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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Demjansk - Demmin
wurden die Arzte und Künstler gerechnet. In einigen
peloponnes. Staaten sowie in Thessalien hießen D.
die Mitglieder der höchsten Regierungsbehörde.
Demjansk. 1) Kreis im südwestl. Teil des russ.
Gouvernements Nowgorod, ist hügelig, hat 4932,7
hkm, 67 359 E., Ackerbau, wenig Industrie. -
2) Kreisstadt im Kreis D., 187 km südöstlich von
Nowgorod, an dem zur Polomet gehenden Iadlon,
bat (1888) 1345 E., Post, Telegraph, 2 Kirchen und
Ackerbau. Es wurde erst 1824 zur Stadt erhoben.
Demme, Herm. Christian Gottfr., Liederdichter
und Romanschriftsteller, geb. 7. Sept. 1760 zu Mühl-
hausen in Thüringen, wurde Subkonrektor am Gym-
nasium seiner Vaterstadt und folgte 1801 einem
Rufe als Generalsuperintendent und Konsistorialrat
nach Altenburg, wo er 26. Dez. 1822 starb. Unter
dem Namen Karl Stille veröffentlichte er "Pächter
Martin und sein Vater" (2 Bde., Lpz. 1792-93;
3. Aufl., 3 Bde., ebd. 1802), worin Wieland einen
echt sokratischen Geist erkannte, und "Erzählungen"
(2 Bde., Riga 1792-93; 2. Aufl. 1797). Unter seinen
übrigen Schriften, die sich durch edle Sprache und
echte, warme Frömmigkeit auszeichnen, sind außer
einigen Predigtsammlungen hervorzuheben: "Sechs
Jahre aus Karl Vurgfelds Leben" (Lpz. 1793),
"Abendstunden im Familienkreise gebildeter und
guter Menschen" (2 Bde., Gotha 1804-5) und "Ge-
bete" (ebd. 1818).-Sein Sohn, Wilhelm Ludwig
D., geb. 20. März 1801 zu Mühlhausen, studierte
1820-23 zu Jena und Leipzig die Rechte, ward 1826
Advokat zu Altenburg und machte sich besonders durch
die Fortsetzung der Hitzigschen "Annalen für deutfche
und ausländische Kriminalrechtspflege" (von 1837
bis 1845) und durch das "Buch der Verbrechen"
(4 Bde., Lpz. 1851; Neue Folge, 4 Bde., 1852-53)
bekannt. Seit 1837 in eine langwierige Untersuchung
verwickelt, nahm er 1849 seinen Wohnsitz zu Jena
und 1850 zu Würzburg, wo er 26. März 1878 starb.
Demme, Rudolf, Mediziner, geb. 12. Juni
1836 in Bern, studierte in Bern, Wien, Paris und
London, wurde 1862 Docent der Kinderheilkunde
und 1877 Professor in Bern. Er starb 16. Juni
1892. Von seinen zahlreichen Arbeiten seien ange-
führt: "Anästhetika", "Erkrankungen der Schild-
drüse" (im "Handbuch der Kinderkrankheiten", hg. von
Gerhardt; 6 Bde., Tüb. 1877-87), "über Myocar-
ditis und perniciösen Icterus" (in der "Schweizer.
Zeitschrift für Heilkunde"), "Mediz. Bericht über
die Thätigkeit des Iennerfchen Kinderspitals" (Bern
1862-91), "Über den Einfluß des Alkohols auf den
Organismus des Kindes" (Stuttg. 1891) u. s. w.
Demmin. 1) Kreis im preuft. Neg.-Vez. Stettin,
hat 983,72 yicm, (1890) 46288 (22866münnl., 23422
weibl.) E., 3 Städte, 84Landgemeinden und 99 Guts-
bezirke. - 2) D., ursprünglich Dymin (vom slaw.
