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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dendritis - Dendrologie

figsten finden sie sich auf den Schichtungsflächen der plattigen Kalksteine, z. B. von Solnhofen. Auch im Diamant hat man kleine D. beobachtet, die von manchen für organische Einschlüsse gehalten worden sind.

Dendrītis (grch., d. h. Baumnymphe), Name, unter dem in Rhodos die Helena verehrt wurde. Sie kam, wie erzählt wurde, nach dem Tode des Menelaos aus Sparta vertrieben, dahin und suchte den Schutz der Polyxo, der Witwe des Tlepolemos. Diese aber rächte den frühen Tod ihres Gemahls (er fiel vor Troja) an der Urheberin des Trojanischen Krieges, indem ihre Dienerinnen, als Erinyen verkleidet, die Schutzflehende im Bad erdrosselten und an einem Baum aufhängten.

Dendrobătae, Baumagamen, Familie der Eidechsen, s. Agamen.

Dendrobĭum Sw., Pflanzengattung aus der Familie der Orchideen (s. d.). Man kennt gegen 200 Arten, die größtenteils in den Tropengegenden Asiens einheimisch sind. Es sind epiphytisch lebende Pflanzen mit meist knolligen Stämmen und mehr oder weniger fleischigen Blättern. Die Blüten stehen einzeln oder in traubenförmigen Blütenständen, sie sind sehr ansehnlich und lebhaft gelb, weiß oder rötlichweiß gefärbt. Viele Arten von D. werden ihrer schönen Blüten halber in Gewächshäusern kultiviert, so z. B. D. fimbriatum Lindl. aus Java, D. nobile Lindl. aus China, D. densiflorum Wall. aus Nepal, D. Farmeri Paxt. aus Ostindien, D. Brymerianum Rchb. fil. aus Birma.

Dendrochelīdon, s. Baumschwälbchen.

Dendrocitta., s. Baumelster.

Dendrocoela, s. Strudelwürmer.

Dendrocolaptīnae, Familie südamerik. Singvögel, s. Baumhacker.

Dendrocŏpus, s. Schwarzspecht.

Dendrocýgna, s. Baumenten.

Dendrolăgus, s. Baumkänguru.

Dendrolīthen, fossile, von Kieselsäure imprägnierte oder in solche verwandelte Baumstämme, s. Kieselfossilien.

