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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Delfter Fayencen – Delieren

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Delft'

und Feuerwerkereien. Nicht unbedeutend ist die Fabrikation von Teppichen, in der Art der Smyrnateppiche. – D. wurde im 11. Jahrh. von dem lothr. Herzog Gottfried dem Buckligen erbaut und kam dann in den Besitz der Grafen von Holland, die es durch Kastellane verwalten ließen; 1536 brannte es fast ganz ab. 1654 wurde es infolge einer Pulverexplosion zum Teil zerstört.

Delfter Fayencen, auch Delftware, Delfter Zeug, die zumeist in Holland gefertigten Nachahmungen des Porzellans in glasiertem Thon. Als die Holländer anfingen das ostasiat. Porzellan von China und Japan in größern Mengen nach Europa zu bringen, entstand der Wunsch, es nachzuahmen und die soliden, für künstlerische Verzierungen so geeigneten Eigenschaften des Materials auf die europ. Thonfabrikate zu übertragen. Da man aber den entscheidenden Bestandteil, Kaolin, nicht kannte oder nicht fand, gelang es nicht, das echte Porzellan zu erzeugen, und man mußte sich mit minder guten Sorten begnügen. So kamen die Holländer zu ihrer eigentümlichen, in Glasur wie in der Masse weißen Fayence, welche sich besser erwies als die bisherigen glasierten Thonarbeiten, aber das echte Porzellan nicht erreichte. Diese neue Fayence entstand in der Stadt Delft und zwar in den ersten Jahren des 17. Jahrh. Da es vorzugsweise das Blauweiße, sog. Nankingporzellan, gewesen war, welches nach Europa gebracht wurde, so bildete auch dieses das Hauptvorbild der Nachahmung. Die Delfter Fabrikation imitierte davon zuerst Formen und Zeichnungen, machte sich dann aber mit der aufblühenden holländ. Malerei von diesem Vorbilde los und übertrug nun die Eigentümlichkeiten der holländ. Kunst des 17. Jahrh., das Genrebild, die Marine, die Landschaft, auch das Porträt auf sein weißglasiertes Material, sowohl auf Platten (Fliesen) wie auf Gefäßen. Auch andere Farben neben dem Blau suchte man alsdann zu verwenden, Rot, Gelb, Braun, Grün, doch mit minderm Geschick; Blau allein behielt die Oberhand in Anwendung und Kunst. Wie künstlerisch, so erblühte die Fabrikation der D. F. auch im Umfang ihres Betriebes; zahlreiche Fabriken entstanden und versendeten ihre Arbeiten durch ganz Europa, ja die Japaner machten wieder Delfter Muster nach. Ebenso erhoben sich in verschiedenen Ländern Europas (s. Fayencen) Fabriken, welche D. F. erzeugten, ältere Fabriken änderten sich zu solchen um. Die Blütezeit von Delft dauerte durch das 17. Jahrh. bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrh., wo das neue europ. Porzellan übermächtig wurde. Die Delfter Fabriken gingen im Anfange des 19. Jahrh. ein, um erst in den letzten Jahren mit gutem Erfolg wieder in Betrieb gesetzt zu werden, nachdem bereits in Belgien, Frankreich und sonst nach Delfter blau-weißer Art wieder gearbeitet worden war. – Vgl. Havard, Histoire de la Faience de Delft (Par. 1878).

Delftland, der fruchtbare Teil Südhollands zwischen Rynland, Schieland, Maas und Meer.

Delftware, s. Delfter Fayencen.

Delfzyl (spr.-seil, d.h. Delfschleuse), kleine, stark befestigte Stadt in der niederländ. Provinz Groningen, am Dollart und an der Linie Groningen-D. (38,33 km) der Niederländ. Staatsbahnen, mit vortrefflichem Hafen und (1891) 6642 E., Schifffahrt und Fischerei. Bei D. beginnt der Lange Kanal (105 km), der aus dem Dollart zunächst ↔ durch die kanalisierte Fivel oder das Damster Diep nach Groningen, dann über Leeuwarden und Franeker (Trekvaart) nach Harlingen an der Nordsee führt.

