Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Destinatär; Destination; Destination du père de famille; Destinationsort; Destinieren; Destituieren; Deštná; Destouches

983

Destinatär - Destouches (Joseph Anton von)

temperatur unverändert; sind sie ungleich, so ist stets derjenige Bestandteil im Dampfe stärker als in der Flüssigkeit vertreten, dessen Abnahme in der flüssigen Mischung die Siedetemperatur derselben erhöht. Dem Umstande, daß die Zusammensetzung der aus einer alkoholhaltigen Flüssigkeit entweichenden Dämpfe beständig alkoholärmer wird, ist es zuzuschreiben, daß bei einer einfachen D. alkoholhaltiger Flüssigkeiten, bei welcher man aus einem Gefäß überdestilliert, der Alkoholgehalt des Destillats nicht der obigen Tabelle entspricht, sondern wesentlich niedriger ist. Um das gewonnene Destillat zu verstärken, leitet man die aus einer Blase entwickelten Alkoholdämpfe sofort in eine zweite mit Maische (oder Wein, oder verdünntem Branntwein) gefüllte Blase; hierdurch wird zunächst, solange der Inhalt der zweiten Blase noch kalt ist, der aus der ersten Blase übertretende Alkoholwasserdampf kondensiert unter gleichzeitiger Erwärmung des Blaseninhalts; dieser wird alkoholreicher und entwickelt, wenn seine Temperatur bis zum Siedepunkt des nunmehr stärkern Alkoholgemisches gestiegen ist, einen Dampf, der wesentlich alkoholreicher ist, als der aus der ersten Blase entwickelte Dampf. Dieses zuerst von Pistorius angewandte Princip, welches den Vorzug großer Kostenersparnis hat, ist dann bei den neuern Apparaten wesentlich verbessert worden.

Eine erhebliche Unterstützung findet die D. durch die Dephlegmation. Darunter versteht man die Verflüssigung eines Teils der Alkoholdämpfe durch Berührung der letztern mit kältern Körpern. Während man früher annahm, daß, wenn gemischter Dampf von Alkohol und Wasser mit einer kältern Oberfläche in Berührung kommt, sich zunächst die Wasserdämpfe und etwaige hochsiedende Beimengungen (Fuselöl) verdichten, sodaß ein alkoholreicherer Dampf übrig bleibt, wird neuerdings die Ansicht vertreten, daß nur dann eine Verstärkung der alkoholischen Dämpfe durch Abkühlung erfolge, wenn nach dem Verdichten wiederholtes Wiederverdampfen stattfindet. Der thatsächliche Erfolg ist unbeschadet der theoretischen Anschauung derselbe, da durch die fortwährend den Dephlegmatoren zuströmenden neuen Alkoholdämpfe ein Aufkochen der in den Dephlegmatoren niedergeschlagenen Flüssigkeit stattfindet. – Manche Stoffe haben die Eigenschaft, bei Gegenwart anderer Dämpfe (z. B. Wasserdämpfe) weit unter ihrem Siedepunkt überzugehen. Dies benutzt man in der Fabrikation der ätherischen Öle derart, daß man die zu verarbeitende Pflanzensubstanz in zerkleinertem Zustande in den Destillierapparat bringt und nun Wasserdampf durch das Material strömen läßt; das in der Pflanzensubstanz enthaltene Öl dunstet dabei in dem Wasserdampf ab und wird mit diesem zugleich verdichtet.

Von der gewöhnlichen unterscheidet man die Trockne D. (s. d.). Irrtümlich wird das Wort Destillieren im gewöhnlichen Leben bisweilen für die Bereitung gewisser Extrakte angewandt: Man «destilliert» gewisse Kräuter mit Branntwein in einer verschlossenen Flasche eine Woche lang an der Sonne. Der richtige Kunstausdruck dafür ist Macerieren oder Maceration (s. d.). Die D. der Körper, die aus dem dampfförmigen Zustand unmittelbar in den festen krystallinischen übergehen, bezeichnet man als Sublimation (s. d.).

D. ist auch eine ziemlich gebräuchliche Bezeichnung für Spirituosenhandlung, sowie Destillateur für Liqueurfabrikant.

Destinatär (frz.), der Empfänger von Frachtgütern, s. Empfänger.

