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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Deutsch-Österreichischer Klub; Deutschproben; Deutsch-Rasselwitz; Deutsch-sociale antisemitische Partei; Deutsch-Südwestafrika

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Deutsch-Österreichischer Klub – Deutsch-Südwestafrika

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft'

nach Besiegung der Rebellion die ganze Verwaltung (20. Nov. 1890). Die Gesellschaft erhielt dadurch den ausschließlichen Charakter einer privilegierten Erwerbsgenossenschaft. Sie nahm eine Anleihe von 10566000 M. unter Garantie der Regierung auf, welche ihrerseits zu einer jährlichen Auszahlung von 600000 M. für die Überlassung der Zolleinkünfte sich verpflichtete. Die Unternehmungen der Gesellschaft bestehen jetzt in Betrieb eigener Handelsgeschäfte, in Gründung und Bewirtschaftung einiger Plantagen, so eine in Kikokwe (bei Pangani) und zwei in Derema (Usambara). – Vgl. Wagner, Deutsch-Ostafrika. Geschichte der Gesellschaft für deutsche Kolonisation (2. Aufl., Berl. 1888); von Hellwald, Ostafrika und die Deutschen (in «Unserer Zeit», Lpz. 1887); Förster, Deutsch-Ostafrika (ebd. 1890); Schröder-Poagelow, Unsere Afrikapolitik (Berl. 1890).

Deutsch-Österreichischer Klub, eine Parteigruppe im österr. Abgeordnetenhause, die sich 21. Nov. 1885 durch die Spaltung der sog. Vereinigten Linken unter Führung von Chlumecky, Herbst, Kopp und Plener bildete. Sie zählte 71 Mitglieder und schloß die gemäßigtern Elemente in sich, während die Männer der «schärfern Tonart» zu dem Deutschen Klub (s. d.) zusammentraten. Ihr Programm forderte: Wahrung der geschichtlich begründeten Stellung der Deutschen in Österreich, Erhaltung der Staatseinheit, Festhaltung der deutschen Staatssprache, Befestigung des Bündnisses mit dem Deutschen Reich. Schon 6. Nov. 1888 erfolgte die Wiedervereinigung des Deutschen und des D. K. zu der Vereinigten deutschen Linken (s. d.).

Deutschproben, s. Proben.

Deutsch-Rasselwitz, Dorf im Kreis Neustadt des preuß. Reg.-Bez. Oppeln, an der Hotzenplotz und der Linie Camenz-Cosel-Kandrzin und der Nebenlinie D.-Leobschütz (15,4 km) der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 3066 E., Post, Telegraph, kath. Pfarrkirche, bedeutende Landwirtschaft und Viehzucht.

Deutsch-sociale antisemitische Partei nennt sich seit 1889 der eine, sich enger an die Konservativen anlehnende Zweig der antisemit. Partei (s. Antisemitismus) in Deutschland, der unter der Führung von Liebermann von Sonnenberg steht, während die mehr demokratische Deutsche Reformpartei von Dr. Boeckel geleitet wird. Ihr Programm fordert: Aufhebung der Gleichberechtigung und Stellung der in Deutschland lebenden Juden unter ein besonderes Fremdenrecht, Verbot der Einwanderung fremder Juden, möglichste Verstaatlichung der öffentlichen Verkehrseinrichtungen, des Inseratenwesens und aller Versicherungsanstalten, progressive Einkommen- und Erbschaftssteuer, Beschränkung der Gewerbefreiheit, Verbot des Terminhandels in Getreide, Einführung eines Heimstättengesetzes, Maximalarbeitstag nach der Eigenart der einzelnen Betriebe. Im Reichstag hat die D. a. P. 3 Mitglieder; ihr offizielles Parteiorgan ist die Wochenschrift «Deutsch-sociale Blätter» (Leipzig); von Tageszeitungen vertreten ihre Ansichten die «Staatsbürgerzeitung» (Berlin), «Deutsche Wacht» (Dresden), «Hannoversche Post» (Hannover) u. a.

