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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Deutschland und Deutsches Reich (Bevölkerung)

ungleichmäßig bevölkert. (Hierzu: Karte der Bevölkerungsdichtigkeit im Deutschen Reiche.)

Geschlecht. Das weibliche Geschlecht überwiegt (1890) das männliche (vgl. Tabelle) um 966806, obwohl durchschnittlich auf 100 Mädchengeburten 106 Knabengeburten entfallen; dies entspricht einem Verhältnis des männlichen zum weiblichen wie 100 : 104,0, und zwar ist das Verhältnis seit den letzten Jahrzehnten unverändert geblieben. Der Unterschied erklärt sich aus dem verhältnismäßig stärkern Anteil der Knaben an den Totgeburten und der größern Sterblichkeit der Knaben namentlich in den ersten Lebensjahren; außerdem ist das männliche Geschlecht durch Selbstmord und Unglücksfälle sowie durch Auswanderung stärker beteiligt. Nur in einigen Landesteilen überwiegt die Zahl der männlichen Personen, so in den preuß. Provinzen Schleswig-Holstein (um 15515), Westfalen (52327), Rheinland (5679) und in Elsaß-Lothringen (8466).

Familienstand. Das allgemeinste Ergebnis der Ermittelungen (1890) über den Familienstand war folgendes:

Familienstand Personen männliche weibliche Einwohner überhaupt Proz.

Ledige 15058108 14591560 29649668 60,0

Verheiratete 8372486 8398607 16771093 33,9

Verwitwete 774967 2157870 2932837 5,9

Geschiedene 25271 49601 74872 0,2

24230832 25197638 49428470 100,0

Auffallend ist hierbei die Differenz (26121) zwischen beiden Geschlechtern bei den Verheirateten; auch bei frühern Volkszählungen übertraf die Zahl der Ehefrauen die der Ehemänner, so 1871 um 34563, 1885 um 33824. Der Unterschied erklärt sich zum Teil daraus, daß die Zählung nur die ortsanwesenden Ehegatten ins Auge faßt, deren Zahl wegen des Aufenthalts einheimischer im Auslande und fremder im Inlande für jedes Geschlecht eine verschiedene sein kann, zum Teil aber auch daraus, daß unverheiratete Frauen mit Kindern sowie Geschiedene sich öfter als verheiratet bezeichnet haben mögen.

Bei den übrigen Familienstandskategorien gestaltet sich das Geschlechtsverhältnis so, daß auf 1000 Junggesellen 969 Jungfrauen, auf 1000 Witwer 2788 Witwen und auf 1000 geschiedene Männer 1963 geschiedene Frauen entfallen. Ursachen für diese Differenzen sind das durchschnittlich höhere Heiratsalter der Männer oder der entsprechende Altersunterschied der Eheleute, und in der Folge die häufigere Auflösung der Ehe durch den Tod des Mannes; ferner die häufigere Wiederverheiratung der Witwer und vielleicht auch der geschiedenen Männer.

Alter. Die Altersverteilung der Bevölkerung nach dem Geschlecht ergiebt sich aus folgender Tabelle:

Altersklassen 1890 Männlich Weiblich Zusammen Auf je 1000 Einwohner kommen 1890 Männlich Weiblich Überhaupt 1885 1880 1871

Unter 5 Jahren 3225058 3203778 6428836 133 127 130,1 130,8 138,7 128,5

5-10 " 2768623 2762448 5531071 114 110 111,9 118,1 114,2 112,5

10-15 " 2712529 2699664 5412193 112 107 109,5 106,3 103,3 103,9

15-20 " 2392222 2410429 4802651 99 96 97,2 94,5 93,3 91,1

20-25 " 2104931 2152357 4257288 87 85 86,1 84,5 85,6 86,3

25-30 " 1842393 1902964 3745357 76 76 75,8 75,7 73,2 78,2

30-40 " 3090174 3216704 6306878 128 128 127,6 126,5 129,9 133,1

40-50 " 2471617 2659609 5131226 102 106 103,8 105,5 103,6 106,4

50-60 " 1826951 2041377 3868328 75 81 78,3 77,0 79,7 83,5

60-70 " 1177142 1391227 2568369 49 55 52,0 54,6 53,2 52,0

70-80 " 529031 637792 1166823 22 25 23,6 22,2 21,4 20,9

80 u. mehr " 90161 119289 209450 3,7 4,7 4,2 4,3 3,9 3,6

Hiernach ist im ganzen eine relative Abnahme der im Alter zwischen 20-60 Jahren Stehenden zu bemerken. Diese zeitliche Verschiebung der Altersverhältnisse ist einerseits durch die im Laufe der letzten Jahrzehnte bedeutend gesteigerte Geburtenfrequenz, andererseits durch die seit 1880 beträchtlich vermehrte überseeische Auswanderung, an welcher hauptsächlich Erwachsene beteiligt sind, hervorgerufen worden. Der Sterblichkeit wird ein wesentlicher Einfluß auf jene Entwicklung nicht beizumessen sein. Über das Alter der Familienstandskategorien s. Bevölkerung (Bd. 2, S. 928 a). Über das Verhältnis der Altersgliederung der Bevölkerung des Deutschen Reichs zu derjenigen anderer europ. und außereurop. Völker s. Bevölkerung (Bd. 2, S. 927 a).

Religionsbekenntnis. 1890 wurden gezählt 31026810 Evangelische, 17674921 Katholische, darunter 2992 Griechisch- und Orientalisch-Katholische, 145540 andere Christen, darunter 6716 Evangelische Brüder (Herrnhuter), 22365 Mennoniten, 29074 Baptisten, 5249 der engl. und schott. Hochkirche Angehörige (Presbyterianer), 10144 Methodisten und Quäker, 21751 Apostolische und Quäker, 5714 Deutsch-Katholische, 14347 Freireligiöse, 23698 Dissidenten und 6482 sonstige Christen, endlich 567884 Israeliten, 562 Bekenner anderer Religionen, 6510 mit unbestimmter Religionsangabe und 6243 ohne Angabe des Religionsbekenntnisses.

Wie sich die Verteilung aller dieser religiösen Bekenntnisse über das ganze deutsche Volk in den Volkszählungsjahren 1871, 1880, 1885, 1890 gestaltete, zeigt folgende Tabelle:

Bekenntnis 1871 1880 1885 1890

Evangelische 25581685 28331152 29369847 31026810

Katholiken 14869292 16232651 16785734 17674921

Andere Christen 82153 78031 125673 145540

Israeliten 512153 561612 563172 567884

Bekenner an derer Religionen 176 366 203 562

Personen ohne oder mit unbestimmter Religionsangabe 16980 30249 11075 12753

Demzufolge haben sich in den letzten 20 Jahren die evang. Christen um 19, die katholischen nur um 18 Proz. vermehrt. Die Bevölkerung der rein oder