Destination (lat.), Bestimmung, Endzweck.

Destination du père de famille (frz.; lat. destinatio patris familiae), im franz. Recht (der Sache nach auch im gemeinen Recht, im Gebiet des Preuß. Landrechts und im Bürgerl. Gesetzbuch des Königreichs Sachsen anerkannt) eine Art der Bestellung von Grunddienstbarkeiten (Servituten). Wenn der Eigentümer bei der Abveräußerung eines Grundstücks im Verhältnis zwischen diesem und dem zurückbehaltenen Grundstück eine Einrichtung bestehen läßt, wie sie bei einer ständigen und offenen Servitut zwischen dem herrschenden und dienenden Grundstück thatsächlich besteht, so vertritt der aus dieser Einrichtung sich ergebende Wille des Hausvaters die Stelle eines Titels zur Servitut (Code civil Art. 692, 693).

Destinationsort, Bestimmungsort (s. d.).

Destinieren (lat.), bestimmend anordnen.

Destituieren (lat.), absetzen, entsetzen (des Amtes); Destitution, Amtsentsetzung.

Deštná (spr. descht-), czech. Name von Deschna (s. d.).

Destouches (spr. dätúsch), André-Cardinal, franz. Opernkomponist, geb. 1672 zu Paris, war zuerst Militär, wandte sich später der Musik zu und brachte, ohne gründliche musikalische Bildung, seine erste und glücklichste Oper, «Issé», 1697 aufs Theater. Von Ludwig ⅩⅣ. war D. sehr geschätzt. 1713 wurde er Intendant der Hofmusik und Oper und starb 1749 in Paris.

Destouches (spr. dätúsch), Franz Seraph von, Bruder von Joseph Anton von D., deutscher dramat. Komponist, geb. 21. Jan. 1772 in München, kam 1787 nach Wien, wo er Haydns Schüler wurde und seine erste Oper, «Die Thomasschlacht», 1791 aufführte. Derselben folgte eine Reihe ähnlicher Werke, besonders komischer Opern. Sehr bekannt wurde D. durch seine Musiken zu Schauspielen von Schiller, Kotzebue, Werner u. a. Das «Reiterlied» im «Wallenstein» wird noch heute nach seiner Komposition gesungen. 1797 wurde er Musikdirektor in Erlangen und bekleidete später an verschiedenen süddeutschen Orten ähnliche Stellen, bis er sich in seine Vaterstadt München zurückzog, wo er 10. Dez. 1844 starb.

Destouches (spr. dätúsch), Joseph Anton von, deutscher Dramatiker, geb. 12. März 1767 zu München, studierte 1785‒87 in Ingolstadt, trat 1788 in den Staatsdienst, wurde 1790 Rentkammerrat in Amberg, später Kronfiskal, 1818 Regierungsrat in München, wo er 13. Mai 1832 starb. In seinen Dramen bekundet er sich als Vertreter des bayr. Partikularpatriotismus, so namentlich in «Friedrich Ⅳ., Kurfürst von der Pfalz», mit einer Geschichte der Religionsveränderungen in der Oberpfalz (Regensb. 1794), «Alix, Gräfin von Toulouse» (Meißen 1797; Sulzb. 1800), «Der Bürgerfreund » (Sulzb. 1798), «Die Rache Alberts Ⅲ.» (2. Tl. von Törrings «Agnes Bernauer», Augsb. 1804), «Graf Arco. Vaterländisches Schauspiel» (Sulzb. 1805), «Fürstenglück» (Augsb. 1815), «Arnulph, König von Bayern» (Münch. 1820), «Zenger» (Sulzb. 1822). – Sein Sohn, Ulrich von D., geb. 14. Okt. 1802, gest. 27. Jan. 1863 als Stadtbibliothekar und Stadtchronist in München, schrieb «Erzählungen und Gedichte» (Münch. 1839) und zahlreiche Volksstücke. Des letztern Sohn, Ernst von D., geb. 4. Jan. 1843 zu München, studierte daselbst die Rechte und ist jetzt königlicher bayr. Geheimsekretär und Archivar,