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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Daemoniaci – Dampf (Dunst)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Dämonen'

heidn. Götterglauben und Götterkultus von der Einwirkung der D. auf die Gemüter der Menschen her. Die Lehre der alten Kirche über den Fall der D., angeknüpft an 1 Mos. 6, 2, und über ihre Wirksamkeit sind ein Gemisch jüd. und platonischer Vorstellungen; dennoch dachte die Kirche diese Wirksamkeit immer bedingt durch Gottes Rat und Zulassung. Bei den german. Völkern steigerte sich die Idee einer Besitznahme durch D. bis zu der eines Bündnisses mit dem Teufel. Eine besonders hervorragende Rolle spielen die D. in der Deutschen Mythologie (s. d.). – Vgl. Ukert, über D., Heroen und Genien (Lpz. 1850); Roskoff, Geschichte des Teufels (2 Bde., ebd. 1869); Hild, Etude sur les démons dans la littérature et la religion des Grecs (Par. 1881); Laengin, Der Wunder- und Dämonenglaube der Gegenwart (Lpz. 1887); Rohde, Psyche (Freib. 1890).

Daemoniăci (lat.), s. Besessene.

Dämonismus (grch.), der Glaube an Dämonen.

Dämonĭum (grch. Daimonĭon), das göttliche oder dämonische Zeichen, d. h. die warnende Stimme die Sokrates von Jugend auf sehr häufig zu vernehmen glaubte, wenn er oder einer seiner Freunde irgend etwas nicht Ratsames (selbst unbedeutender Art) zu thun im Begriff war. Zu erklären ist es wohl als eine eigentümliche Form des individuellen Taktgefühls. – Vgl. Volquardsen, Das D. des Sokrates (Kiel 1862); Ribbing, Über Sokrates’ D. (Sokratische Studien, in den «Upsala Universitets Arsskrifter», 1870); Zeller, Philosophie der Griechen, 2. Tl., 1. Abteil. (4. Aufl., Lpz. 1889).

Dämonolatrie (grch.), Anbetung von Dämonen.

Dämonologie (grch.), Lehre von den Dämonen.

Dämonomanie, auch Dämonopathie oder Dämonomelancholie genannt, Besessenheitswahn, eine Geistesstörung, wobei die Wahnvorstellung, von Dämonen besessen oder umgeben zu sein, und entsprechende Sinnestäuschungen (die Kranken fühlen sie in sich oder auf sich oder sehen und riechen sie u. s. w.) die hervorstechendsten Symptome bilden. Die vorgestellten Dämonen zeigen entsprechend dem Bildungsgrad oder der Kulturstufe des Kranken und seiner Nationalität einen wechselnden Charakter. Im Mittelalter z. B., wo die D. vielfach epidemisch auftrat und insbesondere in den Hexenprozessen große praktische Bedeutung gewann, spiegeln die dämonomanischen Zustände den Teufelsglauben jener Zeit getreu wider. Gegenwärtig findet sich D. weit seltener, am meisten noch in bigotten abergläubisch-beschränkten Bevölkerungen und bei der als Hysterie (s. d.) bezeichneten Nervenkrankheit; auf letzterer Basis hat auch die Neuzeit noch einige kleinere Epidemien von D. aufzuweisen. Eine besondere Krankheitsart stellt die D. nicht dar; sie ist Teilerscheinung verschiedenartiger krankhafter Gehirnzustände, der Melancholie, Epilepsie u. s. w. Häufig zeichnen sich an D. leidende Kranke durch lautes Brüllen und ein den Wahnvorstellungen entsprechendes «teuflisches» Gebaren aus.

Damon und Phintĭas, zwei edle Pythagoreer aus Syrakus, zur Zeit des jüngern Dionysius, berühmt als Muster der Freundestreue. Ihre Geschichte, der Schiller den Stoff zu der Ballade «Die Bürgschaft» entnahm, wird von mehrern Schriftstellern erzählt: von Jamblichus im «Leben des Pythagoras», von Cicero in den «Tusculanen», 5, 22, «Über die Pflichten», 3, 10 und «Über das höchste Gut», 2, 79, und von Plutarch in der Schrift «Über die vielen Freunde», 2, 4. Schiller folgte dem ↔ Hyginus (Fab. 257), wo die beiden Freunde Mörus und Selinuntius heißen.

