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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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David (Christian) - David (Gerard)
und ließ sich 1524 in Delft nieder. Der luth. Neue-
rung schloß er sich sofort an und trat 1528 einer
feierlichen Prozefsion mit heftigen Schimpfreden!
entgegen. Deswegen an den Pranger gestellt, ge-
stäupt und auf 3 Jahre aus der Stadt verbannt, !
trat er um 1536 unter Berufung auf empfangene !
Visionen als Stifter einer eigenen Sekte auf. Den !
Ausgangspunkt seiner Lehre bildet die Erwartung !
der nahe bevorstehenden Wiederkunft Christi, die!
Hauptsache ist die unbedingte Anerkennung seiner
Person. Die Vollendung des Reiches Gottes voll-
zieht sich in drei Weltperioden, die erste eingeleitet
durch David, die zweite durch Christus, die dritte
durch D. Schon 1538 ergriff die Negierung die
strengsten Mahregeln gegen die neue Sekte und ließ
niedrere Anhänger D.s enthaupten; er felbst jedoch
entfloh, lebte seit 1544 unter dem Namen Johann
von Brügge unerkannt zu Bafel, hielt sich äußerlich
zur Kirche und starb 25. Aug. 1556. Ein Diener
verriet später seinen wahren Namen, worauf 1559
seine Leiche, fein Bildnis und feine Schriften zu
Vasel durch den Henker verbrannt wurden. Seine
Anhänger, Davidisten oderIoristen genannt,
hielten sich in Holland trotz aller Verfolgung bis
zur Mitte des 17. Jahrh. Sie zerfielen in zwei
Richtungen, einige führten bei aller religiösen
Schwärmerei ein sittlich unanstößiges Leben, andere
ergaben sich den gröbsten Ausschweifungen, beson-
ders geschlechtlicher Art. - Vgl. Nippold in der
"Zeitschrift für histor. Theologie" (1863 fg.) und von
der Lindes Bibliographie (Haag 1867).
David, Christian, einer der Gründer der Herrn-
buter Brüdergemeine, geb. 31. Dez. 1690 zu Senft-
leben in Mähren, lernte das Zimmerhandwerk und
gründete mit Auswanderern aus Mähren 1722 die
Uolonie der Mährischen Brüder am Hutberge. Spä-
ter machte er Missionsreisen nach Grönland, Hol-
land, Livland und Pennsylvanien. Er starb 3. Febr.
1751 in Herrnhut. D. dichtete viele geistliche Lieder
des Vrüdergesangbuchs.
Davtd, Feimen, franz. Komponist, geb. 13. April
1810 zu Cadenet (Depart. Vaucluse), erhielt den
ersten musikalifchen Unterricht von feinem Vater
als Chorknabe an der Kirche St. Sauveur zu Air
und im Iefuitenkollegium, wurde auch 1829 Kapell-
meister an jener Kirche, ging aber 1830 nach Paris
ans Konservatorium. Vom St. Simonismus an-
gezogen, versah er das Amt des Komponisten der
Brüderschaft. Nach Auflösung des Vereins wandte
sich D. 1833 mit elf feiner Genossen nach dem Orient.
Sie gingen, obschon ohne alle Mittel, nach Kon-
stantinopel, wurden aber von hier nach Smyrna
deportiert und begaben sich endlich unter Entbeh-
rungen aller Art nach Ägypten, von wo aus sie,
der Pest entfliehend, durch die Wüste nach Syrien
wanderten. 1835 kehrte D. nach Frankreich zurück,
lebte zurückgezogen als Komponist, wurde 1869
Bibliothekar am Pariser Konservatorium und starb
29. Aua. 1876 in St. Germain bci Paris. Er ver-
öffentlichte als erste musikalische Frucht seiner Reisen
Gesänge mit orient. Nationalmclodien, die ebenso un-
beachtet blieben wie die ihr folgenden zwei Orchcstcr-
sinfonicn, 24 Kammermusitwerke und Romanzen.
