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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Delawarebai - Delbrück (Martin Friedrich Rudolf)
Delawarebai, s. Delaware (Fluß).
Delawaren(spr. dlillewähren), LenniLenape,
ein ehemals mächtiger, den östl. Algonkin zugehöriger
Indianerstamm, der am Delawarcflusse und am
Schuylkill in Pennsylvanien saß, dessen Neste jetzt
aber nach dem Indianerterritorium verpflanzt sind.
Sie zerfielen in drei Sippen: Miusi, Unami und
Unacachtigo, die den Kern eines mächtigen Fünf-
völkerbunds bildeten, zu dem außer ihnen die ver-
wandten Nationen der Mohikaner, der Nanticoke,
der Kanawe (Conory) und der Schawano (Schawnee)
gehörten. Als die Macht der Irokesen wuchs, ver-
loren die D. ihre Unabhängigkeit. Jetzt zählen sie
kaum noch 1000 Köpfe. Sie treiben wenig Acker-
bau und Viehzucht, vornehmlich aber Jagd und
Fischfang. Ihre Sprache ist einer der bekanntesten
Algonkindialekte. Der deutsche Herrnhuter Zeisbcr-
ger hat eine Grammatik derselben veröffentlicht, und
der Schwede Campanius den Lutherschen Katechis-
mus in jene übersetzt. - Vgl. Hcckewclder, ^ri-ativo
ok tN6 uii83i0ll of tiw United Lrotki'en iimonF tdo
I)^av9,i'6 anä N0N6FÄN Inäian8 (Philad. 1820).
Delboeuf (spr. -böff), Joseph Nemi Leopold, Phi-
losoph, geb. 30. Sept. 1831. in Lüttich, studierte dort
und in Bonn Philosophie und Naturwissenschaften
und wurde 1860 Lehrer an der I^eoie normale des
kumauU63 seiner Vaterstadt. 1863-66 war er Pro-
fessor der Philosophie an der Universität Gent, 1866
wurde er nach Lüttich an die ^colo normte äo8
1iulnanu63 zurückberufen. Seit 1885 beschäftigte er
sich besonders mit dem Studium des Hypnotismus.
Von seinen Schriften sind außer zahlreichen Aus-
sätzen in der "I5.6VU6 3ei6utiti<^u6", "Revue pliilo-
äopIiiHUE" und "Revue äe I'livpnotizme" hervor-
zuheben: "1^3821 äe loZiliue 8cientiü(iue" (Lüttich
1865), "I^Ä p8)'di0i0Fi6 C0MIN6 Lcittuce naturelle"
(Brüss. 1876), "(HuL3ti0U8 äe plii1o80pnie et äo
"cieiice" (5 Bde., Lüttich 1883-90), "I^H matiere
di'ute et la inatiei'e vivaute" (ebd. 1887), "I^'^vpuo-
ti3N6 et III. liderte 603 repreZentHtioi^ pndli^ue8"
(ebd. 1888), "Le mÄFnetiLme animal" (Vrüss. 1889),
"NaFQ6ti86ui'3 etnieäecius" (Par. 1890), "I^'iivpno-
ti8M6 äevNut Ie3 (^!1i:ml!>i'e3 lieineg" (ebd. 1892).
Delbrück, Stadt im Kreis Paderborn des preuß.
Reg.-Bez. Ätinden, 15 1cm im WNW. von Pader-
born, anl Haustenbach, in einer von den Ausläufern
des Teutoburgerwaldes durchzogenen Ebene, ist Sitz
der Meliorations-Societät der Vokerheide und hat
(1890) 1243 kath. E., Post, Telegraph, Amtsgericht
(Landgericht Paderborn); Krankenhaus, Waisen-
stiftung ; Wiesenbau, Viehzucht und bedeutende Vieh-
märkte. Das Kirchspiel D. hat 6313 E.
Delbrück,Verthold, Sprachforscher, geb.26.Iuli
1842, studierte Philologie, namentlich vergleichende
Grammatik in Halle und Sanskrit in Berlin, habi-
litierte sich, nachdem er zunächst Gymnasiallehrer ge-
wesen, in Halle und ward 1869 ord. Professor der ver-
gleichenden Sprachforschung und des Sanskrits in
Jena. In der vergleichenden Grammatik bewegen
sich D.s Arbeiten namentlich auf dem Gebiete der
Syntax: "syntaktische Forschungen" (Bd.1-5, Halle
1871-88), "Vergleichende Syntar der indogerman.