ä^m, d.h. Rauch, also Rauch- oder Wohnstätte),
Kreisstadt im Kreis D., 45 km südlich von Stral-
sund, in dem von niedrigen Höhen umgebenen Thal
der Peene, welche nahe oberhalb die Tollcnfe und
unterhalb die Trebel aufnimmt und bis hierher für
kleine Seeschiffe fahrbar ist, an der Linie Verlin-
Stralsund der Preuß. Staatsbahnen, mit Dampfer-
verbindung nach Antlam, Stettin und Malchin,
ist altertümlich gebaut und hat (1890) 10852 (5477
männl., 5375 weibl.) E., darunter 322 Katholiken
und 60 Israeliten, in Garnison (686 Mann) das
9. Ulanenregiment, Post erster Klasse, Telegraph,
Landratsamt, Amtsgericht (Landgericht Greifs-
wald), Steueramt, Superintendentur; Vartholo-
mäuskirche (14. Jahrh.), 1856 renoviert, mit schönem
Altarbild (Grablegung Christi, Kopie nach Raffael)
von Lengerich, altes Stadt (Kuh-)thor; königl. Gym-
nasium (1857 gegründet, Direktor Schneider, ^Leh-
rer, 8 Klassen mit 177 Schülern, 1 Vorklasse mit
27 Schülern), höhere Mäd-
chen-, landwirtschaftliche Win-
terfckule, zwei Rettungs- und
Waisenhäuser, Kranken- und
Siechenhaus, Hospital St.
Spiritus, Wasserheilanstalt;
2 freiwillige Feuerwehren,
Gasbeleuchtung, Scklacht-
haus; Kreisbank sürAckerbau
und Gewerbe, Vorschuhverein
und städtische Sparkasse. Durch Vicekonsuln sind
vertreten Dänemark, Niederlande und Portugal. Die
Industrie erstreckt sich auf Wollspinnerei, Eisen-
gießerei und Maschinenfabriken (3), Zucker-, Tuch-
und Lederfabrikation, Dampfmolkerei, Spiritus-
brennerei, Dampfschneidemühlen; besonders ledhaft
sind Fischerei, Schiffahrt, Handel mit Getreide und
Holz, 2 Jahr- und 4 Viehmärkte.
D. ist eine der ältesten slaw. Ansiedelungen in
Pommern und war früh der Mittelpunkt einer
Kastellanei. Die alte Burg (oder das Haus) D. ist
jedenfalls der älteste Teil, die heutige Stadt der
dazugehörige Vurgflecken; schon vor Karls d. Gr.
Zeiten geschieht ihrer Erwähnung, und 800 war
sie bekannt als ein wichtiger Handelsplatz. 1148
wurde sie von einem deutschen Kreuzhcer belagert.
Heinrich der Löwe erstürmte und verheerte sie 1164,
nachdem er den slaw. Fürsten Pribislaw besiegt
hatte. Nach ihrer Wiederherstellung wurde sie von
dem König Waldemar II. von Dänemavi erobert,
der sich in ihrem Besitze bis zu seiner Niederlage
bei Vornhövede 1227 behauptete. Um diese Zeit
hielten die Herzöge Kasimir und Wratislaw hier
Hof und nannten sich Ouc68 viniin6U868. 1236
wird zuletzt ein wend. Kastellan (Nizul) urkundlich
genannt, seit 1245 werden deutscke Vögte erwähnt.
Schon 1238 erscheint D. als Mitglied der Hansa.
1339 schloß die Stadt mit Stralsund, Greifswald
und Anllam ein Landfriedensbündnis gegen den
Adel. 1407 zum Teil, 1495 ganz niedergebrannt,
erscheint sie bereits 1523 wieder als zehnte pom-
mersche Stadt. Im Dreißigjährigen Kriege stritten
sich die Schweden und Kaiserlichen seit 1627 bis
1639 vielfach um ihren Besitz, und noch nachdem
sie mit Vorpommern an Schweden gekommen,
wurde sie wiederholt vom Großen Kurfürsten,
11. Nov. 1659 und 20. Okt. 1676, erobert. Im
Stockholmer Frieden von 1720 kam sie an Preußen.
Ihre feste Burg war längst abgetragen, und nach
der Kapitulation der Schweden 1759 wurden auch
die übrigen Festungswerke geschleift. Am 16. April
1807 wurde D. von den Franzosen besetzt. - Vgl.
Stolle, Beschreibung und Geschichte der Stadt D.
(Grcifsw. 1772); Kratz, Die Städte der Provinz
Pommern (Berl. 1865).
Demmin, Aug., Kunstfchriftstcller, geb. 1. April
1817 zu Vcrlin, begab sich in seinem 17. Jahre nach
Paris, wo er die Universitätsstudien beendigte und
bis 1872 ansässig war; er lebt seitdem in Wies-
baden. D. unternahm weite Reisen in Europa und
Asien behufs Kunststudien und Ausgrabungen und
hat sich besondere Verdienste um die Geschichte der
Keramik und Waffenkunst erworben. Für Charles
Blancs "Hi8toir6 ä68 p6iutr68 äs tout68 les