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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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De Sauss. - Descartes
äe8 arin668 ernannt, nichtsdestoweniger 1793 mitten
aus seiner Vorlesung heraus verhastet, aber schon
nach drei Tagen in Freiheit gesetzt. D. war der
Stifter einer neuen chirurg. Schule, in der sich viele
der vorzüglichsten Wundärzte Europas gebildet
haben. Sein Verdienst besteht vorzüglich darin, daß
er Genauigkeit und Methode in das Studium der
Chirurgie brachte, die Behandlung der Knochen-
brüche durch Angabe verbesserter Vcrbandarten
(Defaultscher Clavicularverband) vervoll-
kommnete und zuerst die klinische Behandlung der
Wundarzneikunst in Frankreich einführte. In seinen
Operationen zeichnete er sich durch Kühnheit und
Vereinfachung der Handgriffe aus. D. selbst hat
nur zwei kleine Abhandlungen hinterlassen; seine
Lehre findet sich aber in den von seinen Schülern im
Hotel-Dieu gemachten und im "^ournai äe oki-
i-ur^ie" (1791-95; deutsch u. d. T. "Auserlesene
chirurg. Wahrnehmungen", 12 Bde., Franks. 1791
-1806) mitgeteilten Beobachtungen, sowie in den
von Bichat unter D.s Namen herausgegebenen
l'd^nvi'63 ckirui-ZicIieZ" (1798 u.ö.; deutsch von
Wardenburg u. d. T. "Chirurg. Nachlaß", 4 Bde..
Gott. 1799-1800). - Vgl. Labrune, ^Wä6 3ur Ia
VI6 6t 163 travaux ä6 D. (Vesancon 1868).
^>e H^nss., nach lat. Namen naturhistor. Gegen-
stände Abkürzung für Henri F. de Saussure (s. d.).
Desavouieren (frz., spr. -awu-), in Abrede
stellen, ableugnen, verleugnen, nicht anerkennen, die
Vertretung von etwas ablehnen; Desaveu (spr.
-awoh), Verleugnung, Nichtanerkennung u. i. w.
Desbordes-Valmore (spr. däbörd walmohr),
Marceline, franz. Schriftstellerin, geb. 20. Juni
1786 zu Douai, war erst Schauspielerin, mußte aber
wegen eines Nervenleidens der Bühne entsagen.
1818 gab sie ihre ersten Gedichte heraus: "Ni^ieä
et romanckL", worin man den unbefangenen Aus-
druck ihres Liebens und Leidens bewunderte. Ihre
Idyllen sind fchwach, aber ihre Elegien zeichnen
sich durch Anmut, Zartheit und Innigkeit aus; ihre
Erzählungen und Fabeln haben eine anziehende
Naivetät, ihre Romanzen, von den besten Kompo-
nisten der Zeit, Garat, Paer und befonders Paulinc
Duchambge, in Musik gesetzt, wurden sehr beliebt.
Indessen blicb sie immer in dürftigen Verhältnissen,
bis der Herzog von Montmorency nach seiner
Ernennung zum Akademiker ihr sein Gehalt ab-
trat. 1817 heiratete sie den Schauspieler Francois
Prosper Lanchantin, genannt Valmore. Sie starb
23. Juli 1859. Von ihren Dichtungen sind hervor-
zuheben: "N6A168 6t P063i63 I10UV61168" (1824),
"1^.68 pi6ur8" (1833), "?3>uvr68 Ü6NI-8" (1839) und
"Vouqu6t3 6t 1)1-161-68" (1843). Sie hat auch gefühl-
volle Romane geschrieben: "I^at6ii6r ä'un p6intr6"
(2 Bde., 1833), "Un6 i^Msi-is äs I'amour" (1833),
"1.6 8kl0n ä6I^ä^ L6tt)'" (2 Bde., 1836), "Vioi6tt6"
(2 Bde., 1839; deutsch von A. Winter, Lpz. 1840)
u. s. w. Ferner sind zu erwähnen ihre "0oiit68 6t
3cen63 (16 1a. vi6 ä6 lanii1i6" (2 Bde., 1874). - Vgl.
Samte-Veuve, ^Im6. D.. 8a vi6 6t 83. ^01-1-68^012-
(Ianc6 (Par. 1870).
Descabezado, erloschener Vulkan in der Pro-
vinz Talca der südamerik. Republik Chile, erhebt
sich vor der Cordillcre Zu 3888 in Höhe und bildet
mit der 1847 ohne alle Vorzeichen und Erdbeben
entstandenen Solfatara des Ccrro Azul (3760m)
in 35° 40 ^ südl. Br. einen fast von der Cordillere
isolierten Gebirgsstock, auf welchem die Quellen
des zum Vergsce Mondaca fließenden Rio Maule
! liegen. 22 km im NO. liegt der D. chico, d. h. deZ
, kleine D. (3253 m).
