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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Deutsch-Dänischer Krieg von 1864

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Deutsch-Dänischer Krieg von 1864

Besitze der Dänen blieb; am 20. April besetzte General von Bonin Kolding, schlug 23. April die Dänen, die ihn daraus verdrängen wollten, nach Veile und Fredericia zurück und erzwang sich nach einem neuen Sieg bei Gudsoe (7. Mai) den Einmarsch in Jütland. Am 6. Mai überschritt auch General von Prittwitz bei Kolding die Grenze, schlug an den beiden folgenden Tagen die Dänen bei Alminde, Viuf, Veile und Godsoe, ließ durch Bonin Fredericia einschließen und rückte mit den beiden übrigen Divisionen bis Aarhuus vor, das 25. Juni besetzt wurde. Die dän. Feldarmee war inzwischen auf 40000 Mann verstärkt worden und konnte mit Hilfe der Flotte ziemlich unbemerkt von Fredericia nach Alsen verlegt werden, um von hier aus zum Angriff vorgehen zu können. Als man 4. Juli im deutschen Hauptquartier erfuhr, daß die Truppen auf Holgenäs nach Fünen gebracht worden und von Alsen eine Flotte in nördl. Richtung gesegelt sei, wurde die Sammlung der deutschen, in Jütland stehenden Truppen bei Kolding und Veile angeordnet. General von Bonin erhielt die Nachricht zu spät, erst 6. Juli morgens, nachdem ein in der vorhergehenden Nacht von den Dänen aus Fredericia unternommener Ausfall völlig geglückt war und die schleswig-holstein. Truppen zum Aufgeben der Belagerung gezwungen hatte.

In Berlin waren bereits Friedensunterhandlungen im Gange, die zunächst, 10. Juli, zu einem sechsmonatigen Waffenstillstand mit sechswöchiger Aufkündigung führten. Schleswig, das von einer von Preußen, England und Dänemark gebildeten Landesverwaltung unter Vorsitz des engl. Kommissars regiert werden sollte, wurde durch eine südlich von Flensburg nach Westen gezogene Demarkationslinie, die Tondern südlich liegen ließ, geteilt; das nördl. Schleswig sollte durch neutrale Truppen (2000 Schweden und Norweger), das südliche durch deutsche Truppen (6000 Mann) besetzt werden; Alsen und Aarö blieben in dän. Besitz. In Holstein sollte die Statthalterschaft bestehen bleiben.

Seit 17. Jan. 1850 schwebten zwischen Dänemark und Preußen (für sich und im Namen des Deutschen Bundes) Friedensverhandlungen, die 2. Juli zu Berlin zum Abschluß kamen und dem König von Dänemark die Bewältigung des Widerstandes in den Herzogtümern überließen. Es wurde ferner vereinbart, daß die neutralen Truppen das nördl. Schleswig und die preuß. Truppen die Herzogtümer Schleswig und Holstein verlassen sollten. Die Statthalterschaft aber beschloß nach dem Abzug der preuß. Truppen, selbständig den Krieg gegen Dänemark fortzusetzen, und 10. April übernahm der preuß. General von Willisen den Befehl über die schleswig-holstein. Truppen. Das Heer wurde auf die Stärke von 27000 Mann und 84 Geschütze gebracht und rückte, als die preuß. Truppen vom 13. bis 17. Juli Schleswig räumten, in die Stellung von Idstedt, verabsäumte jedoch, diese Stellung zu befestigen. Die dän. Armee (38000 Mann und 96 Geschütze) stand 18. Juli unter General von Krogh bei Flensburg und rückte am 23. vor, bestand am folgenden Tage ernste Gefechte bei Sollbrück und Helligbek und griff 25. Juli die Stellung von Idstedt an. Die Schlacht dauerte bis zum Abend und der Sieg verblieb den Dänen; doch führte General von Willisen seine Truppen unverfolgt und ohne weitern Verlust nach Fahrdorf und Missunde zurück. Der Ausgang des Krieges war mit dieser Schlacht entschieden, obschon das schleswig-holstein. Heer bald wieder schlagfertig war. Missunde und Eckernförde wurden aufgegeben, das wichtige Friedrichstadt ging 7. Aug. ohne ernsten Widerstand verloren, doch wurde ein Vorstoß der Dänen gegen die Linie der Sorge am folgenden Tage zurückgewiesen. Widerwillig entschloß sich auf Verlangen der Statthalterschaft General von Willisen zur Aufnahme der Offensive und unternahm Vorstöße, die sämtlich unglücklich verliefen, so 12. Sept. gegen Missunde und besonders 4. Okt. gegen Friedrichstadt. Am 7. Dez. legte von Willisen den Oberbefehl nieder und General von der Horst trat an seine Stelle; doch kam es nicht zu weitern Kämpfen, da die Warschauer Konferenz (3. Nov.) und die Konvention von Olmütz (28. Nov.) über das Schicksal der Herzogtümer entschieden hatten. Am 11. Jan. 1851 unterwarf sich die Landesversammlung in Rendsburg den namens des Deutschen Bundes durch Kommissare Österreichs und Preußens gestellten Forderungen, die Feindseligkeiten einzustellen. Österreichische Truppen besetzten im Verein mit preußischen Holstein, dänische Schleswig. General von der Horst mußte das bis auf 43000 Mann angewachsene Heer auflösen und das gesamte Kriegsmaterial an Dänemark ausliefern. (S. Schleswig-Holstein.) Die Herzogtümer hatten 50 Mill. M. vergeblich aufgewendet und verfielen durch Deutschlands Schwäche und die Mißgunst des Auslandes der Fremdherrschaft aufs neue, aus der sie erst 1864 befreit wurden.