Dendrologie (grch.), auch Baumkunde oder Gehölzkunde, derjenige Teil der systematischen Botanik, welcher sich ausschließlich mit der Naturgeschichte der Holzgewächse (der Bäume, Sträucher und Halbsträucher), besonders mit deren Beschreibung und genauer Unterscheidung beschäftigt. Die D. beschränkt sich in der Regel auf geographisch mehr oder weniger scharf abgegrenzte Gebiete, ähnlich wie die Floren der einzelnen Länder. Während letztere meist nur die von Natur in dem Gebiet heimischen Pflanzen behandeln, zieht die D. auch fremde, das örtliche Klima vertragende Gehölze mit in den Bereich ihrer Betrachtungen. Zahlreiche neue Arten und Varietäten werden ihr deshalb fast jährlich zugeführt. Da die Gehölze meist erst in späterm Alter blühen und Frucht tragen, Bäume oft erst nach mehrern Jahrzehnten, da sie vielfach abändern und Kreuzungen (Bastardformen) bilden, so sind die Aufgaben der D. schwerer zu lösen als die der gewöhnlichen Floren. Jahrelange Beobachtungen, wiederholte Nachzuchten durch Aussaat sind oft notwendig, um über die Artrechte gewisser Formen Klarheit zu schaffen. Schon in sehr alter Zeit pflegte man die Baumzucht zu Zwecken der Landschaftsgärtnerei. Ein Zweig der D. ist die Forstbotanik. Die Anzahl der von der D. zu behandelnden Arten und Spielarten ist in neuerer Zeit bedeutend gewachsen. Während Duhamel 1755 erst 250 Gehölze aufzählt, Wildenow 1811 deren 770, beschreibt Koch 1873 schon 1400 Arten, ja unter Hinzurechnung aller Spielarten kann man jetzt in der Gärtnerei über 3000 verschiedene Gehölze zählen. Gewöhnliche Baumschulen vermochten das gesteigerte Bedürfnis nicht mehr zu befriedigen, und es entstanden ausgedehnte Gärtnereien, die sich fast ausschließlich mit Gehölzzucht beschäftigen. In Deutschland entstanden die ersten bedeutenden dendrologischen Gärten in Kleinflottbeck bei Hamburg (von J. Booth & Comp.) und in dem berühmten Park zu Muskau in der Niederlausitz. Auch Holland und Belgien pflegen diesen Zweig der Gärtnerei in besonders ausgedehnter Weise. Erst der neuern Zeit blieb es aber vorbehalten, die D. zu einer Wissenschaft zu gestalten. Die ersten dendrologischen Werke, z. B. «Traité des arbres et arbustes qui se cultivent en France en pleine terre» von Duhamel (2 Bde., Par. 1755), neu bearbeitet von E. Michel (7 Bde., 1800‒19), «Dendrologia» von Knoop (Leeuwarden 1763; Amsterd. 1790), «Die Harbkesche wilde Baumzucht» von Düroi (2 Bde., Braunschw. 1771‒72), mit Vermehrungen und Veränderungen von Pott (3 Bde., 1791‒1800), «Verzeichnis ausländischer Bäume des Lustschlosses Weißenstein» von Mönch (Frankf. und Lpz. 1785), «Die Beschreibung und Abbildung der Bäume und Gesträuche, welche in Württemberg wild wachsen» von Kerner (9 Hfte., Stuttg. 1783‒92), «Die Darstellung ausländischer Bäume und Gewächse» von demselben (4 Hfte., Lpz. 1796), «Berlinische Baumzucht» von Wildenow (Berl. 1796; 2. Aufl. u. d. T. «Wilde Baumzucht», 1811), «Österreichs allgemeine Baumzucht» von F. Schmidt (4 Bde., Wien 1792‒1822), «Dendrologische Flora der Umgegend und der Gärten Berlins» von Hayne (Berl. 1822), «Arboretum et Fruticetum britannicum» von Loudon (8 Bde., Lond. 1838) u. s. w. bieten zum Teil nur noch histor. Interesse. Ebenso die forstbotan. Arbeitenvon Burgsdorf, Borkhausen, Bechstein u. a.; auch das sehr interessante Buch von Wangenheims: «Beytrag zur deutschen holzgerechten Forstwissenschaft, die Anpflanzung nordamerik. Holzarten mit Anwendung auf deutsche Forste betreffend» (Gött. 1787), ist in der Hauptsache nur von histor. Wert. Neue Bahnen eröffneten in dieser Wissenschaft Hartig durch seine «Vollständige Naturgeschichte der forstlichen Kulturpflanzen Deutschlands» (1. Abteil, des «Lehrbuchs der Pflanzenkunde», Berl. 1840‒51) und Karl Koch (s. d.), namentlich durch seine «Dendrologie» (2 Tle. in 3 Bdn., Erlangen 1869‒73), in welcher er Bäume, Sträucher und Halbsträucher, welche in Mittel- und Nordeuropa im Freien kultiviert werden, kritisch beleuchtet, ferner durch seine in Berlin gehaltenen «Vorlesungen über D.» (Stuttg. 1875). Die besten neuen Schriften sind: Dippel, «Handbuch der Laubholzkunde» (2 Bde., Berl. 1889‒91); Jäger und Beißner, «Die Ziergehölze der Gärten und Parkanlagen» (3. Aufl., Weim. 1889); Hartwig, «Illustriertes Gehölzbuch» (2. Aufl., Berl. 1892); Beißner, «Handbuch der Nadelholzkunde» (Berl.1891); Köhne, «Deutsche D.» (Stuttg. 1893). Für die Forstbotanik verdienen vorzugsweise Beachtung neben den oben angeführten Werken von Hartig und Koch: Willkomm, «Forstliche Flora von Deutschland und Österreich» (2. Aufl., Lpz. 1887); Nördlinger, «Deutsche Forstbotanik» (2 Bde., Stuttg. 1874‒75); J. Booth, «Die Naturalisation ausländischer Waldbäume in Deutschland» (Berl. 1882); H. Mayr, «Die Waldungen von Nordamerika»