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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Diabetesmittel – Diachylonpflaster

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Diabetes'

Lebergegend zurückführen. – Symptome der Krankheit sind, daß die Kranken ohne eine nachweisbare Ursache immer blässer, kraftloser und magerer werden, trotzdem daß sie reichlich essen und auffällig viel trinken. Ihr Atem wird eigentümlich riechend, ihr Zahnfleisch geschwollen und aufgelockert, ihre Haut trocken und schilferig, da die Schweißproduktion infolge des beträchtlichen Wasserverlustes durch die Nieren ganz aufgehoben ist, ihre Stimmung trübe, die Geschlechtsverrichtungen liegen oft ganz danieder. Alle Gewebe der Diabetiker besitzen infolge ihrer reichlichen Durchtränkung mit zuckerhaltiger Blutflüssigkeit eine große Neigung zu Entzündungen mit Ausgang in Eiterung und Brand, sodaß die Kranken oft monatelang von Furunkeln und ausgedehnten Zellgewebsentzündungen geplagt werden. Sicher zu erkennen ist die Zuckerkrankheit nur durch den chem. Nachweis von Zucker im Harn, wozu man sich verschiedener Untersuchungsmethoden (sog. Zuckerproben) bedient. Die gebräuchlichste ist die Trommersche Probe, nach welcher man eine Portion des betreffenden Harns mit Ätzkali oder Natronlauge versetzt und hierauf eine schwache Lösung von Kupfervitriol hinzufügt. Scheidet sich beim Erhitzen dieser Flüssigkeit rotes Kupferoxydul aus, so ist hiermit der sichere Nachweis von Zucker geliefert. Bei geringern Graden der Krankheit sind im Harn oft nur 1–2, bei höhern häufig 6–10 Proz. und noch mehr Zucker enthalten (s. Saccharimetrie).

Man kann die Krankheit oft lange in Schranken halten, wenn man den Kranken die zuckerige und mehlige Kost entzieht und sie vorzugsweise mit Fleischspeisen, Eiern u. dgl. sowie mit dem zu diesem Zweck erfundenen Kleberbrot ernährt. Eine konsequent durchgeführte diätetische Behandlung ist für alle Diabetiker von der größten Bedeutung. Erlaubt sind frisches, gepökeltes und geräuchertes Fleisch von Säugetieren, von Vögeln, Fischen und Schaltieren (Krebsen, Austern u. dgl.), ferner Butter, Speck und Öl, Eier (das Weiße mehr als das Dotter), Sahne, Quark und Käse (magerer mehr als fetter), von den Vegetabilien die zu Salaten dienenden grünen Blätter und Kräuter, Spinat, Blumenkohl und andere Kohlarten, Spargel, Rettich; ferner Kleberbrot, Mandelbrot (allenfalls auch etwas geröstetes Brot); Mandeln, Nüsse und Gewürze. Von den Getränken sind Wasser, Soda-, Selters- und alle Mineralwässer, Thee, Kaffee und Kakao sowie alle ungefälschten Spirituosen (Cognac, Rum, Sherry, Bordeaux- und Burgunderweine sowie Rhein- und Moselweine) zu gestatten. Streng zu verbieten sind dagegen Zucker und Honig, gewöhnliches Brot, Mehl und alle Mehlspeisen, alle süßen und eingemachten Früchte, von den Wurzelgemüsen Mohrrüben, gelbe Rüben, Sellerie, Gurken, Radieschen, weiterhin Milch, Molken, Schokolade, Bier, Champagner und moussierende Weine und Limonaden, endlich Portwein, Madeira und ähnliche süße Weine und Liqueure. Als Ersatz für den Zucker darf den Speisen und Getränken Saccharin zugesetzt werden. Außer dieser streng diätetischen Behandlung ist besonders wichtig, daß man die Haut der Diabetiker durch Flanellkleidung auf dem bloßen Leibe, häufige warme Bäder, Thermalbäder, Schwefelbäder u. dgl. in Thätigkeit versetze. Von den empfohlenen specifischen Mitteln haben sich die alkalischen Mineralwässer von Karlsbad, Neuenahr und Vichy am meisten bewährt. Vor gewaltsamen Kuren mit eingreifenden Arzneimitteln müssen sich übrigens ↔ solche Kranke durchaus hüten. – Vgl. Seegen, Der Diabetes mellitus (3. Aufl., Berl. 1893); von Düring, Ursache und Heilung des Diabetes mellitus (4. Aufl., Hannov. 1892); Cantani, Der Diabetes mellitus (aus dem Italienischen von Hahn, Berl. 1877); Strauß, Die einfache zuckerlose Harnruhr (Tüb. 1870); Frerichs, über den D. (Berl. 1884); Hertzka, Die Zuckerharnruhr (Karlsb. 1884); Ebstein, Über die Lebensweise der Zuckerkranken (Wiesb. 1892); Hirschfeld, Die Behandlung des D. (Berl. 1893).

