Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'David (Gerard)'
Chapelle du Saint-Sang zu Brügge), Eine Madonna mit heiligen Frauen (im Museum zu Rouen), Der Michaelsaltar (im Hofmuseum zu
Wien), Die Kreuzigung Christi (im Berliner Museum); ferner: Vermählung des Christkindes mit der heil. Katharina (München, Pinakothek).
Vortrefflich in der Komposition und im Ausdruck sowie ausgezeichnet durch die landschaftlichen Hintergründe sind die beiden Bilder im
Museum zu Brügge, darstellend: Das Urteil des Kambyses an dem ungerechten Richter Sisamnes vollzogen (1498). Wie es scheint, ist
D. in Italien gewesen; im Municipio von Genua sieht man einen großen Altar mit der Madonna und eine Kreuzigung, anderes in
Privatsammlungen ebendaselbst.
David, Jacques Louis, franz. Maler und Stifter der klassischen Malerschule
Frankreichs, geb. 31. Aug. 1748 in Paris, war Schüler von Vien und gewann 1771 für sein Bild: Ares im Kampfe mit Athene (jetzt im
Louvre), einen zweiten sowie 1775 für sein Gemälde: Antiochus und Stratonike (École des beaux-arts
zu Paris), den großen akademischen Preis und erhielt damit das Stipendium für einen mehrjährigen Studienaufenthalt in Rom, wohin er
in demselben Jahre seinen Lehrer begleitete, der zum Direktor der dortigen Französischen Akademie ernannt war. In Rom widmete sich
D. mit allem Eifer dem Studium der Antike und der Meisterwerke eines Michelangelo und Raffael; außerdem beeinflußten ihn aber auch
G. Reni und Domenichino. Diese Mischung verschiedenartiger Einflüsse zeigt auch sein Erstlingsbild: Fürsprache des heil. Rochus bei
der Madonna für die Pestkranken (1779; in Marseille). 1780 nach Paris zurückgekehrt, stellte er den Blinden Belisar (Museum von Lille)
und 1783 das Gemälde: Andromache an der Leiche Hektors, aus, mit dem er in die Akademie aufgenommen wurde. Bald darauf
unternahm er eine zweite Reise nach Italien und vollendete daselbst 1784 im Auftrage Ludwigs XVI. das große Bild: Schwur der Horatier
(Paris, Louvre; s. Tafel: Französische Kunst V, Fig. 9), das trotz des
Theatralischen der Darstellung und der trocknen Färbung ein gewaltiges Aufsehen erregte. Diesem Bilde, mit dem D. die klassicistische
Richtung einleitete, folgten bald ähnliche: Tod des Sokrates (1787), Paris und Helena (1788; im Louvre), Brutus, dem die Leichen seiner
Söhne ins Haus gebracht werden (1789; ebendort). Im Verlauf der Revolution von der polit. Bewegung ergriffen, leitete D. als Mitglied des
Nationalkonvents, eifriger Jakobiner und Anhänger Robespierres mit Energie alle Kunstunternehmungen des Staates; doch betrieb er die
Aufhebung der Akademie, die 8. Aug. 1793 erfolgte. Im Auftrag der Gesetzgebenden Versammlung begann er den Schwur im Ballhause,
der jedoch unvollendet geblieben ist. Besonders berühmt sind von seinen damals ausgeführten Gemälden: Der verscheidende
Lepelletier und Der ermordete Marat (1793), zwei Bilder von energischem Naturalismus und ergreifendem Eindruck, und das echt
klassische Bild: Die Sabinerinnen (1799; im Louvre). In den Sturz Robespierres mit verwickelt, wurde er verhaftet; aber die Verwendung
einiger Konventsmitglieder rettete ihn vor der Guillotine, sodaß er mit einer siebenmonatigen Gefängnisstrafe davonkam. Dann von
Napoleon zu seinem Hofmaler ernannt, schuf er in dessen Auftrage eine Reihe von großartigen Darstellungen; so: Bonaparte den
