Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

939

Denkmal - Dennery

Bayr. Staatsbahnen, hat (1890) 891 E., kath. Kirche; Landwirtschaft, Viehzucht, Dampfsäge und Käsefabrikation. Südlich der große Heiligegeistwald.

Denkmal, s. Monument und Statue.

Denkmünze, s. Medaille.

Denksäule, s. Monument.

Denkschrift, eine amtliche Darlegung über wichtige öffentliche oder private Angelegenheiten; auch die wissenschaftlichen Abhandlungen gelehrter Körperschaften werden D. genannt.

Denkspruch, soviel wie Sinnspruch, s. Apophthegma.

Denkübungen, als besonderer Unterrichtszweig, wurden zu Ende des 18. Jahrh. zuerst durch von Rochow in den Elementarunterricht eingeführt in Gestalt von besondern Unterredungen, die den Zweck hatten, die Kinder zum Denken, zu richtiger Begriffs- und Urteilsbildung anzuleiten. Rochow verlangte einerseits, daß in allem Unterrichte der Verstand und das Denken geweckt und entwickelt werde, andererseits richtete er auch Verstandesübungen in besondern Lektionen ein, in denen einzelne Begriffe, wie Ursache, Wirkung, Grund, Wahrheit, Irrtum, Gewißheit, Wahrscheinlichkeit u. s. w. erläutert wurden. Basedow behandelte in diesen Unterredungen den Menschen, seine Seelenkräfte und Seelenzustände und die Denkgesetze. Nach Pestalozzi soll aller und jeder Unterricht Denkübung sein, was er namentlich in Bezug auf Zahl und Form darlegte und durchführte. Seine Nachfolger, Graßmann, Graser, Harnisch, Scholz, Denzel, Diesterweg u. a., stimmten ihm bei; doch hielten manche auch noch unmittelbare, d. h. nicht mit einem besondern Unterrichtsgegenstande zusammenfallende D. für nötig, die sie entweder, wie Graßmann und Graser, als allgemeine Einleitung in die Unterrichtsfächer in die unterste Elementarklasse verlegten oder mit dem Sprachunterrichte verbanden. Gegenwärtig ist bei den Pädagogen allgemein die Ansicht durchgedrungen, daß die D. als besonderes Fach vom Lehrplane der Elementarschule zu streichen seien, indem aller Unterricht eine Übung im Denken sein müsse, daß aber die Gelegenheit, die der Anschauungs- und der Sprachunterricht zu begrifflichen Erläuterungen bieten, wohl zu benutzen sei. – Vgl. die Litteraturangaben bei Niemeyer, Grundsätze der Erziehung und des Unterrichts, hg. von Rein (Langensalza 1878).

Denkverse (lat. versus memoriales), Verse, die zur Erleichterung des Festhaltens von Regeln und Thatsachen im Gedächtnis bestimmt sind; sie werden namentlich in lat. Grammatiken angewendet; bekannt sind besonders die von Zumpt.

Denkwürdigkeiten, s. Memoiren.

Denne-Baron (spr. denn baróng), Pierre Jacques René, franz. Dichter, geb. 6. Sept. 1780 zu Paris, besuchte das Collège de Navarre und vervollständigte durch Selbstudium seine durch die Revolution unterbrochenen Studien. 1806 veröffentlichte er ein episches Gedicht in vier Gesängen: «Héro et Léandre», 1813 eine metrische Übersetzung der «Elegien» des Properz, 1822 «Fragments de Virgile, Lucain et Claudien», 1823 «La Nymphe Pyrène aux Français», eine Ode nebst andern Gedichten, 1825 eine Idyllensammlung «Les fleurs poétiques». D. hat auch Properz, Anakreon u. s. w. in Prosa übersetzt; er war Mitarbeiter der Nisardschen Sammlung der lat. Klassiker und des «Dictionnaire de la conversation». D. starb 5. Juni 1854 zu Paris. Er war einer der letzten Vertreter des klassisch-akademischen Geschmacks; doch sind seine Dichtungen nicht ohne Originalität. – Vgl. Sainte-Beuve, Causeries du lundi, Bd. 10.

