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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dauphin (Albert) - Dausch
beiden Lehrer des Prinzen, Bossuet und Huet, eine
Ausgabe der röm. und griech. Klassiker "in U8um
I)6lpiiiui" ("zum Gebrauch des D.") unter Weg-
lassung der anstößigen Stellen besorgen, die mit
Ausnahme des Ovid, der zu Lyon gedruckt wurde,
in 64 Quartbänden zu Paris 1674-1730 erschien.
Dauphin (spr. dofäng), Albert, franz. Politiker,
geb. 26. Aug. 1827 zu Amiens, war Advokat und
Bürgermeister daselbst während des Deutsch-Fran-
zösischen Krieges, dann Präsident des Generalrats
des Depart. Somme. Von demselben Departement
zweimal zum Senator ernannt, war er Mitglied
des linken Centrums; 1879 wurde er Geueralpro-
kurator am Pariser Appellhof und übernahm im
Kabinett Goblet (11. Dez. 1886) das Ministerium
der Finanzen. Die von ihn: geplanten Ersparnisse
wurden 17. Mai 1887 auf den Antrag Rouviers als
ungenügend erklärt, worauf D. mit dem ganzen
Ministerium seine Entlassung einreichte.
Dauphine, Le (spr. dostneh; lat. vsi^ninlituZ),
eine ehemalige Provinz Frankreichs; sie umfaßt jetzt
die Depart. Isere, Hautes-Alpes, einen großen Teil
von Dröme und einen kleinen Teil von Vaucluse,
grenzt im O. an Piemont, im NO. an savoyen,
im S. an die Provence, im SW. an das Comte-
Venaissin, wird im N. und W. von der Rhone be-
rührt und von drei Nebenflüssen derselben, der Isere,
Dröme und Durance durchströmt, ist gegen die Rhone
hin flack (Niederdauphine"), im Ö. aber durch die
Cottischen Alpen gebirgig (Oberdauphin 6). Der
gletscherreiche Pelvoux (4103 m) ist, von den Höhen
Savoycns abgesehen, der höchste Gipfel Frankreichs.
Keine Provinz des Landes ist so reich an Merkwürdig-
keiten der Natur wie diese. Ehemals sprach man von
den sieben Wundern der D.: La Tour saus Venin,
les Cuves de Sassenage bei Grenoble, la Fontaine
ardente im SW. von Vif, la Grotte de la Valme au
der Nhöne, la Fontaine vineuse und le Pre' qui tremble
im Gapencais, und le Mont-Inaccessible oder Mont-
Aiguille ('2097 m) im N. von Die. An herrlichen
Landschaftsbildern, prächtigen Wasserfällen und Fek-
sen konlmen dieser Provinz nur Savoyen und Teile
der Pyrenäen gleich. Der mineralische Neichtum ist
groß; Hauptprodutte sind Getreide, Weine von der
Eremitage, von Die und Donzeres, Al, Futter, Hanf,
Maulbeeren, Seide. Embrun und Vienne waren
früher Erzbischofssitze; Grenoble, Gap, Valence,
Die und St. Paul Trois-Chateaur Bischofssitze, von
denen die ersten drei es gegenwärtig noch sind.
Geschichte. Nach Verfall der Römcrherrschaft,
während der es die Allobrogen, Segalauncr, Vocon-
tier, Caturigen, Tricorier, Brigantinen bewobnten,
bildete das Land den südlichsten Teil des Reichs
der Burgunder. Mit diesem kam es an die Franken,
gehörte zu dcm neuen burgund. Reiche Arelat (s. d.),
mit dem es durch Erbschaft 1032 in den Besitz des
Deutschen Kaisers überging und so bis in die Mitte
des 14. Jahrh, in Verbindung mit Deutschland
blieb. Die wichtigsten Städte wählten ihre Bischöfe
zu Herren, und diese behielten bis zur Revolution
den fürstl. Titel. Die bedeutendsten unter den welt-
lichen Herren aber, die von Albou, nannten sich
Grasen; Gny d'Albon VIII. (gest. 1149) hieß zuerst
Dauphin (vHiüiiu8), wohl nicht weil er einen Del-
phin im Wappen führte, sondern indem ein dort
gebräuchlicher Vorname, Dalsinus, allmählich zum
Titel wurde. Als Guy IX. die Grafschaft Vienne
erobert hatte, nannten sie sich Dauphins von Vien-
nois und machten sich schließlich zu Herren des
größten Teils der D. Ihr Bestreben, die Landes-
hoheit zu erringen, gelang zwar nicht vollständig;
doch erfreuten sie sich stets der Gunst der Kaiser, bei
denen sie das Scneschallamt des arelatischen Reichs
bekleideten. Mit Johann, dem dritten Dauphin
aus dem burgund. Hause, starb diese Dynastie 1281
aus, und seine Schwester Anna, die Gemahlin des
Grafen Humbert I. von Latour du Pin, vererbte
das Land auf ihren Sohn Johann II., der nun auch
die Herrfchaft Latour du Pin und mehrere Baronien
damit vereinigte. Ihm folgte Guigo VIII., dem
Ludwig der Bayer den Königstitel anbot, und diesem
sein Bruder Humbert II., der 1335 seinen einzigen
ehelichen Sohn durch einen Sturz aus dem Fenster
verlor. Er überließ deshalb vorläufig 1343 und
dann endgültig 1349 sein Land gegen eine Jahres-
rente von 120000 Goldgulden an Karl von Valois,
spätern König Karl V. Seitdem blieb es die übliche
Apanage für den präsumtivcn Erben des franz.