Großen St. Bernhard hinansprengend (1800; Fig. 10), Die Kaiserkrönung Napoleons I. in ↔ Notre-Dame (1804; jetzt im
Louvre), Die Adlerverteilung auf dem Marsfelde (1810; Museum zu Versailles): ferner: Napoleon in seinem Kabinett (im Besitz der Familie
Douglas). Von weitern Gemälden sind zu nennen: Apelles malt im Beisein Alexanders d. Gr. die Campaspe (1812), Leonidas bei
Thermopylä (1814; im Louvre). Während der Restauration mußte D. wegen seines «königsmörderischen» Votums im Konvent Frankreich
verlassen; er siedelte nach Brüssel über, wo er 29. Dez. 1825 starb. Seine letzten größern Gemälde sind: Amor und Psyche (1817),
Abschied Telemachs von der Nymphe Eucharis (1818), Mars von Venus und den Grazien entwaffnet (1824; Museum in Périgueux). Von
dem zum Naturalismus hinüberneigenden Rokoko ausgehend, suchte D. in dem formalen Studium der Antike eine neue Grundlage für
die Malerei zu gewinnen. Seine Historienbilder sind bei aller Strenge der Zeichnung trocken in der Farbe und theatralisch in der
Auffassung. Doch ist seinem Schaffen eine gewisse Vornehmheit und großer Stil nicht abzusprechen; seine Gemälde zeigen lebhaften
Sinn für Korrektheit und Schönheit der Form, planmäßig durchdachte Anordnung und meisterhafte Technik. Daß D. ein tüchtiger Lehrer
war, beweisen die vielen von ihm herangebildeten Schüler, die nachher teilweise berühmte Maler wurden, wie Gros, Gerard, Girodet,
Isabey, Ingres, Leopold Robert u. a. Zudem hat D. einen nachhaltigen Einfluß auf die moderne franz. Malerei ausgeübt. – Vgl. Delécluze,
Louis D., son école et son temps (Par. 1855); Jul. Meyer, Geschichte der modernen franz. Malerei
seit 1789, Bd. 1 (Lpz. 1867); Jules David, Le peintre Louis D. Souvenirs et documents inédits (2
Bde., Par. 1880).
David, Jérôme Frédéric Paul, Baron, Bonapartist, geb. 30. Juni 1823 zu
Rom, Enkel des vorigen, trat 1844 als Unterlieutenant in ein Zuavenregiment, wurde 1846 zum Vorsteher eines arab. Bureaus und 1852
zum Kommandanten des Militärkreises der Beni-Mansur in Kabylien ernannt. Zum Ordonnanzoffizier des Prinzen Jérôme Napoleon
(1853) befördert, machte er als solcher den Krimkrieg mit und nahm 1857 mit dem Range eines Kapitäns seinen Abschied. 1859 wurde er
in den Gesetzgebenden Körper gewählt, dem er seitdem ununterbrochen angehörte, seit 1867 als Vicepräsident. Seiner Veranlassung
entsprang 5. Juli 1870 die Interpellation über die hohenzollernsche Thronkandidatur in Spanien. Beim Ausbruch des Krieges zog D. mit
dem Kaiser ins Feld und war bei der ersten Niederlage der franz. Armee bei Weißenburg zugegen. Nach Paris zurückgekehrt, war er in
der Kammersitzung vom 9. Aug. 1870 einer der Hauptunterstützer des Duvernoisschen Antrags, der das Ministerium Ollivier zum
Rückzuge zwang. In dem darauf vom Grafen Cousin-Montauban gebildeten Ministerium übernahm er das Portefeuille der öffentlichen
Arbeiten. Der Sturz des Kaisertums, 4. Sept. 1870, beseitigte ihn; doch wurde er bei den Wahlen von 1876 und 1877 in die
Deputiertenkammer gewählt; bei den Neuwahlen 1881 trat er nicht wieder als Kandidat auf. Er starb 28. Jan. 1882 zu Langon. D.
veröffentlichte «Réflexions et discours sur la propriété chez les Arabes» (Bordeaux 1862),
«Actualités et souvenirs politiques» (Par. 1874).
David, Joh. Baptiste, vläm. Sprachgelehrter, geb. 25. Jan. 1801 zu Lier
(Provinz Antwerpen),
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 839.