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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Denār; Denāro; Denaturalisieren; Denaturieren; Denbigh

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Denar - Denbigh

Denār (Denarĭus), in der röm. Republik eine anfangs nur in Silber ausgeprägte Münze, die zuerst im J. 269 v. Chr. im Werte von 10 Assen (4,55 g) ausgeprägt wurde. Als durch die Lex Papiria das As verringert wurde, erhielt sie den Wert von 16 Assen, und erst Augustus stellte den alten Wert von 10 Assen wieder her. Die Wertbezeichnung wurde auf der Vorderseite neben dem Kopfe der Roma, Bellona oder Pallas durch Ⅹ oder ⅩⅥ angedeutet. Als Silbermünze bestand der D. bis zur Zeit Konstantins d. Gr. Als Teile des D. wurde ausgeprägt der Quinarius (½) und der Sestertius (¼). Golddenare, im Werte von 10 Silberdenaren, wurden seit 207 v. Chr. eingeführt, sie wogen anfangs 8,18 g, sanken aber allmählich bis auf 6,55 g. Sie erhielten sich bis in das späte Mittelalter. Von den Römern ging der D., wenigstens dem Namen nach, in andere Länder über. In Frankreich und Deutschland findet er sich unter den Karolingern und bildete damals den 12. Teil eines Solidus. (S. Denier und Denaro.) Den röm. Golddenar nahmen von den Byzantinern die Araber an und nannten ihn Dinar (s. d.). Von den Arabern ging der Dinar zu den meisten Völkern des Morgenlandes über. – D. ist ferner der Name eines Gewichts. Im alten Rom war der D. nach dem Gesetze des Papirius (89 v. Chr.) der 84. Teil, seit Nero der 96. Teil des röm. Pfundes.

Denāro oder Danaro, auch Danaio (entsprechend dem franz. Denier, s. d.), in den frühern nord- und mittelital. Staaten die kleinste Geldrechnungsstufe (in Toscana auch Picciolo oder Piccolo, d. h. klein, genannt), 1/12 des Soldo oder 1/240 der Lira (s. d.) und nach den Ländern ebenso verschieden wie diese; auch in Kupfer ausgeprägt, überhaupt bezeichnete D. 1/240 der Geldeinheit, und daher war in Toscana D. auch der Name von 1/240 der bis auf die neueste Zeit im Livorneser Seidenhandel üblich gewesenen Goldpezza (Pezza di oro), sowie der Silberpezza (Pezza di argento), dann des Courantthalers (Scudo, Scudo corrente) oder Ducato, sowie des Goldthalers (Scudo di oro); diese besondern Denaro-Arten waren demnach von dem gewöhnlichen oder dem D. der Lira (D. di lira) wohl zu unterscheiden. – Bis zur Einführung des franz. metrischen Systems (Juli 1861) war D. auch der Name des kleinsten Längenmaßes in Toscana von 1/240 des Braccio oder der Elle, also 2,432 mm.

Im Lombardisch-Venetianischen Königreich seit 1803 und während der franz. und österr. Herrschaft war D. der Name des Gramms, das aber, wie das zu jener Zeit eingeführte franz. metrische System überhaupt, nur bei den Behörden in Anwendung kam; unter der österr. Herrschaft galt als Zollgewicht das deutsche. – Ferner war D. in Ober- und Mittelitalien ein Silberprobiergewicht, 1/12 des Marco (und in 24 Grana geteilt), also = 83⅓ Tausendteilen. – D. heißt auch eine bei der Numerierung (Feinheitsbestimmung, Titrierung, Titre, Probe, il titolo oder probino) des Seidengarns in Piemont (Turin) und der Lombardei (Mailand) übliche Gewichtsgröße. Nach der Vorschrift der Handelskammer zu Turin vom 27. Dez. 1853 hat das Gebinde (Strähn) eine Länge von 450 m. Die Numerierung giebt das Gewicht eines solchen Gebindes in halben Decigramm, also in Zwanzigstel-Gramm an, welche letztern im Verkehr mißbräuchlich noch Denari genannt werden (wie die vormalige Gewichtseinheit für die Numerierung). Vor dem J. 1854 war bei der Seidenumerierung der Haspelumfang (Faden) eine alte Pariser Aune = 1,188446 m = 526⅚ Pariser Linien, und die Nummer gab das Gewicht von 400 Faden (also rund 476 m) in alten Denari an, welche Denari den Grana des vormaligen sardin. Gold- und Silbergewichts gleich waren (1 Seidengarn-Denaro = 1/24 D. Handelsgewicht), sodaß 1 Seidengarn-Denaro = 0,0533529 g war. In Mailand war die Feinheitsbestimmung dem Namen nach bis auf die neueste Zeit ganz wie vor 1854 in Piemont (Turin). Die Mailänder Denari sind aber ein wenig leichter als die alten Turiner Denari. In Krefeld nimmt man 70 Mailänder Denari = 67 Turiner Denari an. In Mailand ist nämlich der D. dem Grano des alten Mailänder Gold- und Silbergewichts von 0,050998 g gleich. Dieses alte Mailänder System heißt auch Wiener Titre, weil im Verkehr Mailands mit Wien gebräuchlich. Wegen der entsprechenden franz. Numerierung nach Deniers s. Denier.