Throns, der nun den Namen Dauphin führte. Da-
bei aber ward auf Verlangen des Kaisers, als des
Oberlehnsherrn, ausdrücklich festgesetzt, daß das
Land seine Selbständigkeit und seine Rechte bewahren
und nie dem franz. Reiche völlig einverleibt werden
solle. Indessen ward schon 1355 Faucigny und im
Utrechtcr Frieden (1713) auch der übrige, im Osten
der Alpen gelegene Gebietsteil an Savoyen abge-
treten, während die Krone Frankreich nicht nur all-
mählich alle Hoheitsrechte, welche die deutschen
Kaiser noch bis Mitte des 14. Jahrh, in der D.
ausgeübt hatten, an sich riß, sondern auch 1446 die
Grafschaft Valentinois damit vereinigte. Die D.
ward ein zeitweilig fast selbständig dastehendes
Bollwerk des Protestantismus und hatte viel zu
leiden, namentlich nach dem Widerrns des Edikts
von Nantes (1685). Eher noch als Paris prokla-
mierte das Land die Principien der Revolution und
schickte 1789 Mounier, Barnave und Chabroud in
die Nationalversammlung. - Vgl. Chapuys-Mont-
laville, Hi8wii-6 än v. (2 Bde., 1827); Colomb de
Batines, ZidlioFrapdis ä68 patoi8 äu O. (Grenoble
1835); V. Coolidge, Duhamel und Perrin, l3uiäs
äu Henit-I)HiiiMii6 (ebd. 1887); Lory, DsLcriptiou
F60i03iliu6 äu O. (3Lfgn., 1860-64); Chorier,
lliätoii-o F6N6rai6 äu O. (2 Bde., Valence 1883);
Ioanne, O. et savois (Par. 1889); Guy-Allard,
Oictioimairo diLwrihUL, eki'ouoIoZiHus, Z^oZi-k"
p1nqu6 ew. äu 1). (2 Bde., Grenoble 1864-65); Bon-
ney, (XNÜN6 8i(6toli68 in tiiL lii^Il ^1p8 of I). (^ond.
1865); Debriges, ^Ii6 ^Ip8 of t1i6 O. (Par. 1887).
Dauphine-Alpen (spr. dofineh), s. Westalpen.
Dauren, tungus. Volksstamm, dessen Hauptsitze
am Nonni, einem Nebenfluß des Sungari (nördlich
von den Solonen) liegen (s. Tungusen).
Daürlen, s. Transbaikalien.
Daus, in der Spielkarte, s. Taus.
Dausch, Konstantin, Bildhauer, geb. 30. Nov.
1841 zu Waldsee in Schwaben, war erst Steinmetz,
kam dann an die Münchener Akademie der bildenden
Künste und ging 1869 nach Rom, wo er sich dauernd
niederließ. Seine Thätigkeit ist eine sehr fruchtbare,
sowohl in mytholog.-poet. Gegenständen als in Por-
trätbüsten. Von seinen Werken sind hervorzuheben:
Die Reliess der vier Jahreszeiten und von Tag und
Nacht; Bacchantin, Erato, Herkules mit dem Cen-
tauren, fcrncr die Kolossalgruppcn: Alter und
Jugend, und Siegfried mit dem Drachen. Sodann:
Ägypterin der Göttin Isis huldigend (1891) und
Eine ägypt. Königstochter (1892).