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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Deutsche Philologie

ger Sammler. Die reiche Handschriftensammlung des Freiherrn von Laßberg (1770-1855) ist in den Besitz des Fürsten von Fürstenberg in Donaueschingen übergegangen. Eine unentbehrliche Grundlage für das Studium der neuhochdeutschen Periode schuf in trefflichster Weise Karl Hartwig Gregor Freiherr von Meusebach, welcher mit rastlosem Eifer und vollendeter Sachkenntnis alle ihm erreichbaren Werke zusammenbrachte, die für die deutsche Litteratur von Erfindung der Buchdruckerkunst bis auf Goethe irgendwelche Bedeutung haben. Diese unschätzbare, an innerm Gehalt und äußerer Vollständigkeit einzig dastehende Sammlung ist in den Besitz der Königlichen Bibliothek in Berlin gelangt. Für die ältere neuhochdeutsche Litteratur hat W. von Maltzahn gesammelt. Die reichste auf Goethe bezügliche Sammlung verdankt man dem Buchhändler Salomon Hirzel, der sie der Leipziger Universitätsbibliothek vermacht hat. Das Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar endlich verspricht immer mehr ein Archiv für die neuere Litteratur überhaupt zu werden. - Die Geschichte der altgerman. Stammeskunde ist begründet und am mächtigsten gefördert worden durch das noch heute nicht veraltete Werk von Kaspar Zeuß "Die Deutschen und die Nachbarstämme" (Münch. 1837). Seit J. Grimm hat nur K. Müllenhoff sich wiederum die Erforschung des german. Altertums zur Aufgabe gemacht; sein Lebenswerk "Deutsche Altertumskunde" (Bd. 1, Berl. 1870; 2. Aufl. 1890; Bd. 2, ebd. 1887; Bd. 3, 1892; Bd. 5, 1891) wird auch nach seiner Fertigstellung (Müllenhof ist 1884 gestorben) ein Bruchstück bleiben. Hervorragend wichtig ist auch A. Baumstarks "Ausführliche Erläuterung des allgemeinen Teiles der Germania des Tacitus" (Lpz. 1875) und "Ausführliche Erläuterung des besonderen völkerschaftlichen Teiles der Germania des Tacitus" (ebd. 1880); vgl. auch seine "Urdeutschen Staatsaltertümer" (Berl. 1873). - Die archäol. Studien finden einen Anhalt an den zahlreichen Altertumsmuseen, besonders an dem 1852 gegründeten röm.-german. Centralmuseum in Mainz (vgl. "Die Altertümer unserer heidn. Vorzeit", hg. von L. Lindenschmit, Mainz seit 1858) und dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg ("Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit", Nürnb. 1853-83; "Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums", ebd., seit 1884). Diesen Studien hat gleichfalls gedient der "Anzeiger für Kunde des deutschen Mittelalters", von H. von Aufseß (Münch. 1832, Nürnb. 1833-34), fortgesetzt als "Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit", von Mone (Karlsr. 1835-39), und dienen jetzt das "Archiv für Anthropologie" (Braunschw., seit 1866), die "Zeitschrift für Ethnologie" (Berl., seit 1869), die "Jahrbücher des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande" (Bonn, seit 1842) und die "Westdeutsche Zeitschrift" (1.-11. Jahrg., Trier 1882-92). - Auf dem Gebiete der deutschen Runenkunde hat sich nach W. Grimm von den Ältern Franz Dietrich (s. d.) am meisten hervorgethan. Grundlegend für die Geschichte der german. Runenschrift ist Wimmers "Runeskriftens oprindelse og udvikling i Norden" (Kopenh. 1874), in neuer deutscher Bearbeitung "Die Runenschrift" (Berl. 1887). Die norweg. Runeninschriften behandelt abschließend Bugge, "Norges Indskrifter med de ældre Runer" (Kristiania, seit 1891). R. Henning hat "Die deutschen Runendenkmäler" (Straßb. 