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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Delphin - Delphinium
das Theater und die Fundamente einer von den
Athenern erbanten, mit Schiffschnäbeln und eher-
nen Schilden geschmückten Stoa, außerhalb des
Peribolos westlich das Stadion und den Versamm-
lungsplatz der Ampbilwonen (die sog. Pylä'a), öst-
lich unterhalb einer Schlucht des Parnaß die Quelle
Kastalia, weiterhin das Gymnasion und die Fun-
damente mehrerer Tempel, unter denen der der
Athene Pronoia der wichtigste war.
Die große Bedeutung und der mächtige Einfluß,
den das Orakel auf die hellenischen Staaten aus-
übte, berukte hauptsächlich aus der Klugbeit einer
wohlorganisierten Priesterschaft, welche in allen
Teilen der hellenischen Welt Verbindungen hatte
und daher über die innern Verhältnisse der Einzel-
staaten, über deren Beziehungen zueinander, end-
lich insbesondere über die Gründung von Kolonien
und Handelsplätzen im Auslande gute Aufschlüsse
und oftmals einsichtige Ratschläge zu erteilen wußte.
Sie stand besonders mit Sparta, später auch mit den
Herrschern von Maceoonien in enger Verbindung.
Doch hat die rückbaltslose Parteinahme, mit der sie
die Politik dieser beiden unterstützte, ihrem Ansehen
viel geschadet. Ein bloßes Wertzeug in den Händen
dieser Priesterschast war die Prophetin des Gottes,
die Pythia (s. d.). Früher erteilte man nur einmal
im Jahre, am siebenten Tage des Frühlingsmonats
Bysios, regelmäßig Orakel, wovon man wobl nur für
die Gesandten mächtiger Staaten oder auswärtiger
Fürsten, die mit reichen Geschenken kamen, Aus-
nahmen machte. Später fanden allmonatliche Ora-
kelverkündigungen statt. - Vgl. Hüllmann, Würdi-
gung des Delphischen Orakels (Bonn 1837): Götte,
Das Delpbische Orakel in seinem polit., religiösen
und sittlichen Einfluß auf die Alte Welt (Lpz. 1839);
Foucart, Nemoir" 8ur 1s8 rnin68 et i'kiLtoirs äs
V6lp1i63 (in den "^rckiv68 äs3 mi83iun8 8ci6nti>
ÜHU68 6t Iitt6i'iiir68", 2. Serie, Abteil. 1, Par.
1865); Mommsen, Delphika (Lpz. 1878); Döhler,
Die Orakel (Berl. 1802); Pomtow, Beiträge zur
Topographie von D. (ebd. 1890).
Delphin, in früherer Zeit gebräuchliche Be-
zeichnung für die Henkel der Geschützrohre, die
häusig eine sischförmige Gestalt hatten (s. Geschütz);
im Altertum ein schweres Stück Eisen in Form eines
D., das auf Kriegsschiffen an den Endpunkten der
Rahen geheißt wurde, um auf feindliche Schiffe beim
Entern geworfen zu werden.
Delphin, Sternbild am nördl. Himmel, kennt-
lich an vier Sternen dritter und vierter Größe, die
einen Rhombus bilden. Es besteht (nach Heis)
aus 31 dem bloßen Auge sichtbaren Sternen, von
denen aber 26 schwächer als vierter Größe sind.
Drei von den vier Rhombussternen sind doppelt und
dreifach, indem sie schwache Begleiter haben.
Ve1pkin2.ptei-u3, Veluga, s. Delphine.
Delphinat (I)"Ii)liinMu8), 's. Dauphins
Delphine (IikIzikiniäaL), eine sehr artenreiche
Gruppe der Waltiere oder Cctaceen, welche sich
durch kegelförmige, in beiden Kiefern ringsherum
stehende Zähne auszeichnet und von den Syste-
matikern je nach dem Vorhandensein oder Fehlen
der Rückenflosse, nach der Gestalt des Kopfes, der
Anzahl der Zähne und der Länge der Kiefern in
mehrere Familien und Gattungen (Meerschwein,
Delphin, Schnabeldelphin, Dögling, Nacktdelphin
u. s. w.) getrennt worden ist. Die D. haben einen
cylindrischen, oft sehr großen Körper und mehr oder
minder schnabelförmige Kinnladen ohne deutlichen
Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl.. IV.
