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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dampfmaschine
In nachstehenden Fig. 8 u. 9 ist die der Corlih-
Steuerung verwandte Wheelock-Steuerung von
IeromeWheelock inWorcester(Massachusetts) gezeigt.
Im Gegensatz zu der Corlih-Steuerung befindet sich
hier an jedem Cylinderende nur eine Kanalöffnung,
durch welche mittels des wie ein gewöhnlicher Muschel-
schieber gesormten Hahns der frische Dampf zuge-
führt und der gebrauchte entlassen wird. Der auf
dieser Hahnspindel sitzende Hebel, wird direkt von der
Srcenterstange erfaßt und in oscillierende Bewegung
versetzt. An diesem Hebel ist eine Klinke angebracht,
die den Hebel des Expansionsbabns ergreift und
Fig. 8.
Fig. 9.
mitnimmt, wodurch der Schieber so weit gedreht wird,
daß der Kanal sich öffnet und der Zutritt des Dampfes
stattfindet. Der Erpansionshahn hat auf seiner
Gleitflä'che eine Aussparung, welche eine doppelte
Einströmung bewirkt. Beachtenswert ist ferner, daß
derselbe nicht den Beginn des Dampfeinlasses be-
wirkt, sondern offen steht, ehe noch der Verteilungs-
hahn bereit ist, den Kanal in der Cylinderwandung
zu öffnen. C's ist dies ein wesentlicher Vorzug, na-
mentlicb in solchen Fällen, wo das Einströmen des
Dampfes nur während eines kleinen Teils des Hubes
andauert und der Expansionshahn nur wenig ge-
öffnet wird. Der selbstthätige Schluß des lentern
wird dadurch erreicht, daß der Regulator auf der
Hahnspindel einen Daumen bewegt, der im geeigne-
ten Moment gegen den untern Teil der Klinke trifft
und bei fortgesetzter Bewegung derselben sie bebt,
worauf sie den Hebel des Expansionshahns freigiebt
und dieser mittels eines vorher gebobenen Gewichts
resp. einer gespannten Feder in seine geschlossene
Stellung zurückgebracht wird. Wie die Ansicht der
Steuerung zeigt, liegt die ganze obere Nundung des
Cylinders frei zu Tage; die Corlißsche Steuerscheibe
oder der Steuerhebel späterer Ausführungen mit
ihren über die ganze Seite verbreiteten Organen ist
durch die auf zwei Punkten kompendiös angeordneten
Steuerungsteile ersetzt, die sehr ruhig gehen. Eine
weitere verwandte Steuerung ist die von Fritart,
deren Ansicht in Taf. III, Fig. 5 gegeben ist.
Während bei den in Amerika weit verbreiteten
Corliß-^teuerungen und den Varianten derselben
die Dampsverteilungsorgane Drehschieber sind, zei-
gen die neuern Präcisionssteuerungen der deutschen
Fabrikanten vorwiegend die Anwendung von Ven-
tilen, überhaupt hat die Ventilsteuerung na-
mentlich in der neuesten Zeit für die Tampfvcrtei-
lung die ausgedehnteste Verwendung gefunden und
namentlich bei größeren stationären Maschinen die
Schiebersteucrung verdrängt. Eine der besten und
bekanntesten der Präcisionsvcntilstcucrunaen ist die
der Gebrüder Sulzer in Wintert bur, deren Konstruk-
tion aus Taf. III, Fig. 1 ersichtlich ist. Das System
der Sulz er-Steuerung läßt variable Füllungen
von 0 bis 90 Proz. des Kolbenweges zu. Zur Seite
der Maschinenachse liegt die Steuerwelle, die in der
in der Figur angegebenen Richtung und mit dersel-
ben Winkelgeschwindigkeit wie die Kurbelwelle ro-
tiert. Die Bewegung für das Eintrittsventil 6 und
das Austrittsventil ll ist einem Excenter 0 entnom-
men, das auf der Steuerwelle sitzt. Die kurze Excen-
terstange L wird von zwei Lenkschienen a im Punkte
c erfaßt und dieser auf einem Kreisbogen geführt,
wobei das Auge 6 der Excenterstange gewisse Kur-
ven beschreibt. Der Punkt c dient gleich-
zeitig als Angriffspunkt der Stange l,
die, bis zum Eintrittsventil hinaufrei-
chend, an ihrem Ende auf einem Zapfen
den Übertrager d aufnimmt. Diefes Ende
wird von zwei um k drehbaren Lenkschie-
nen geführt, zwischen denen sich der dop-
pelarmige Ventilhebel ä befindet. Der
Übertrager d ist als Winkelhebel ge-
formt, dessen eines Hebelende i mittels
der Stange k durch den Winkelhebel m
mit Punkt 6 der Excenterstange L in Ver-
bindung steht. Durch den beschriebenen
Mechanismus wird bei der Drehung der
Steuerung die Nnterkante des Übertra-
gers d in einer bestimmten Kurve be-
wegt, und zwar bewirkt dabei der Zug der Stange l
die Bewegung zum Öffnen des Ventils, die Stange K
aber eine verschiebende Bewegung von d auf den
Ventilhebel ä. Einer solchen Kurve des Übertragers d
entspricht ein bestimmter Expansionsgrad, denn an
einer gewissen Stelle wird der Übertrager d von dem
Ventilhebel ä abgleiten, wobei der nahezu momen-
tane Niedergang des Ventils und damit Dampfab-
schluß durch die Federn 3 bewirkt wird. Um nun die
Expansion zu verändern, was ein früheres refp. spä-
teres Abgleiten von d auf ä erfordert, also ein Ver-
schieben der vom Endpunkte von dbeschriebenenKurve
nötig macht, braucht nur der Winkelhebel in gedreht zu
werden. Der andere
Arm n desselben kann
aber mittels der Zug-
stange 1 und des auf
der Welle c> festsitzen-
den Hebels p von dem
Regulator durch die
Zugstange h verstellt
werden. Die Aus-
trittsventile werden
mittels des Hebels 8
von der Stange r be-
wegt. Die letztere hat
in dem Gelenk bei u
so viel Spiel, daß sie,
wenn i' an einem
Punkte die Excenterstange N angreift, wie in der
Figur, ihre Bewegung nach aufwärts nach Schluß
des Ventils noch vollenden kann. Die Stange r
wird häusig durch Daumenscheiben angetrieben, wo-
bei dann bei u eine spiellose Verbindung statt-
finden kann.
Das Hauptorgan der Ventilsteuerungen, ein fog.
D oppelsitz - Rohrventil, ist in der vorstehen-
den Fig. 10 dargestellt. Bei geeigneter Konstruk-
tion braucht dasselbe nur mit dem eben zum dich-
ten Schluß notwendigen Dl-uck auf seinen Sitz ge-
drückt zu werden und beansprucht auch zum Affnen