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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Deutsche Philosophie

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Deutsche Philosophie

E. Steinmeyer, jetzt von E. Schröder und G. Roethe (Lpz. und Berl., seit 1841), dazu "Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Litteratur", von denselben herausgegeben (ebd., seit 1876 erscheinend); "Weimarisches Jahrbuch für deutsche Sprache, Litteratur und Kunst", hg. von Hoffmann von Fallersleben und O. Schade (6 Bde., Hannov. 1854-57); "Germania", hg. von Franz Pfeiffer, dann von K. Bartsch, jetzt von O. Behaghel (Stuttg. und Wien, seit 1856 erscheinend); "Zeitschrift für D. P.", hg. von E. Höpfner und J.^[Julius] Zacher, jetzt von H. Gering und O. Erdmann (Halle, seit 1868 erscheinend); "Archiv für Litteraturgeschichte", hg. von Gosche und Schnorr von Carolsfeld (15 Bde., 1870-87); "Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Litteratur", hg. von H. Paul und W. Braune, jetzt von Ed. Sievers (Halle, seit 1874 erscheinend); "Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung" (zuerst Brem., dann Norden und Lpz., seit 1875 erscheinend), dazu "Korrespondenzblatt des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung" (zuerst Hamb. [Brem.], dann Norden und Lpz., seit 1877 erscheinend); "Taalkundige Bijdragen" von Cosijn, Kern, Verdam und Verwijs (Haarlem 1877 fg.); "Jahresbericht über die Erscheinungen auf dem Gebiete der german. Philologie", hg. von der Gesellschaft für deutsche Philologie in Berlin (Berl. und Lpz., seit 1879 erscheinend); "Litteraturblatt für german. und roman. Philologie", hg. von O. Behaghel und Fr. Neumann (Heilbr. und Lpz., seit 1880); "Tijdschrift voor Nederlandsche taal- en letterkunde" (Leid., seit 1881); "Zeitschrift für den deutschen Unterricht", hg. von Hildebrand und Lyon (Lpz., seit 1887); "Vierteljahrsschrift für Litteraturgeschichte", mit E. Schmidt und B. Suphan hg. von B. Seuffert (6 Bde., Weim. 1888-93); "Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte", hg. von Chr. Meyer (Neue Folge, Berl. 1891 fg.); "Jahresberichte für neuere deutsche Litteraturgeschichte", hg. von Elias, Herrmann und Szamatólski (Bd. 1, Stuttg. 1892); "Taal en Letteren", hg. von Buitenrust Hettema, van den Bosch, Kollewijn, Terwey und Vercoullie (Zwolle, seit 1892 erscheinend); "Euphorion" (Bamb., seit 1894). Eine Sammlung selbständiger Schriften aus allen Gebieten der german. Philologie sind die "Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der german. Völker", begründet von B. ten Brink und W. Scherer, jetzt hg. von E. Martin und Er. Schmidt (Straßb., seit 1874). - Den gegenwärtigen Stand der Forschung faßt für das ganze Gebiet der german. Philologie zusammen und für das der deutschen für die Zeit des Mittelalters der von H. Paul herausgegebene "Grundriß der german. Philologie" (2 Bde., Straßb. 1891-93); er enthält eine Gesamtdarstellung der Geschichte der german. Philologie, der Methodik, Schriftkunde, Sprachgeschichte, Mythologie, Heldensage, Litteraturgeschichte, Metrik und Kulturgeschichte.

Zur Geschichte der D. P. vgl. R. von Raumer, Geschichte der german. Philologie vorzugsweise in Deutschland (Münch. 1870); W. Scherer, Jakob Grimm (2. Aufl., Berl. 1885); A. Socin, Schriftsprache und Dialekte im Deutschen (Heilbr. 1888); H. Paul in seinem "Grundriß", Bd. 1.