Gelenkkopf, welche aber auch bei manchen ganz kurz
und abgerundet sind. Sie leben in allen Meeren
verbreitet, zeigen sich als gefräßige, den Menschen
indes ungefährliche Raubtiere, kommen meist gesellig
vor und schwimmen mit großer Schnelligkeit und
Ausdauer. Ihr Fleisch ist schlecht und wird nur
von rohen Völkern und armen Strandbewohnern
gegessen. Thran liefern sie in ziemlicher Menge.
Am bekanntesten ist der gemeine Delphin (Del-
pdiuu8 äßlp1ii8 ^., s. Tafel: Wale, Fig. 2), der auch
von allen am weitesten, in allen Meeren der nördl.
Halbkugel verbreitet gefunden wird; er wird 2-2,30m
lang und trägt eine gegen 46 cm hohe Rückenflosse,
wenig hinter der Mitte des Rückens. Die Schnauze ist
durch einen Wulst von der Stirn geschieden. Er ist der
Delphin der Alten, der allerdings sogar einigermaßen
zähmbar ist. Ihm nahe steht der weit größere Tümm-
ler (I)6lpkinu8 tui'810 ^ab?'5'n'^F), mit rasch ab-
fallender Stirn, der besonders im Atlantischen Ocean
vorkommt. Das Meerschwein oder der Vraun-
fisch (?1i00Ä6N3. c0mniuiii8 Onnie^) ist imMittelmeere
selten, sonst in allen europ. Meeren, wo er herden-
weise lebt, der häufigste Delphin, wird 1-1,5 in lang,
hat einen stumpfen Kopf und trägt eine 9 cm hohe
Rückenflosse. Seine Oberseite ist schwärzlich und
seine Unterseite weiß. Sein schwärzliches Fleisch ist
thranig und von widrigem Fischgeruche; dennoch
galt es einstmals in England für einen Leckerbissen.
Der weihe Delphin oder Veluga (Deip^in^te-
ru8 Isucag ^ace^e^e) zeichnet sich durch seine weiß-
gelbe Färbung und den Mangel der Rückenflosse
aus. Er lebt in kleinen Gesellschaften nur in den
hocknordifchen Meeren und besonders in fischreichen
Flußmündungen. Die Grinde oder Vutz köpfe
(fticidioc^kaw^, von fchwarzer Farbe, mit kurz
abgestutztem Kopfe und weit auseinander stehenden
Hakenzähnen, bis 6 m lang, bewohnen die nördl.
Meere und werden besonders an den Faröern ge-
jagt. Die Döglinge (H^pLi'ooäon) siud große
D., die bis zu 6 m laug werden und die Zähne des
dünnen, schnabelartigen Mauls ganz verlieren,
während im Gegenteile die noch größern, die Nord-
see bewohnenden Schwertwale (Oi-ca) einen so
furchtbar bewaffneten Rachen haben, daß sie den
Kampf mit Haifischen und selbst Finn- und Wal-
siscken mit Erfolg aufnehmen. Eine eigentümliche
Gruppe bilden die Schnabeldelphine der großen
Flüsse, von denen eine Gattung (?l3>wiii8tH) den
Ganges, eine andere (Inia) den Amazonenstrom
und Orinoco bewohnen. Griech. und röm. Schrift-
steller erwähnen oft der D., die in fabelhafter Ge-
stalt abgebildet wurden, während man ihre Natur-
geschickte mit Märchen ausstattete.
Delphinien, ein dem Frühlingsgott Avollon
(s. d.) Delphinios zu Athen am 6. Munichion (Ende
April) gefeiertes Fest, bei welchem er als Eröffner
der während des Winters unterbrochenen Schiffahrt
erscheint. Alle seine Heiligtümer lagen daher am
Gestade des Meers. - Vgl. Preller, ^poli0 DsiM-
uiu8 (in den "Berichten der Sächsischen Gesell-
schaft der Wissenschaften", 1854).
Delphinin, (?2 2 ll^ NO^, Alkaloid in dem
Samen von Oslpkinium8tNpdi83,^iia,^v. Neben ihm
findet sich noch Staphis agrin, (^22^32^^)5, nebst
zwei weniger genau untersuchten weitern Alkaloiden,
dem Delphinoidin und Delphi sin.
Delphinios, s. Apollon (Bd. 1, S. 742a).
vbipkiniuln ^c""?'n., Rittersporn, Pffanzen-
gattung aus der Familie der Ranunkulaceen (s. d.).
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