannte der König; je ent-
fernter von der Residenz, desto schlimmer war ihr
launenhafter unbeschränkter Despotismus. Die
Armee bestand aus 4500 Regulären und 10000
Irregulären und dem Amazonenkorps; sie war mit
8000 Revetiergewehren, 4000 alten Flinten, mit'
einigen Geschützen, außerdem mit Säbeln, Sensen
und Bogen ausgerüstet.
Hauptstadtist Abome (s. d.) oder Agbome, 120 km
von der Küste entfernt. Eine vortreffliche Straße führt
nach dem 10 Kni entfernten Kanna, der Sommer-
residenz,mitetwa10000E. Allada (früherArdrah),
südlich vom Lamasumpf, in gefunderGegend, ehemals
Hauptstadt, ist jetzt einwichtiger Handelsplatz. Why-
dah oder Glehue, portug. Ajuda (s. d.), mit einem
Fort, ist franz. Hafenstadt und das Centrum des über-
seeischen Handels. Am lebhaftesten zeigt sich der
Handelsverkehr im Dezember und Januar über
Porto Novo, Kotonu und Groß-Popo (s. d.). Der
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