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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Delta (Territorio) - Deluc
spiegel herausragen, das Land auf Kosten des
Meers oder des Sees vergrößern. Der Name D.
wurde zuerst von den alten Griechen für den Unter-
lauf des Nils gebraucht, dessen Hauptverzweigungen
mit der Küstenlinie eine dem griech. Buchstaben ^
ähnliche Figur umschlossen; später wurde der Name
auf alle ähnlichen Bildungen ausgedehnt. Die
Gabelung ist Nebensache und fehlt manchen D. bil-
denden Strömen, z. V. dem Ebro. Mündet der
Strom in eine tief eingefchnittene See- oder Meeres-
bucht und füllt er diefe allmählich aus, fo spricht
man von einem Ausfüllung s d elta, trägt er aber
seine Ablagerungen in das stehende Wasser weiter
hinaus, so nennt man das D. ein vorgeschobenes.
Beispiele der ersten Art bieten Nil, Dnjestr, Memel,
der letztern Ebro, Lena, Mississippi. Mit der Zeit
verwandelt sich jedes Ausfüllungsdelta in ein vor-
geschobenes, so beim Po. Das Wachsen der D. ist
verschieden, am größten beim Terek, der jährlich
durchschnittlich 495 m in das Kaspische Meer vor-
rückt. Hafenorte werden durch das stete Wachsen der
D. oft zu Vinnenorten. Die uralte Stadt Adria lag
einst dicht an der Küste und ist jetzt 20 1cm von der-
selben entfernt; Ravenna, einst wichtigster Kriegs-
hafen der Römer am Adriatischen Meere, liegt jetzt
8 km landeinwärts; dasselbe Schicksal steht auch
Venedig bevor. Häufig verschmelzen zwei oder mehr
D. ineinander, wie das des Rheins, der Maas
und der Schelde, des Ganges und Brahmaputra
u. a., oder ursprünglich selbständige Flüsse, wie der
Pruth, sinken durch Deltabildung zu Nebenflüssen
herab; Inseln (z. B. Monte-Argentario an der West-
küste Italiens) werden infolge der Deltadildung
landfest, langgestreckte Seen werden geteilt, wie z. V.
der Comersee durch die Adda, und schließlich sogar
ausgefüllt. Die Größe der D. ist verschieden, fol-
gende Übersicht giebt einige Beispiele:
Fluß
Flächeninhalt
des Delta
Ganges und Brahma-
putra
Länge
des Delta
Hlim
km
354
320
170,6
74,2
148,4
51,9
448
Breite
des Delta
kiu
321,8
300
14,2
326,5
46,3
82 594
Mississippi......> 31 859
Nil..........l 22 194
Donau........ 2 588
Rhone........ 750
Niger........
Memel.......
Wolga.......
Die Deltabildung wird begünstigt durch geringe
Meerestiefe, schwache Thätigkeit von Ebbe und Flut,
Mangel an Küstenströmungen oder geringe Kraft
derselben, endlich durch negative Niveauverschiebung
(s. Hebungen und Senkungen). Die hemmende Wir-
kung der positiven Niveauverschiebung kann durch
reichliche Sedimentführung des Flusses aufgewogen
und überwunden werden. Deltafördernd und er-
haltend wirkt in hohem Grade die Ansiedelung einer
Vegetationsdecke auf dem Schwemmlande, sowie die
künstliche Flußeindämmung, die in erhöhtem Grade
Sedimente ins Meer oder in den Mündungssee ge-
langen läßt. Im Gegensatz zu den der Schiffahrt un-
günstigen Deltamündungen stehen die offenen Mün-
dungen. In der Verteilung dieser beiden Arten ist
keine Regel zu bemerken; es finden sich an derselben
Küste sowohl Deltamündungen als offene. - Vgl.
Credner,DieD.^E^gänZungsheftNr.56zuPeter-
manns "Geographischen Mitteilungen", Gotha
1878); von Richthofen, Führer für Forschungs-
reisende, S. 180 fg. (Berl. 1886).