Deutsche Philosophie. Das deutsche Volk hat zu verschiedenen Zeiten selbstthätigen Anteil an der Entwicklung der Philosophie genommen und namentlich seit dem Ende des 18. Jahrh. dadurch, daß die von Kant eingeleitete gänzliche Umwälzung der philos. Studien fast ausschließlich auf deutscher Erde vorgegangen ist, die leitende Stellung auf dem Gebiete dieser Wissenschaft errungen. Als das deutsche Volk in die kirchliche Civilisation des Mittelalters eintrat, begann auch in den deutschen Klöstern die Arbeit der scholastischen Philosophie (s. Scholastik), deren Entwicklung wesentlich von der wachsenden Bekanntschaft mit dem klassischen Altertum abhing; daher war es eine der bedeutsamsten Förderungen derselben, daß Albert von Bollstädt durch sein umfassendes Studium den bis dahin sehr engen Gesichtskreis des scholastischen Denkens erweiterte und dadurch seinem Schüler Thomas von Aquino den Weg zu höhern Leistungen bahnte.

Auch an der Entwicklung der neuen lebenskräftigen Elemente, die in der Renaissance die mittelalterliche Philosophie verdrängten, hatte die deutsche Nation wichtigen Anteil. Zwar verhielt sie sich in der Neubelebung der humanistischen Studien wesentlich empfangend und nachfolgend. Aber dafür hatte in den tiefern, religionsbedürftigen Schichten des deutschen Volks seit dem Auftreten des Meisters Eckardt (s. d.) immer mehr eine Mystik um sich gegriffen, die die äußerlichen Formen des religiösen Lebens abzustreifen und in den Tiefen des gläubigen Gemüts, unabhängig von allem Verstandeswissen, die Geheimnisse aller Erkenntnis zu durchdringen hoffte, und die auch der Thätigkeit der deutschen Reformatoren unmittelbar zu Grunde lag. Zugleich regten sich die ersten Keime eines selbständigen, der Natur zugewandten Philosophierens in den unklaren, phantastisch-abenteuerlich gärenden Gedanken von Männern wie Agrippa von Nettesheim und Paracelsus. Als dann die deutsche Reformation in ihrer Kirche bildenden Tendenz sich nach einer wissenschaftlichen Philosophie umsehen mußte, bildete man unter der Führung Melanchthons den philologisch gereinigten Aristotelismus zu einer prot. Philosophie um, die als ein Nachbild der Scholastik auf den deutschen Universitäten sich zu einem unfruchtbaren Formalismus befestigte. Inzwischen ging die mystische Bewegung im Volke fort, fand gelegentlich auch, wie bei Taurellus, eine gelehrtere Form und gestaltete sich, indem sie mit den naturphilos. Spekulationen des Paracelsus verschmolz, schließlich zu dem tiefsinnig grübelnden Gedankensysteme des Jakob Böhme (s. d.).

Der trostlose Kulturzustand, den die Religionskriege in Deutschland herbeiführten, erklärt es, daß die Neubegründung einer wissenschaftlichen Philosophie in England, Frankreich und den Niederlanden bei den Deutschen nur geringen Wiederhall fand. Erst in Leibniz (s. d.) sah Deutschland seinen ersten philos. Genius. Sein System der universellen Harmonie, in dem die einfachen Einzelwesen, die Monaden, in logischen, nicht kausalen Wechselbeziehungen stehen, und das in sich die mathem. und naturwissenschaftlichen Bestrebungen mit den religiösen Bedürfnissen des gebildeten Kulturmenschen jener Zeit vereinigt, ist durch Originalität und Großartigkeit der Gedanken, durch methodische Verarbeitung und scharfsinnige Verknüpfung der einzelnen Faktoren der Kulminationspunkt der vorkantischen Metaphysik. Die tiefsinnigen Ideen des Meisters hat dann sein Schüler Wolf (s. d.) zu einem weitschichtigen encyklopäd. Wissenschaftsbau verarbeitet, der von den deutschen Kathedern des 18. Jahrh. als der wesentliche Lehrgehalt vor-^[folgende Seite]