Erst 1844 drang er mit seiner wiederum orienta-
lisch gefärbten Öde-Sinfonie "I^e äezert" ("Die
I
lüfte"), einer Mischung von Kantate und Sin-
fonie, durch. Wie in ganz Frankreick, fand das
Werk auch in Belgien, Deutschland, England, Italien
u. s. w. Teilnahme und Aufmerksamkeit. Gleickcn Er-
folg hat D. mit keinem feiner nachfolgenden größern
Werke wieder zu erlangen vermocht. Zu nennen sind
davon: "No'i36 a.u3iuai" (Oratorium, 1846), "Okri-
8tnp1i6 OolomI)" (Ode-Sinfonie, 1847), "I^äen"
(eine Art Oratorium, 1848, von D. "Mysterium"
benannt) und die Opern: "I^a. perio du Li'68i1"
(1851), "Hei-culanuin" (1859) und "I^aiia Uookn"
(1863). - Sein Leben beschrieb Azevedo (Par. 1863).
David, Ferd., Violinvirtuos, geb. 19. Jan. 1810
zu Hamburg, kam schon 1823 nach Cassel zu Spohr,
trat 1825 mit seiner talentvollen Schwester Luise,
später verehelichten Dulcken (geb. 29. März 1811
zu Hamburg, gest. 12. April 1850 zu London), eine
Kunstreise an und fand überall Anerkennung und
Aufmunterung. Die nächsten 10 Jahre brachte er
in kleinen Anstellungen oder auf Kunstreisen zu, bis
er 1836 auf Mendelssohns Veranlassung Konzert-
meister am Gewandhaus zu Leipzig wurde. Die
Orchesterleistungen dieses Instituts brachte D. auf
eine beträchtliche Höhe; noch heute spielt man dort
nach seinen Bezeichnungen. Gleich bedeutend wurde
D.s Thätigkeit für das 1843 eröffnete Leipziger Kon-
servatorium, dessen Violinschule jahrzehntelang zu
den gesuchtesten gehörte. Für seine Schüler veran-
staltete D. mehrere Ausgaben gediegener Stildien-
werke (von Kreutzer, Fiorillo u. s. w.) und älterer
Violintompositionen und schrieb auch eine eigene,
als vorzüglich anerkannte Violinschule. Als Kom-
ponist besonders für fein Instrument thätig, hat er
viele Konzerte, Variationen, Capricen, Etüden,
Salon- und Charakterstücke u. s. w. geliefert. D.
starb 19. Juli 1873 in der Nähe von Klosters
(Graubünden). - Vgl. I. Eckardt, F. D. und die
Familie Mendelssohn-Bartholdy (Lpz. 1888).
David oder Davidis, Franz, siebenbürg.
Sektenstifter, geb. um 1510 zu Klausenburg in
Siebenbürgen, von deutscher (sächs.) Herkunft, stu-
dierte 1548 in Wittenberg und wurde 1552 evang.
Prediger in Petersdorf, 1555 Schulrektor inKlausen-
burg, 1556 Pfarrer daselbst und Bischof der magyar.
Lutheraner in Siebenbürgen. Aber schon 1559 stand
D. auf feiten der Anhänger Calvins, weshalb er
1564 Bischof und Hofprediger des Fürsten Johann
Sigismund Zapolya wurde. Aber auch dieser theol.
Standpunkt wurde von D. bald wieder verlassen;
schon 1566 trat er als Freund der Lehren Servets
auf. Als der siebenbürg. Landtag 1568 die uni-
tarische Kirche gesetzlich anerkannt hatte, wurde D.
der erste Bischof diefer Kirche. Doch jetzt stellte D.
fein besonderes Glaubensbekenntnis auf, das in
mehrern Punkten von Servet abwich. Dieser Da-
vidismus fand bei Zapolya Unterstützung; mit
dessen Tode (14. März 1571) begann für D. eine
Zeit der Verfolgung. Als Gegner der übernatür-
lichen Empfängnis und der Anbetung Christi wurde
D. zu lebenslänglichem Kerker verurteilt und starb
im Gefängnis 6. Juni 1579. D. verfaßte zahlreiche
tbeol. und polemische Schriften. In den Vereinigten
Staaten von Amerika zählen feine Glaubensnach-
folger über zwei Millionen. - Vgl. Jakob, Denkmal
für Franz D. (ungarisch, Budapest 1879).
David, Gerard, Holland. Maler, geb. um 1450
zu Oudcwater, war seit 1484 in Vrügge thätig und
starb dort 13. Aug. 1523. Er ist der letzte aus der
Schule der van Eyck und scheint bei Hans Memling
gelernt zu haben. Von seinen Altarbildern, die na-
mentlich durch die reiche Landschaft von Bedeutung
sind, sind die hervorragendsten: Die Taufe Christi
(im Museum zu Brügge), Die Kreuzabnahme (in der