Denaturalisieren (frz.), einen aus dem bisherigen Unterthanenverband entlassen.

Denaturieren (frz.), an steuerpflichtigen Waren eine derartige Veränderung vornehmen, daß dieselben für gewisse Zwecke unbrauchbar und infolge davon ganz oder teilweise steuerfrei werden. Am wichtigsten ist die Denaturierung bei Salz und Spiritus, da diese Verbrauchsgegenstände nur sofern sie für die menschliche Konsumtion bestimmt sind, einer Besteuerung unterliegen, während sie bei der Verwendung für landwirtschaftliche und gewisse gewerbliche Zwecke steuerfrei bleiben oder eine Steuervergütung erhalten. Im Deutschen Reich wird Viehsalz durch Beimischung von Rötel und Wermutpulver, Gewerbesalz durch Mischung mit Glaubersalz oder mit Kiserit und Holzasche, Spiritus mit einem Gemisch bestehend aus zwei Teilen Holzgeist und einem Teil Pyridinbasen denaturiert (Brennspiritus); zur Bekämpfung des üblen Geruchs dieses Denaturierungsmittels ist ein Zusatz kleiner Mengen von Rosmarinöl oder Lavendelöl gestattet. Für besondere gewerbliche Zwecke kann die Denaturierung von Spiritus auch nur mit Pyridinbasen oder mit Essig (zur Essigbereitung) oder mit Terpentinöl (Lacke und Polituren) oder mit Tieröl (Anilinfarben) erfolgen. Die Auswahl eines allen Anforderungen genügenden Denaturierungsmittels für Branntwein ist ungemein schwierig, da dasselbe einmal den Genuß des denaturierten Branntweins verleiden, also widerwärtig schmecken muß, ohne gesundheitsschädlich zu sein, dann aber auch durch einfache Mittel nicht wieder ausscheidbar oder von dem Branntwein trennbar sein darf, um eine Wiedergewinnung genießbaren Branntweins (Renaturierung) unmöglich zu machen.

Denbigh (spr. dennbĭ). 1) Engl. Grafschaft in Nordwales, grenzt im N. an die Irische See, im W. an Carnarvon, im S. an Merioneth und Montgomery. im O. an Shrop und Chester, im NO. an Flint, hat 1720,01 qkm und (1891) 117950 E., d. i. 68 auf 1 qkm. Der größte Teil wird von kahlen Hügeln und Bergen eingenommen. Doch sind die Formen sanfter als im übrigen Nordwales und lassen geräumigen Thalgründen Raum. Das schönste und bedeutendste dieser Thaler ist das des Clwyd, der zum Elwy geht. Die übrigen Flüsse sind Conway im W. und Dee im S. mit Lachsfischerei. Das Klima ist gesund, mild, aber regenreich. Etwa ein Viertel des Landes ist fruchtbarer Ackerboden, über die Hälfte Gras- und Weideland mit Schaf- und Rinderzucht. Ein reiches Kohlenfeld liegt im O.,