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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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De Sanctis (Luigi) - Desault
Turin bcgab, und 1856 kam er als Professor der
ital. Litteratur an das Polytechnikum in Zürich.
1860 übertrug ihm Garibaldi die Verwaltung der
Provinz Avellino, hierauf wurde er neapolit. Unter-
ricktsminister. Der ital. Kammer gehörte er als
Mitglied des linken Centrums seit 186 l an. 1871
wurde er Professor an der Universität Neapel,
1877 Honorarprofessor. Dem Ministerium des
öffentlichen Unterrichts im Königreich Italien stand
er dreimal vor, zuerst unter Cavour und Ricasoli,
22. März 1861 bis 3. März 1862, dann unter
Cairoli, 24. März bis 11. Dez. 1878, schließlich ^
vom 25. Nov. 1879 bis Ende 1880. Er starb 29. Dez.
1883 in Neapel. Im öffentlichen Leben übte er die
segensreichste Wirkung durch die Höhe seiner Ge-
danken, durch sittliche Reinheit und warmen Pa-
triotismus. Für die Verwaltung des Ministeriums
besah er weder genügendes praktisches Geschick noch
die nötigen technischen Kenntnisse. Als Schriftsteller
ist D. S. der Begründer der neuern Kritik in Italien.
Er verfasite: "8^331 critici" (Neap. 1868; 4. Anst.
1881), "sa^io critico 8ul?6tl3.rca" (ebd. 1869),
"3t0iia äeiia, letteratuiH itaii^na" (3.Ausg.,2Bde.,
ebd. 1879), "Anovi L^FFi ci-itici" (2. Ausg., ebd.
1879). Nach seinem Tode wurde noch veröffentlicht:
"Ztndio 8u (3iHo. I^koparäi" (Neap. 1885) und das
Bruchstück seiner Erinnerungen "1^3, ^iovine/^g. äi
I^.I). 8."(hg.vonVillari,ebd.1889). Seine "8ci-itti
poütici" gab Ferrarelli (ebd. 1889) heraus. - Vgl.
Pio Ferrieri, 1^. D. 8. 6 II". eritica. i6tt6iÄii^(Mail.
1887); Mandalari, In inoi-w äi^. v. 8. (ebd. 1881).
De Sanctis, Luigi, ital. Theolog, geb. 1808,
war einer der angesehensten Prälaten Roms und
Theolog der heiligen Inquisition, als er 1847, durch
das Studium der Bibel bekehrt, nach Malta floh
und von hier aus, besonders durch das Blatt "II
(^ttolico criLtiano ", Italien zu evangelisieren be-
gann. Seit 1852 wirkte er als Prediger der Wal-
densergemeinde zu Turm; 1854 stand er an der
Spitze der von den Waldensern sich trennenden ra-
dikalern e1ii689. lidera, kehrte aber 1864 infolge der
in der letztcrn zunehmenden darbystischen Strömung
zur Waldenserkirche zurück. Seitdem wirkte er bis
zu seinem 1869 erfolgten Tode als Professor der
leit 1861 in Florenz bestehenden theol. Fakultät
und als Redacteur der Waldensischen Kirchenzeitung
"Uco dsiia. voi-ita".
Desappointieren (frz., spr. -appöäng", eine
Erwartung, Hoffnung täuschen, vereiteln, jemand
in Verlegenheit setzen; Desappointement (spr.
-appoängt'mang), fehlgeschlagene Hoffnung.
Defargues (spr.-ärg'), Ge'rard, sranz. Mathe-
matiker, geb. 1593, gest. 1662, war befreundet mit
Descartes, Pascal und Roberval und schrieb:
"4>ait6 äs 1a P6r8p6otiv6" (1636) und "^raite 8ni'
163 86cti0U3 couiquoä" (1639).
Desarmieren (ftz.), entwaffnen.