Damophon von Messene, griech. Künstler des 4. Jahrh. v. Chr., berühmt als Bildner von großen Götterbildern, die teils Akrolithe (s. d.), teils von Marmor waren. In Elis wurde ihm die Restaurierung des olympischen Zeus des Phidias übertragen. Reste von Kolossalstatuen des D. sind 1889 bei der Ausgrabung des Tempels der Despoina zu Lykosura in Arkadien gefunden worden.

Dampf oder Dunst, der luftförmige Zustand tropfbarer Flüssigkeiten, in den sie durch Aufnahme einer gewissen, genau bestimmten Menge Wärme übergehen. Die D. entstehen bei den verschiedensten Temperaturen. So verwandelt sich das Wasser an seiner Oberfläche auch bei den gewöhnlichen Temperaturen in D.; ja sogar, wenn es durch Erniedrigung der Temperatur unter den Gefrierpunkt zu einem festen Körper (Eis) erstarrt ist, entwickelt es ebenfalls noch D., und selbst bei den tiefsten Kältegraden ist eine, wenn auch sehr geringe, Dampfbildung nachweisbar. Es ist wahrscheinlich, daß es für jede Materie eine gewisse Temperaturgrenze giebt, unterhalb deren dieselbe zu verdunsten aufhört; so z. B. werden bei Quecksilber unter –75° C. keine D. merklich. Gewöhnlich erfolgt die Bildung des D., infolge der natürlich aufgenommenen Wärme, nur an der Oberfläche der Körper (der Flüssigkeiten und auch mancher festen Körper, wie Eis, Kampfer u. s. w.), und man spricht dann von der freiwilligen oder spontanen Verdunstung oder Verdampfung, oder auch kurzweg von der Verdunstung. Wenn dagegen durch absichtliche Zuführung von Wärme eine künstliche Verdampfung der Flüssigkeiten eingeleitet wird, so kann man auch turbulente Dampfbildung im Innern der letztern hervorrufen, die Kochen oder Sieden (s. d.) heißt. Man war ehedem der irrigen Ansicht, daß die D. nicht selbständig entstehen könnten, und daß sie nur von einer in der Luft erfolgenden Auflösung der betreffenden Körper herrührten.


Figur 1:

Allein, wenn man in den obern luftleeren Raum (Vakuum) eines Barometers b’ (s. beistehende Fig. 1) einige Tropfen luftfreien Wassers aufsteigen läßt, so wird, verglichen mit dem ungeändert bleibenden Barometer b, dessen Niveau bei c steht, die Höhe der Quecksilbersäule durch den sich bildenden Wasserdampf etwas herabgedrückt, z. B. bis t. Ist im Vakuum des Barometers b’ das Wasser im Überfluß vorhanden, so läßt sich daraus schließen, daß bei der herrschenden Temperatur jenes Vakuum von dem D. des Wassers die möglichst größte Menge aufgenommen hat, oder daß es mit D. gesättigt ist, und man nennt die entsprechenden D. selbst gesättigte. Vergleicht man die Höhe der durch den D. herabgedrückten Quecksilbersäule b’ mit dem Quecksilberstande eines luft- und dampfleeren Barometers b, so giebt der Unterschied der Höhen der Quecksilbersäulen das Maß der Spann- oder Expansivkraft der in b’ entstandenen D.

Überhaupt wird in solcher oder ähnlicher Weise die Spannkraft der D. angegeben durch die Höhe einer Quecksilbersäule, der sie das Gleichgewicht zu halten vermögen. So beträgt die Spannkraft der Wasserdämpfe, um nur einige Beispiele anzuführen, bei –20° C. ungefähr 0,9 mm (d. h. hält einer

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 717.