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Deutschland und Deutsches Reich (Handel)
von Großbritannien übertroffen. Der Specialhandel im deutschen Zollgebiet umfaßt die Einfuhr in den freien Verkehr, unmittelbar oder mit Begleitpapieren, sowie die Einfuhr in den freien Verkehr von Niederlagen und Konten und die Ausfuhr aus dem freien Verkehr, einschließlich der unter Steuerkontrolle ausgehenden, einer innern Steuer unterliegenden inländischen Waren (Branntwein, Salz, Tabak, Zucker). Folgende Tabelle giebt eine Übersicht der Ein- und Ausfuhr im Specialhandel des deutschen Zollgebietes nach Warengruppen in Tausenden Mark für die J. 1880 und 1892:
Warengruppen 1880 Einfuhr Ausfuhr 1892 Einfuhr Ausfuhr
Vieh und andere lebende Tiere 166537 136946 261113 23125
Sämereien u. Gewächse für Aussaat, Futter und Gärtnerei 21480 15301 48925 29855
Abfälle u. Düngemittel 63889 13353 119838 24799
Brennstoffe 30539 57139 98251 134705
Nahrungs- und Genußmittel:
Rohstoffe 580566 240214 991238 66770
Fabrikate 172469 264069 251752 277934
Öle und Fette:
Rohstoffe 72083 18082 102587 8285
Fabrikate 110798 28397 118915 17369
Chem. Industrie:
Rohstoffe 111682 36886 156596 31124
Fabrikate 102344 200155 109769 254919
Stein-, Thon- u. Glasindustrie:
Rohstoffe 21169 44638 43371 30859
Fabrikate 13887 67483 15657 79395
Metallindustrie (ohne Maschinen):
Erze 36669 17482 70122 9709
Rohmetalle 45551 68607 82834 54737
Halbfabrikate 7460 74221 7003 88227
Fabrikate 17246 134050 19746 163438
Holz-, Schnitz- u. Flechtindustrie:
Rohstoffe 74335 31473 99653 26923
Halbfabrikate 32284 25448 98696 11102
Fabrikate 11102 37453 25960 63175
Papierindustrie:
Rohstoffe 9147 11895 11229 19200
Fabrikate 5606 41968 5552 72994
Leder, Wachstuch, Rauchwaren:
Rohstoffe 83659 36318 92691 36378
Fabrikate 78990 148228 80232 170492
Textil- u. Filzindustrie; Kleider:
Rohstoffe 492895 129622 600824 123148
Fabrikate 375583 814348 361499 780805
Kautschukindustrie:
Rohstoffe 13383 1289 25808 5655
Fabrikate 6637 14609 8132 20119
Eisenbahnwagen; Polstermöbel 727 5445 1397 5377
Maschinen; Instrumente 32288 90730 53004 149955
Kurz- und Spielwaren 12268 49146 24919 77600
Litteratur und Kunst 15824 37824 31071 92773
Sämtliche Rohstoffe 1863328 958914 2910779 726601
Sämtliche Fabrikate 955769 1933945 1107770 2227509
Rohstoffe und Fabrikate 2819097 2892859 4018549 2954110
Edelmetalle, auch gemünzt 40831 53321 208455 195994
Gesamter auswärtiger Handel 2859928 2946180 4227004 3150104
In der Einfuhr überwiegen die Rohstoffe: Getreide aller Art und Schlachtvieh kommen vorzugsweise aus Rußland, Österreich-Ungarn, Rumänien, zur Zeit erst in geringen Posten aus Nordamerika. Dieselben Länder liefern auch Geflügel, Eier und Obst; Südfrüchte Italien und das südl. Frankreich; Fische (darunter vorzugsweise Heringe) Norwegen, Schweden, die Niederlande und Dänemark; Austern England und Holland. Kaffee wird teils unmittelbar aus den Ursprungsländern der heißen Zone, teils durch Vermittelung der holländ. Häfen bezogen, Thee direkt aus China oder über Rußland und England. Zucker kommt als Rohrzucker nur noch in geringen Mengen aus den Ländern der heißen Zone; Wein aus Frankreich, Italien, Österreich-Ungarn; Rohtabak aus Mittelamerika, den ostind. Inseln, Brasilien, neuerdings auch aus Deutsch-Afrika. Bedeutend ist die Einfuhr von Petroleum aus Nordamerika, seit kurzem auch aus Rußland; von Olivenöl aus Italien, Spanien, Südfrankreich und Griechenland; von Palmöl über England. Salpeter wird von Chile und Peru; Harz aller Art aus Nordamerika, Österreich, Frankreich, Rußland, sodann über Belgien, Holland und England bezogen; Gerberlohe aus Österreich und Frankreich. Für Eisen- und Kupfererze ist Spanien das Hauptbezugsland, für Roheisen England und Schweden, für Weißblech England. Bau- und Nutzholz liefern die östl. Grenzländer, die bessern Sorten, ebenso Farbhölzer Nord- und Mittelamerika. Rohe Häute kommen aus Rußland und den Donauländern, in steigender Menge aus Australien, Südamerika und Kapland. Dasselbe gilt von der Wolle, während für Baumwolle Nordamerika, Ostindien, Ägypten, Italien und China, für Flachs und Hanf Rußland, für Jute Ostindien maßgebend sind. Baumwoll- und Leinengarne (meist in feinern Nummern) liefert England, Wollgarne Frankreich. - In Ganzfabrikaten ist die Einfuhr nur in einer geringen Anzahl von Artikeln umfangreich. Zu nennen sind Taschenuhren aus der Schweiz, Baumwollwebstoffe und Leinenartikel aus England, Tuche aus Belgien und Österreich, künstliche Blumen und Modeartikel aus Frankreich, hochwertige Glaswaren aus Österreich, Belgien und England, ätherische Öle aus Frankreich u. s. w.
Die Ausfuhr der Rohstoffe ist stetig geringer geworden, seitdem Deutschland seine Bodenerzeugnisse an Getreide, Holz, Flachs, Obst, ebenso seine Häute und Wolle, sein Schlachtvieh, Eier, Butter, Käse u. s. w. selbst verbraucht. Dagegen hat mit dem Aufblühen der Industrie die Ausfuhr der besser bezahlten Fabrikate erheblich zugenommen und nicht wenige derselben gehen nach allen Ländern der Erde. Dies gilt u. a. von den höherwertigen chem. Artikeln, von den Spielwaren, musikalischen Instrumenten, den Strumpfwaren von Chemnitz und Apolda, den photogr. Papieren aus Dresden, den Artikeln der Kleineisenindustrie in Rheinland-Westfalen, von der Berliner Konfektion, von den Lederwaren in Offenbach, den Goldschmucksachen in Hanau, Pforzheim und Gmünd, den Messerwaren, den Musselinen des Elsaß und den Weißwaren des sächs. Vogtlandes, von feinerm Porzellan und Glas, von Papier, Krefelder Halbseide und Sammet, Barmer Besatzartikeln, vom Rohzink, deutschem Sprit, den besten Rheinweinsorten u. s. w. In wenn auch nach und nach kleinern Posten geht Schlachtvieh noch nach England, Frankreich, Belgien und Holland, ebendahin auch Mehl; Rübenzucker nach England, Amerika, bis in die Heimatländer des Rohrzuckers; Eisenerze (aus Lothringen) nach Belgien, Roheisen nach Rußland, Österreich-Ungarn und der Schweiz, grobe Eisenwaren bis nach Asien und Südamerika, ebenso Maschinen