Delgada, Ponta, Hauptstadt der Azoreninsel Sao Miguel, s. Ponta-Delgada.

Delgādo, Kap an der Ostküste Afrikas, an der Grenze der portug. Kolonie Mozambique und Deutsch-Ostafrikas. Das Kap ist unansehnlich und niedrig. Südlich liegt die Tunghi-Bai. Etwas nördlicher mündet der Fluß Rovuma, an welchem stromaufwärts der Weg von der Küste nach dem Njassasee führt. – Der Distrikt Cabo D. der portug. Kolonie Mozambique mit der Hauptstadt Ibo auf einer der Kirimba-Inseln hat etwa 6600 E.

Delhi, Stadt im Pandschab, s. Dehli. – D., Hafenort auf der Insel Timor, s. Deli.

Delhibeule, soviel wie Aleppobeule (s. d.).

Deli (türk., «unsinnig», «toll»), in den frühern türk. Heeren Bezeichnung für ein der leichten Kavallerie angehöriges Korps, das blindlings auf jeden Feind loszustürzen vorgab. In frühern Jahrhunderten gehörte die berittene Leibwache des Großveziers den D. an. Der Führer dieser Truppe hieß Deli-Baschi. (S. auch Baschi-Bosuk.)

Deli, Delhi oder Dilli, der portug. Hauptort an der Nordküste der Sunda-Insel Timor, an einer während des Südost-Monsuns leicht zugänglichen Bai, aber in ungesunder Lage, hat Ausfuhr von Büffeln, Reis, Geflügel, Schweinen und Gemüse.

Deli, Hauptort eines kleinen Malaienstaates im nördl. Teile von Sumatra an der Ostküste der Insel. Das Land D. mit einer Küstenstrecke von 30 km erstreckt sich bis in das 50 km weit von der Küste entfernte Gebirge hinein. Es wird Gold, Pfeffer, Sandelholz, Muskatnüsse und in letzter Zeit besonders Tabak gewonnen. Der Sultan von D. erkannte 1862 die Oberherrschaft der Niederlande an.

Delĭa, bei röm. Dichtern Name für Diana-Artemis, von der ihr heiligen Insel Delos; auch Pseudonym mehrerer von ihnen besungener Mädchen, besonders bei Tibullus. D. ist auch der Name des auf Delos gefeierten Apollonfestes.

Delia, Hermine, s. Claar.

Deliberieren (lat.), beraten, überlegen, erwägen; Deliberation, Beratschlagung; Deliberationsfrist s. Bedenkzeit und Überlegungsfrist; deliberatīv, bedenkend, beratend.

Delibes (spr.-lihb'), Leo, franz. Komponist, geb. 1836 zu St. Germain du Val (Sarthe), studierte seit 1848 am Pariser Konservatorium, wurde 1865 Chordirektor an der Großen Oper und 1880 Kompositionsprofessor am Konservatorium zu Paris, wo er 15. Jan. 1891 starb. Er schrieb seit 1855 eine Reihe von komischen Opern, Operetten und Balletten, von denen die Ballette «Coppelia oder das Mädchen mit den Glasaugen» (1870), «Sylvia» (1876) sowie die komische Oper «Le roi là dit» (1873) die besten und erfolgreichsten waren.

Delice (frz., spr. -lihß), Wonne, Entzücken.

Delicĭae (lat.), Ergötzlichkeiten; in früherer Zeit beliebter Büchertitel für Gedichtsammlungen, z.B. D. Poetarum Italorum, D. Poetarum Gallorum, D. Poetarum Germanorum u.s.w. (zusammen 16 Bde., Frankf. 1608–19). – D. genĕris humāni, «Liebling des Menschengeschlechts», ehrende Benennung des röm. Kaisers Titus.

Deliciös (lat.), köstlich, anmutig.

Delictum (lat.), s. Delikt.

Delieren (lat.), auswischen, tilgen.