Delta, Tcrritorio der Vereinigten Staaten von
Venezuela, umfaßt das Delta des Orinoco, hat
65647 hkm und (1891) 7222 E., hauptsächlich
Guarauno-Indianer. Auf Venezuelanischen Karten
erstreckt sich D. bis zum Essequibo-Unterlauf, doch
ist das Küstenland am Guaima samt der Isla
Barima in cngl. Besitz.
Deltametall, eine aus 56 Teilen Kupfer, 40 Tei-
len Zink, 1 Teil Eifen und 1 Teil Blei bestehende
Legierung. Gewöhnlich findet man außerdem noch
darin 1 Teil Mangan und Spuren von Nickel und
Phosphor. Das D. hat eine goldähnliche Farbe,
rostet nicht und besitzt eine große Bruchfestigkeit.
Man verwendet es zu Sckisfsbeschlägen, Schiffs-
schrauben, zu Maschinenteilen und Werkzeugen.
Deltamuskel (I)6itoiäön8 mu8cu1u8), dreieckig
geformter Muskel, welcher beim Menschen mit brei-
ter Basis am obern Rande der Achsel entspringt
und sich, nach unten spitz zulaufend, an der Mitte
des Oberarmknochens ansetzt. Durch seine Zusam-
menziehung hebt er den Arm horizontal in die Höhe.
Deltapurpurm, Handelsname für einige zu
denVenzidinfarbstoffen gehörige Azofarben (Natron-
salze von Tolidindisazo - ß - naphthylaminsulfo-
säuren), die besonders zum Rotfärben von Baum-
wolle Anwendung finden. Produkte.
Delta-(3-) Verbindungen, s. Substitutions-
Deltmd, ein Trapezoid oder Viereck, bestehend,
wie die Figur zeigt, aus zwei ^
gleichschenkligen Dreiecken (ade
und a. d ä) von gleicher Basis,
aber ungleicher Höhe. In jedem
D. durchschneiden sich die Diago-
nalen (ad und cä) in rechtem
Winkel. Das D. findet sich als
Begrcnzungsftäche beim Deltoid-
dodekaeder (s. Dodekaeder).
Deltolddodekaeder, s. Dodekaeder.
Deltour (spr. -tuhr), Nicolas Felix, franz.
Schriftsteller, geb. 8. Sept. 1822 zu Paris, befuchte
das Gymnasium I^ou^-w-Hi-auä, dann die Normal-
schule, war Lehrer an verschiedenen Lyceen in Paris,
wurde 1871 zum Akademieinspektor ernannt, war
dann unter Wallon Kabinettschef im Ministerium
des öffentlichen Unterrichts (1875-78) und erhielt
bierauf den Posten als Generalinspektor des niedern
Unterrichtswesens. D. veröffentlichte "1^68 snuemig
ä6 IlHcinE au XVII° 8iö(>i6" (1859; 4. Aufl. 1884).
Deluc (spr. -lück), Jean Andrs, Geolog und
Meteorolog, geb. 8. Febr. 1727 zu Genf, wurde 1768
nach Paris entsendet und 1770 zum Mitglied des
Großen Rats ernannt. Bald darauf verließ er Genf
und ging nach London, wo er 1773 Vorleser der
Königin von England wurde. 1798 wurde er zum
Professor der Philosophie in Göttingen ernannt,
kam aber nicht dorthin, sondern lebte bis 1806 in
Berlin, Hannover und Vraunschweig, worauf er nach
England zurückkehrte. Er starb zuWindsor 8. Nov.
1817. Bedeutende Verdienste erwarb er sich durch
die Verbesserung des Barometers und durch seine
Untersuchungen über das Thermometer. Er schrieb:
"I^6c^6I'^d68 8U1'i68M0äiticHti0Ii8ä6i'HtlN08pii6I'6"
(2 Bde., Genf 1772 u. ö.; deutsch von Gehler, Lpz.
1776), wodurch er seinen Ruf Zuerst begründete'
"I^6ttr68 pliv8iciu68 6t IN0I-U.168 8ur 1'1ii8t0il6 ä6 1a
t6i'i-6 6t ä61'd0nim6" (6 Bde., Haag 1779-80), zum
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