Denner, Balthasar, Bildnismaler, geb. 15. Nov. 1685 zu Hamburg, gest. 14. April 1749 in Rostock, übte sich in der Malerei anfangs in Danzig und Altona bei mittelmäßigen Lehrern, dann seit 1707 an der Berliner Akademie. D., der bereits mit 14 Jahren treffliche Porträte gemalt hatte, erlangte als Porträtmaler einen außerordentlichen Ruf, besonders durch das große Gruppenbild der herzogl. Familie (21 Personen) auf Schloß Gottorp (1709). Er führte seine Bildnisse mit großer technischer Vollendung bis auf die feinsten Poren, Äderchen und Furchen des Gesichts durch; es fehlt ihnen aber meist Tiefe der Stimmung und der geistige Gehalt. Seine besten Bilder: Ein alter Mann und eine alte Frau, die er für Kaiser Karl Ⅵ. gemalt, befinden sich in der kaiserl. Galerie zu Wien; die Sammlung zu Schwerin besitzt 18 vollendete und 46 unvollendete Bildnisse von ihm, die Hamburger Kunsthalle 11, die Dresdener Galerie 8.

Denner, Joh. Christoph, Instrumentenmacher, geb. 13. Aug. 1655 zu Leipzig, kam früh nach Nürnberg und widmete sich hier der Verfertigung der Holzblasinstrumente. Er erweiterte und verbesserte das Chalumeau (eine Art Schalmei) und kam dadurch um 1700 auf die Erfindung der Klarinette (s. d.), die sich zwar erst seit 1740 in der praktischen Musik einbürgerte, dann aber bald in allen Orchestern eins der wichtigsten Instrumente wurde. D. starb 20. April 1707 zu Nürnberg; die von ihm begründete Instrumentenfabrik nahm unter seinen Söhnen einen noch größern Aufschwung; ihm verdankt man auch die Verbesserung der Oboe (s. d.).

Dennĕry oder d’Ennery, Adolphe Philippe, französischer dramat. Dichter, geb. 17. Juni 1811 zu Paris, war zuerst Schreiber bei einem Notar, versuchte sich schließlich in der Malerei und als Journalist und wandte sich dann der dramat. Dichtung zu mit dem Stück «Émile, ou le fils d’un pair de France» (1831, im Verein mit Ch. Desnoyer). D. entwickelte eine ungemeine Fruchtbarkeit und schrieb teils allein, teils mit andern Dramatikern eine große Zahl von Volksstücken, Lustspielen, Vaudevilles und Dramen. Bedeutende Bühnenerfolge erzielten namentlich: «Le changement d’uniforme» (1836), «Le dernier oncle d’Amérique», «L’amour en commandite»(1840), «Marjolaine» (1844), «Paris voleur», «Colin Tampon» (1845), «Le marché de Londres» (1845), «L’Angelus» (1846), «La duchesse de Marsan» (1847), «Le chemin de traverse» (1848), «Les Mémoires de Richelieu» und «La case de l’oncle Tom» (1853), «Les oiseaux de proie» (1854) u. s. w. Im Verein mit Anicet-Bourgeois schrieb er «Le portefeuille», «Gaspard Hauser», «Jeanne Hachette» (1836‒39), «L’étoile du berger», «Le maréchal Ney», «Les sept péchés de capitaux» (1845‒48) u. s. w.; mit Dumanoir: «Tiburce», «Pierre de Arezzo» (1835‒38), «Don César de Bazan» (1844) u. s. w.; mit Gust. Lemoine: «La grâce de Dieu» (deutsch u. d. T. «Fanchon, das Leiermädchen»), «Les pupilles de la garde»(1841); mit Grangé: «Les bohémiens de Paris» (1842), «Le donjon de Vincennes» (1854); mit Cormon: «La journée d’une jolie femme» (1844), «Gastibelza ou le fou de Tolède» (1847), «Les deux orphelines» (1875), wohl das mit dem größten Erfolg aufgeführte Stück D.s, «Le premier jour de bonheur» (1868); mit Mallian: «Marie Jeanne ou la femme