Vgl. Graf Baudissin, Geschichte des schleswig-holstein. Kriegs (Hannov. 1862); Streckfuß, die Feldzüge in Schleswig-Holstein 1848 bis 1849 (Berl. 1851); v. d. Horst, Zur Geschichte des Feldzuges der Schleswig-Holsteiner gegen die Dänen im J. 1850. Die Schlacht von Idstedt (ebd. 1852); Vaupel, Krigen i 1848. 1849. 1850 (Kopenh. 1862-67); Den Dansk-Tydske Krig i Aarene 1848-50. Udgivet af Generalstaben (3 Tle., ebd. 1868-80); Levetzow, Aus den Erinnerungen eines Schleswig-Holsteinischen Offiziers (1. Bd., Schlesw. 1891); Schleiden, Schleswig-Holsteins erste Erhebung 1848-49 (Wiesb. 1891); Moltke, Geschichte des Krieges gegen Dänemark 1848-49 (Berl. 1893).

Deutsch-Dänischer Krieg von 1864. Am 15. Nov. 1863 war der letzte dän. König aus dem Mannsstamme des Hauses Oldenburg, Friedrich VII., gestorben, und 18. Nov. unterzeichnete der Nachfolger, Christian IX., einen Verfassungsentwurf, wonach Schleswig zu Dänemark geschlagen werden sollte. Zugleich aber erklärte auch Prinz Friedrich von Augustenburg seinen Regierungsantritt als Herzog Friedrich VIII. von Schleswig-Holstein und wurde in den Herzogtümern überall als solcher proklamiert. Da der Deutsche Bund die Bundesexekution gegen Dänemark beschlossen hatte, rückten 12000 Mann Hannoveraner und Sachsen 23. Dez. in Holstein ein, das die Dänen ohne Widerstand räumten. Bei Hamburg sammelten sich eine österr., bei Lübeck eine preuß. Brigade, zusammen 10000 Mann, als Reserve für die in Holstein befindlichen Bundestruppen. Österreich und Preußen aber erklärten sich jetzt dem Bunde gegenüber für die Einhaltung des Londoner Vertrags von 1852, verlangten daher die Ausweisung des Augustenburgers aus Kiel und forderten 16. Jan. zugleich von Dänemark die sofortige Aufhebung der Verfassung vom 18. Nov. 1863. Als Dänemark diese Forderung abwies, ließen Österreich und Preußen 1. Febr. 1864 ihre inzwischen auf 45000 Mann