1889) behandelt. - Die deutsche Kulturgeschichte hat Franz von Löher ("Kulturgeschichte der Deutschen im Mittelalter", Bd. 1, Münch. 1891; Bd. 2, 1892) bearbeitet, die deutsche Wirtschaftsgeschichte K. Th. von Inama-Sternegg ("Deutsche Wirtschaftsgeschichte", Bd. 1 u. 2, Lpz. 1879-91), K. Lamprecht ("Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter", 3 Tle. in 4 Bdn., ebd. 1886), die deutsche Rechtsgeschichte R. Schröder ("Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte", ebd. 1889), Konr. Maurer, H. Brunner ("Deutsche Rechtsgeschichte", Bd. 1, ebd. 1887; Bd. 2, 1892) und K. von Amira. - Zur deutschen Sittengeschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ausgange des Mittelalters hat W. Wackernagel ("Kleinere Schriften", Bd. 1, Lpz. 1872) wertvolle Beiträge geliefert. K. Weinholds Buch "Die deutschen Frauen in dem Mittelalter" (Wien 1851; 2. Aufl., 2 Bde., 1882) erstreckt sich über die Hauptgebiete des Kulturlebens. Die Ergebnisse, welche die Denkmäler der Kunst und des Handwerks liefern, vereinigt mit den Zeugnissen der mittelhochdeutschen Dichtung Alwin Schultz ("Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger", 2 Bde., Lpz. 1879-80; 2. Aufl. 1889). Zahlreich sind die meist lokal begrenzten Sammlungen über die heutigen Volkssitten, die häufig mit den Märchen- und Sagensammlungen verbunden sind. Unter den Forschern auf diesem Gebiete sind E. L. Rochholz, I.^[Ignaz] Zingerle, F. Liebrecht und R. Köhler hervorzuheben. Eine eigene Zeitschrift für Volkskunde unter besonderer Berücksichtigung des Deutschen ist die "Zeitschrift des Vereins für Volkskunde" (Berl., seit 1891). - Die german. Mythologie erforschten besonders W. Müller ("Geschichte und System der altdeutschen Religion", Gött. 1844), A. Kuhn, der Begründer der vergleichenden indogerman. Mythologie, W. Schwartz, W. Mannhardt ("Mytholog. Forschungen", Straßb. 1884), El. H. Meyer ("German. Mythologie", Berl. 1891) und E. Mogk ("Mythologie" in Pauls "Grundriß der german. Philologie", Bd. 1, Straßb. 1891). Speciell für nordische Mythologie sind bedeutsam die Arbeiten von N. M. Petersen ("Nordisk Mythologi", Kopenh. 1849; 2. Aufl. 1863), Konr. Maurer ("Bekehrung des norweg. Stammes zum Christentum", 2 Bde., Münch. 1855-56), Henry Petersen ("Om Norboernes gudedyrkelse og gudetro i hedenold", Kopenh. 1876), Bang ("Völuspaa og de Sibyllinske Orakler", 1879), S. Bugge ("Studier over de nordiske gude- og heltesagns oprindelse", Kristiania 1889; deutsche Ausgabe "Studien über die Entstehung der nordischen Götter- und Heldensagen", Münch. 1889) und K. Müllenhoff ("Deutsche Altertumskunde", Bd. 5, Berl. 1891). Eine eigene, freilich nicht auf der Höhe stehende "Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde" (4 Bde., Gött. 1853 59) wurde von J. W.^[Johann Wilhelm] Wolf, dann von W. Mannhardt herausgegeben. - Unsere Kenntnis der deutschen Sagengeschichte, namentlich Heldensage, hatte seit W. Grimm besonders durch K. Müllenhoffs Abhandlungen Fortschritte gemacht, neuerdings auch durch W. Müller, R. Heinzel und W. Golther. - Außer den angeführten dienten und dienen namentlich folgende Zeitschriften deutschphilol. Forschungen: "Altdeutsche Blätter" von Haupt und Hoffmann (2 Bde., Lpz. 1835-40); "Neues Jahrbuch der Berlinischen Gesellschaft für deutsche Sprache und Altertumskunde" (auch u. d. T. "Germania") von von der Hagen (10 Bde., Berl. 1836-53); "Zeitschrift für deutsches Altertum", hg. von M. Haupt, K. Müllenhoff, W. Scherer und