Diabetesmittel, s. Geheimmittel.

Diabetĭker, ein mit Diabetes (s. d.) Behafteter.

Diabetometer, Apparat zur Bestimmung des Zuckers im Urin, s. Saccharimetrie.

Diable (frz., spr. diabbl), Teufel; Diablerie (spr. -rih), Teufelei, Hexerei, Teufelsspiel; in der dramat. Kunst eine Art der Moralitäten und Farcen, worin der Teufel und die Personifikation des Lasters auftraten; wenn vier Teufel auftraten, nannte man das Stück eine grande diablerie; Diablesse (spr. -leß), Teufelsweib; Diablotin (spr. -täng), Teufelchen; Sprühbonbon, Schokoladenplätzchen.

Diablerets, Les (spr. lä diablĕreh), Bergstock in der Wildhorngruppe der südl. Freiburger Alpen (s. Westalpen), an der Grenze der schweiz. Kantone Waadt, Wallis und Bern, erstreckt sich als 25 km langer Keil nordöstlich von Bex im Rhônethal mit zunehmender Breite bis zu der Hochebene des Sanetschpasses (2324 m). Die herrschenden Gesteine sind Kalkstein der Kreideformation und Schiefer, Sand- und Kalksteine der untern Tertiärformation. Die Spitze des Keils zwischen Grionne und Avençon wird von den bewachsenen 1000–1800 m hohen Rücken gebildet; weiter nordöstlich steigt die Kette mit den Zacken der Rochers du Vent, der Pointes de Châtillon und des Culant zu 2000–2798 m Höhe und erreicht in den eigentlichen D. in der Tête d’Enfer 2769, der Tête Ronde 3043, den beiden Spitzen der Mitre (Bischofsmütze) 3217 und 3201 und im Dôme 3246 m. Weiter östlich liegt die Tour de St. Martin (2913 m). Vom Dôme zieht sich ein 3000 m hoher, meist vergletscherter Kamm nach NO. und verbindet die eigentlichen D. mit dem Oldenhorn (3124 m), das mit dem Sex Rouge (2977 m) und dem Sanetschhorn (2946 m) den Nordrand des Massivs bildet. Nur der Nord- und Ostabhang ist stark vergletschert (Glacier de Zanfleuron, fast 5 km lang, 2 km breit, und Glacier du D., südwestlich davon). Am Südabsturz finden sich ungeheure Blöcke und Schuttkegel, die Kennzeichen häufiger Bergstürze (z. B. 1714 und 1749). Die Hauptgipfel der D. werden meist vom Sanetsch, vom Creux de Champ und von Anzeindaz aus bestiegen.

Diablotin, s. Diable.

Diabolisch (grch.), teuflisch; Diabololŏgie, Lehre vom Teufel.

Diabŏlus (grch.), Teufel; auch Name einer Gattung der Beutelmarder (s. d.).

Diabrosis (grch.), Durchfressung; daher Blutung per diabrosin soviel wie Blutung aus einem durch ein Geschwür angefressenen Gefäß.

Diacetŭrie (grch.) die Anwesenheit von Acetessigsäure im Harn bei Diabetes und fieberhaften Affektionen. Bei D. wird der Harn auf Zusatz von Eisenchlorid rot gefärbt.

Diacetyl, s. Diketone.

Diachoresis (grch.), Darmentleerung, Stuhlgang; diachoretische Mittel, den Stuhlgang befördernde Mittel.

Diachylonpflaster, s. Bleipflaster.