Sprachen"(Tl.1,Straßb.1893; 3.Vd.desvonVrug-
mann und D. herausgegebenen "Grundrisses der
indogerman. Sprachen"). Innerhalb des Sanskrits
beschäftigt ihn namentlich die Vedenforschung: "Ve-
dische Chrestomathie mit Anmerkungen und Glossar"
(ebd. 1874), "Das altind. Verbum aus den Hymnen
des Rigveda seinem Baue nach dargestellt" (ebd.
1874). Wertvoll für die vergleichende Sprachwissen-
schaft ist die "Einleitung in das Sprachstudium"
(Lpz. 1880; 2. Aufl. 1884), für vergleichende Alter-
tumskunde seine Arbeit "über die indogerman. Ver-
wandtschaftsnamen" (in den "Abhandlungen der
Sächs. Gesellschaft der Wissenschaften", ebd. 1889).
Delbrnck, Hans, Historiker und Politiker, geb.
11. Nov. 1848 zu Bergen auf Nügcn, studierte in
Heidelberg, Greifswald und Bonn, machte 1870 den
franz. Krieg mit und wurde nach der Schlacht bei
Gravelotte Offizier. Später setzte er seine Studien
in Bonn fort und wurde im Frühjahr 1874 Er-
zieher des Prinzen Waldemar von Preußen, dritten
Lohnes des Kronprinzen. In dieser Stellung blieb
er bis zum Tode des Prinzen (27. März 1879) und
privatisierte darauf, bis er sich im Jan. 1881 als
Privatdocent für Geschichte an der Universität
Berlin habilitierte. 1882 - 85 war D. als Ver-
treter des Mansfelder Kreises Mitglied des preuß.
Abgeordnetenhauses und 1884-90 als Vertreter
des ersten Stralsunder Wahlkreises (Franzburg-
Nügen) Mitglied des Deutschen Reichstags. Er
gehört zur freikonservativcn Partei. 1883 trat er
in die Redaktion der "Preuß. Jahrbücher" ein, die
er, nachdem Heinr. von Trcitschke ausgeschieden,
seit Juli 1889 allein führt. 1885 wurde er zum
außerord. Professor an der Universität Berlin er-
nannt. Er schrieb außer der Dissertation "Über die
Glaubwürdigkeit Lamberts von Hersfeld" (Bonn
1873) und verschiedenen Studien zur engl. Ver-
fassungsgeschichte in der Sybelschcn " Histor. Zeit-
schrift" und den "Prenß. Jahrbüchern" namentlich:
"Leben des Feldmarschalls Grafen Neithardt von
Gneiscnau" (Bd. 4 u. 5, Verl. 1880, als Fortsetzung
des von Pertz unvollendet hinterlassenen Werks)
nnd eine Neubearbeitung des Ganzen unter gleichem
Titel (2 Bde., ebd. 1882); ferner: "Die Perscrkrlege
und die Burgunderkricge. Zwei kombinierte kriegs-
gcfchichtliche Studien" (ebd. 1887), "Die Strategie
des Perilles erläutert durch die Strategie Fried-
richs d. Gr." (ebd. 1890), "Friedrich, Napoleon,
Moltke. Mtere und neuere Strategie" (cbd. 1892).
Ein Band "Histor. und polit. Aufsätze" erschien Berlin
1886. Außerdem giebt er das "Staatsarchiv "und
den Schultheßschcn "Geschichtskaicnder" heraus.
Delbrück, Martin Friedrich Rudolf, Staats-
mann, geb. 16. April 1817 zu Berlin als Sohn
des Geh. Rats und Superintendenten Iobann
Friedrich Gottlieb D. (gest. 1830), der 1800-9
die Erziehung des nachmaligen Königs Friedrich
Wilhelm IV. und des Kaisers Wilhelm geleitet
hatte, studierte seit 1833 in Halle, Bonn und
Berlin die Rechte, trat 1837 bei dem Land- und
Stadtgericht Halle als Auskultator ein und wurde
1842 als Hilfsarbeiter in das Finanzministerium be-
rufen. 1844 trat D. in das unter F. von Nönnes
Leitung gestellte Handelsamt und 1848 in das damals
errichtete Handelsministerium ein, in welchem er 1849
znm vortragenden Rat und 1859 zum Direktor der
Abteilung für Handel und Gewerbe befördert wurde.
In diesen Stellungen konnte D. seine Erfahrungen
und die in seinen Beziehungen zu Kühne und
Beuth befestigten und geläuterten volkswirtschaft-
lichen Grundsätze nach eigenem Ermessen für den
Staat verwerten und erwarb sich namentlich durch
seinen Sieg über die Handelspolitik Österreichs Ver-
dienste. Dadurch, daß er 1851 mit dein hannov.
Stcuerdirektor Klenze den Steuerverem (Hannover,
Oldenburg und Schaumburg-Lippe) bewog, mit