! Descamisados (span., "Ohnehemden", analog
den franz. 33.u8cnl0tt68), extrem-demokratische Klub-
partei, die 1820 in Spanien aufkam.
Descamps (spr. däkang), Jean Baptiste, franz.
Maler, geb. 1711 in Dünkirchen, lebte großenteils
in Nouen als Lehrer an der Zeichenschule und starb
daselbst 1791. Er malte meist Genrebilder des
städtischen wie des ländlichen Lebens. Auch zeichnete
er die während der Anwesenheit Ludwigs XV. zu
! Havre 1749 abgehaltenen Festlichkeiten. Als Kunst-
schriftsteller verfaßte er "Vi6 ä68 p6inti-68 KainalläZ,
! a1i6inauä8 6t ti0ilanäai3" (4 Bde., Par. 1753-63),
welches Werk jedoch nicht fehlerlos ist.
Descartes (spr. däkärt), Rene", gewöhnlich Ne-
natus Cartesius genannt, einer der Reformato-
ren der Philosophie, der einzige streng systematische
Philosoph der Franzosen, geb. 31. März 1596 zu
Lahaye in Touraine, zeigte schon in der Iesuiten-
schule zu Laflöche ungemeincn Scharfsinn. Nachdem
er einige Zeit auf Reifen zugebracht, trat er als
Freiwilliger in das Heer des Prinzen Moritz in
Holland. Von hier ging er nach Deutschland und
trat in bayr. Dienste unter General Tilly, nabm je-
doch 1621 den Abschied. Nach verschiedenen Reisen
und nachdem er 1628 noch einmal als Soldat der Be-
lagerung von La Rochelle beigewohnt hatte, kehrte
er nach Holland zurück, wo er seine meisten Schrif-
ten ausarbeitete, viele Schüler an sich zog und auch
in mehrere gelehrte Streitigkeiten, besonders mit
den Theologen, verwickelt wurde. Er ging 1649 nach
Stockholm, wo die Königin Cbristine seinen gelehrten
Umgang und Unterricht wünschte, und starb daselbst
11. Febr. 1650. Sein Leichnam wurde 16 Jahre spä-
ter nach Paris gebracht und in der Kirche der heil.
Genevieve du Mont beigesetzt. 1852 wurde ihm in
Tours ein Denkmal (Statue vonNieuwerkerke) gesetzt.
Eine feste philos. Überzeugung war bei D. der
Zielpunkt seines ^trebens. Das Resultat seiner
Forschungen stellte er besonders in seinem "Di8c:0ul3
(16 lä. IN6tk0(i6 POUl di6H COlläuii'6 83. 1-218011 65
c1i6lcd6l lg, V6i'it6 äaQ3 168 801611663" (unter den
"^33313 pIiÜ080pIii(1U63)), 1637), den <<^l6(1itÄ-
tiou63 66 prima, pdil080r)1iiI." (Amsterd. 1641;
zum akademischen Gebrauch bg. von Barach, Wien
1866) und in den "^lincipia. piiii080Z)1iiH6n (Amsterd.
1644) auf. Er ging darin von einem allgemeinen
Zweifel an allem bisherigen Wissen aus. Der einzige
Satz, der sich nicht wegzweifeln läßt, ist ihm der: Ich
denke, also bin ich ((^oZito, 6r^o 8um). Diesen benutzt
er, um festzustellen, daß alles, was klar und deutlich
gedacht werde, wahr sein müsse. Unter diesen klaren
und deutlichen Gedanken findet er die Idee Gottes,
des vollkommensten Wesens, als eine angeborene,
deren Realität größer als die des (endlichen) mensch-
lichen Ich ist, sodaß nicht das Ich die Ürsacke die-
ser Idee sein kann, weil sonst die Wirkung größer
als die Ursache wäre; sie muß daher ihre Ursache
außerhalb des Ich in Gott haben. Damit ist die
Existenz Gottes gewonnen und D. schließt nun aus
Gottes Wahrhaftigkeit, daß er uns durch seine
Schöpfung nicht täuschen könne, daß also die Kör-
perwelt, die wir als außer uns befindlich klar und
deutlich vorstellen, auch außerhalb unser so bestehen
müsse. Seine Grundansicht ist dabei ein streng fest-
gehaltener Dualismus zwischen Geist und Materie,
als der denkenden und ausgedehnten Substanz, der-
gestalt, daß beide nicht aufeinander einwirken kön-