Defatlr(arab., "Grundzüge", "Normen", Plural
des persischen äägMi-), theol. Werk aus dem spätern
Mittelalter, soll das Religionsbuch einer parsischen
(^ette, der Sipasian, sein. Die Spracke, in der es
abgefaßt ist, die "mahabadische", ist künstlich zurecht-
gemacht. Der letzte der angeblicben 15 "maba-
dadischen" Propheten, Sasan V., soll die dein Buche
deigegebene neupers. Übersetzung angefertigt haben;
aber zur Zeit Mohammeds und Omars eristierte
diese nock nickt in der in dem Werk gebrauckten
Form. Der D. wird im Dabistan (s. d.) citiert,
wurdL Q^n e^ 1178 w'^cdcr aufgefunden von dein
Parsen Kaus, der ihn von Ispahan nach Bombay
brachte, wo sein Sohn Mullah Firus ihn im Urtert
und pers. Übertragung, mit einer engl. Übersetzung
von Erskine zuerst veröffentlichte ("I)68atii', tke 8ll-
ei'6(1 ^vi'itin^8 ol t1i6 ancient ?6i'8ig.u Pl0p1i6t3, in
tti6 01 iFinHi ton^uk", 2 Bde., Bombay 1818; später
auch in Kalkutta herausgegeben). Erskine und Sil-
vestre de Sacy hielten das Buch für unecht, für dessen
Echtheit Mullah Firus und Joseph von Hammer
eintraten, der das Werk dem sagenhaften pers. Pro-
pheten Mahabad zuschrieb, als dem Urheber der
mahabadischen Religion und Sprache. Später hat
auch David Shea, der Herausgeber des "DadiZtan"
(Lond. 1843), die Echtheit des D. zu retten gesucht.
Desaugiers (spr. desoschleh), Marc Antoine,
franz. Komponist, geb. 1742 zu Frejus, komponierte
mehrere Opern und machte sich besonders bekannt
durch die Kantate (IlisroärainE) "I^g. pli86 äs Ia
Va8ti1i6", die 1790 beim Vundesfest in der Notre-
Dame-Kirche zu Paris aufgeführt wurde. Er starb
10. Sept. 1793 zu Paris.
Desaugiers (spr. desoschleh), Marc Antoine Ma-
delcine, franz. Chansonnier und Vaudevillist, geb.
17. Nov. 1772 zu Fröjus, erhielt seine Bildung auf
dem (^0ii6F6 ^lN2ai'in in Paris, sollte Geistlicher
werden, verließ aber bald wieder das Seminar und
ging mit seiner an einen Pflanzer verheirateten
Schwester nach San Domingo. Er kam hier während
des Negeraufstandes in Gefahr, als Kriegsgefange-
ner von den Schwarzen erfchossen zu werden, wurde
errettet und begleitete einen amerik. Schisfskapitän
nach Baltimore, wo er 2 Jahre als Musiklehrer
lebte. Nach Frankreich 1797 zurückgekehrt, schweifte
er als Kapellmeister und Bühnendichter in der Pro-
vinz umber und blieb seit 1799 in Paris, wo er sür
die Vorstadtbühnen zahlreiche Gelegenheitsstücke,
Vaudevilles, Possen (meist mit andern zusammen)
verfaßte und seit 1805 einen angesehenen Rang als
Vaudevillist behauptete. Berühmt wurde D. aber
durch seine zahlreichen Lieder, deren gewählte Form
nnd reine Sprache, ungezwungene Heiterkeit und
absichtslose Lebensfrcudigkeit ihn zum echten Sänger
dc5 alten harmlosen franz. Frohsinns machen und
ihn in dieser Hinsicht Veranger übertreffen lassen.
Einige seiner leichten Lieder, wie "1^ treiiie äs 1a
LiucLrit^", "I'lliig ü< cinci 1i6ni'63 du matin", haben
bleibenden Wert, andere, wie "1^6 Wdi65ui äu ^'onr
äs 1'an", "1^3. llali6", "1^63 i)1lU8ir3 än äimHQ<?Ii6",
"I^6l'Hlai8'Id0^Hi", sind poet. Kleingemälde, die mit
Heiterkeit und Wahrheit das damalige Pariser
Volksleben schildern. Viele seiner Chansons ver-
faßte D. als Präsident des Caveau (einer 1730 von
Piron, Colle' u. a. in einem Weinkeller gestifteten
und 1808 wieder erneuerten litterar. Gesellschaft).
T. starb 9. Aug. 1827 als Direktor des Vaudeville-
theaters in Paris. Seine "OiiHN80N8 6t p068is8
cUver868" erschienen 1827 in 4 Bänden. - Vgl.
Sainte-Venve, Portraits conteuipor^iiiL (5. Bd.).
Desault (spr.-ßoh), Pierre Ios., franz. Wund-
arzt, geb. 6. Febr. 1744 zu Magny-Vernais in der
ehemaligen Franche-Comte, begab sich 1764 nach
Paris, hörte hier den berühmten Petit und erhielt
bereits 1766 den Lehrstuhl der Anatomie. Sodann
wurde er Professor an der I^eoiö praticink, 1782
erster Chirurg an der Charite und 1788 am Hötel-
j Dien, wo er bis an seinen Tod, 1. Juni 1795, mit
! großem Erfolg wirkte. VeiAusbrucb der Französischen
Revolution galt er als der beste Chirurg Europas.
, 1792 wurde er zum Mitglied des (^ornitE äo 3ante
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