Deutsch-Südwestafrika, deutsches Schutzgebiet, grenzt im W. an den Atlantischen Ocean, im N. an den Kunene und die portug. Kolonie Angola, im S. an den Oranjefluß und die Kapkolonie, im O. längs des 20.° östl. L. von Greenwich an die brit. Kronkolonie Betschuanenland und nördlich vom 22.° südl. Br. an das unter engl. Einfluß stehende ↔ Reich Khamas. Es hat einen Umfang von 830960 qkm und (1893) 172000 Eingeborene und 1150 Europäer, darunter 860 Deutsche. Den nördl. Teil bis zum Flusse Swakop nimmt das Herero- oder Damaraland ein, den südlichen Groß-Namaland. (S. Karte: Kamerun, Togo und Deutsch-Südwestafrika sowie Kapkolonien.)

Oberflächengestaltung. Langsam steigt von der mit Dünen und Felsrücken umsäumten Küste die 200 km breite Fläche zu einer mächtigen Hochebene, zur Naarib empor und von dieser zum wildzerklüfteten Randgebirge, das, aus Granit, krystallinischem Kalk, Porphyr und Basalt bestehend, von N. nach S. streicht und in den Etendekabergen 1370 m, im Runibebgebirge (im SO. der Walfischbai) 2285 m und im Hanamiplateau bei Bethanien 1670 m erreicht. Nach O. geht das Randgebirge in sanften Wellenlinien, zuweilen von tafelförmigen Bergkuppen unterbrochen, in die Kalahariwüste über. Hochebene und Gebirge treten bei der Walfischbai nahe an den Meeresstrand heran. Im N. verwandelt sich das Küstenplateau in eine hügelige Landschaft. Die über 11 Breitengrade sich erstreckende Küste hat nur zwei einigermaßen günstig gelegene Hafenplätze, die (allmählich versandende) Walfischbai (englisch) und die Swakopmündung (deutsch); letztere hat vor ersterer noch den Vorzug, daß Trinkwasser und auch Futter für das Vieh immer reichlich vorhanden und die Verbindung mit dem Innern weit günstiger ist. Der Erbauung einer Bahn nach dem Innern steht kein Dünengürtel entgegen wie im S. Von dem südlich gelegenen Sandwich- (oder Sandfisch-)Hafen (Porto do Ilheo) ist der Ausgang zum Festland wegen der mächtig sich auftürmenden Sanddünen ungemein schwierig. In dem geräumigen und vollkommen geschützten Hafen von Angra-Pequena könnten wegen des guten Ankergrundes die größten Seeschiffe sichere Unterkunft finden, allein das Hinterland ist absolut wasserlos, eine tief in das Land sich erstreckende Sandwüste. – Keiner der vom Gebirge herabströmenden Flüsse überdauert die Trockenzeit; sie versiegen sämtlich, ausgenommen der Fischfluß, welcher ganz Namaland von N. nach S. durchströmt und in den Oranjefluß sich ergießt. Der bei der Walfischbai mündende Swakop ist der längste (400 km); nördlich von ihm der Eisib, der wasserreichste, und südlich vom Swakop der Kuiseb der wasserärmste. Die trocknen Flußbetten, teils glatt mit Sand und Kies, teils mit Schlingpflanzen und Rasenflecken bedeckt, dienen streckenweise als Straßen.

Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Der Sommer beginnt im September mit heißen ausdörrenden Winden, denen kurze Gewitterstürme im Oktober folgen. Vom Dezember bis Mai fallen einige heftige Regengüsse. Der Winter (Mai bis September) zeichnet sich durch absolute Trockenheit und enorme Temperaturschwankungen, namentlich im Juli, aus (bei Tag bis zu 45°C. Hitze, in der Nacht 8°C. Kälte). Die Trockenheit der Luft und die günstige Höhenlage im Innern machen das Klima zu einem der gesundesten der Erde für Eingeborene und Europäer (Dove). Die Vegetation im allgemeinen leidet unter dem Mangel andauernder Bewässerung sehr. Der größte Teil des Landes ist während der trocknen Zeit mit Dorngebüsch, verkrüppelten Bäumen, Euphorbien, Fettpflanzen und Savannengras bedeckt. Einige wasserhaltige Pflanzen überdauern die Dürre: so der Tschappa, ein Wurzel-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 225.